Nach der Kreisliga-B-Partie zwischen Erftstadt-Lechenich II und Inter Euskirchen kam es zu einer Schlägerei zwischen Spielern der Teams.
Nach SchlusspfiffSchlägerei zwischen Spielern von Erftstadt-Lechenich und Inter Euskirchen

Setzt weiter auf Fair Play: Inter-Euskirchen-Trainer Abed Mehio (r.), hier mit Uwe Stark, Vorsitzender des Kreisschiedsrichter-Ausschusses.
Copyright: Rocco Bartsch (Archivbild)
Im zweiten Pflichtspiel der Saison von Inter Euskirchen hat es zum zweiten Mal unschöne Vorkommnisse gegeben. Eine Woche nach dem Spielabbruch der Kreispokalpartie gegen den SSV Weilerswist, bei der der Schiedsrichter sich offenbar durch einen Zuschauer bedroht gefühlt hatte, gab es beim Liga-Auftakt im Auswärtsspiel gegen den SC Germania Erftstadt-Lechenich II nach dem Abpfiff eine Schlägerei. Auslöser, so die Aussagen von Inter-Euskirchen-Trainer Abed Mehio, sei allerdings ein Spieler der Erftstädter gewesen. Dies deckt sich mit Angaben, die ein neutraler Zuschauer im Gespräch mit dieser Zeitung machte.
Unterschiedlich waren allerdings die Wahrnehmungen zur Vorgeschichte. Schiedsrichter Maik Claus, den Mehio als „Top-Schiri“ bezeichnet, hatte in der 60. Minute bei beiden Mannschaften jeweils einen Spieler vom Platz gestellt. „Wegen Beleidigung“, teilte Uwe Stark, Vorsitzender des Kreisschiedsrichter-Ausschusses, anhand des von Claus gefertigten Spielberichts mit. Laut Mehio hatte der Erftstädter Spieler einen Euskirchener gefoult und sei danach „läppsch“ geworden. Er habe einen anderen Inter-Akteur geschubst (was einer Tätlichkeit entsprechen würde), der daraufhin ausfallend geworden sei. „Beide sahen Rot“, sagte Mehio, der ansonsten eine faire Partie, die seine Mannschaft mit 5:1 gewann, wahrgenommen hatte. Nach der kurzen Rudelbildung lief das Spiel ohne Zwischenfälle weiter.
Nach Schlusspfiff eskalierte die Situation vor den Kabinen
Um eine Eskalation nach dem Schlusspfiff zu vermeiden, ließ er seine Spieler nur kurz in die Kabine, um ihre Taschen zu holen, und schickte sie dann direkt zum Parkplatz. Aufs Duschen verzichtete man bewusst. Allerdings sei der Spieler von Erftstadt-Lechenich, der 30 Minuten zuvor eine Rote Karte gesehen hatte, nicht zu bändigen gewesen. Er habe erst gedroht, sich dann losgerissen und schließlich die Euskirchener Spieler attackiert. Nach einer ersten Beruhigung habe der Erftstädter sich eine Glasflasche geschnappt und die Euskirchener bedroht. „Unsere Spieler haben sich nur gewehrt, dann kam es zu einer erneuten Schlägerei“, sagte Mehio, der hinzufügte: „Wir wollen das nicht haben. In der letzten Saison hatten wir keinen einzigen Vorfall.“
Der neutrale Zuschauer bestätigt Mehios Aussagen und berichtet von einer angespannten Atmosphäre nach dem Schlusspfiff. „Die Inter-Spieler wollten direkt heim, der Lechenicher rastete aber komplett aus“, so der Zuschauer: „Der Spieler rannte in den Pulk von Euskirchener Spielern hinein, es gab ein Riesengerangel. Danach wollte er mit einer Glasflasche in der Hand in die Kabine.“
Die beiden Spieler beschuldigen sich gegenseitig der Körperverletzung
Zwischenzeitlich war auch die alarmierte Polizei eingetroffen. Gegen 14.30 Uhr sei man zum Sportplatz am Kölner Ring in Lechenich gerufen worden, weil sich dort mehrere Personen geschlagen haben sollen, teilte die Polizei Rhein-Erft mit. Beim Eintreffen einer Streifenwagenbesatzung und eines Polizisten mit Diensthund als Unterstützung sei die Stimmung aufgeheizt gewesen. Ein strafrechtlich relevantes Verhalten sei zunächst nicht festgestellt worden. „Zwei Geschädigte beschuldigten den jeweils anderen eines Körperverletzungsdeliktes“, so die Polizei. Die Personalien der Beteiligten und Zeugen seien festgehalten worden. Es bestehe der Verdacht der Körperverletzung.
Paul Esser, Sportdirektor von Erftstadt-Lechenich, war selbst nicht vor Ort, sondern mit der ersten Mannschaft beim FVM-Pokalspiel in Erkelenz. Plötzlich habe er eine Nachricht nach der anderen erhalten. „Ich bin enttäuscht, dass so etwas auf unserer Anlage passiert ist“, sagt er. Es sei immer tragisch, wenn die Polizei zu einem Fußballspiel kommen müsse. Wie ihm geschildert wurde, hätten sich verängstigte Zuschauer im Vereinsheim eingeschlossen. Mit dem betreffenden Spieler der zweiten Mannschaft, der nach den Schilderungen Auslöser der Eskalation war, werde man das Gespräch suchen.
Vereine müssen Ordner stellen, tun das aber nur in den seltensten Fällen
Da die Vorfälle außerhalb der Umrandung des Spielfeldes stattfanden, nämlich vor der Tribüne und den Kabinen, sei Schiedsrichter Maik Claus nicht involviert gewesen, sagte Schiri-Chef Uwe Stark. Man werde in Ruhe beobachten, wie es weitergeht. Eine Forderung an die Vereine hat Stark aber: „Stellt Ordner!“ Sie hätten beispielsweise in der Partie von Inter Euskirchen gegen Weilerswist dafür sorgen können, dass der entsprechende Zuschauer der Anlage verwiesen worden wäre.
Das sieht auch Abed Mehio so. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Heimvereine zwar für Partien Ordner stellen müssen, es aber in den seltensten Fällen tun. Inter Euskirchen will die Vorgabe nun konsequent umsetzen. „Wir werden jetzt bei Heimspielen Ordner stellen und diese dem Schiedsrichter auch vorher melden.“ Auch bei Auswärtsspielen wolle man zwei, drei Zuschauer abstellen, die bei Bedarf einschreiten können.
Gegen Weilerswist brach der Schiri die Partie in der 82. Minute ab
Rückblickend sei das Pokalspiel gegen Weilerswist ein faires Spiel gewesen. Allerdings habe der Unparteiische von Anfang an Bedenken geäußert und die Partie gar nicht erst anpfeifen wollen, weil die Kabine nicht seinen Erwartungen entsprochen habe, so Mehio. So habe ein Fahrrad dort gestanden, es fehlten ein Tisch und ein Getränk. Eine Rote Karte in der 17. Minute gegen einen Inter-Spieler sei eine Fehlentscheidung gewesen. „Der Spieler hat mit sich selbst geflucht“, sagt Mehio. Der Schiedsrichter habe das aber als Beleidigung aufgefasst.
Auslöser für den Spielabbruch waren laut Mehio unterschiedliche Auffassungen zu einer Abseitssituation beim 7:0 gewesen. Der Assistent habe die Fahne gehoben, der Schiedsrichter diesen aber überstimmt. Das brachte einen Zuschauer auf die Palme. In der 82. Minute reichte es dem Unparteiischen dann wohl. Laut Mehio habe es eine Auseinandersetzung zwischen Zuschauer und Schiedsrichter gegeben, daraufhin folgte der Abbruch. „Die Mannschaft war daran überhaupt nicht beteiligt“, sagt der Trainer, der im Falle einer möglichen Neuansetzung (die Entscheidung des Sportgerichts steht noch aus) nicht mit seinem Team antreten will. „Weilerswist war stärker und hat verdient gewonnen. Wir wollen gar keine Wiederholung“, so Mehio.