Weil die Baufirma Insolvenz angemeldet hat, kommt der Breitbandausbau in Kall zum Erliegen. Politik und Verwaltung wollen Druck machen.
Baufirma ist insolventGemeinde Kall hat nun neue Probleme beim Breitbandausbau

An mehreren Stellen im Ort gibt es noch Stolperfallen, weil die Deckschicht noch nicht aufgetragen wurde.
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Die Posse um den von zahlreichen Beschwerden der Bürger begleiteten Breitbandausbau in Kall geht weiter. Bis zum 1. September hatte der Bauausschuss der Gemeinde der E.ON-Tochter Westconnect und deren Bevollmächtigten Databau aus Neuss Zeit gegeben, die Mängel zu beseitigen. Doch daraus wird nichts: Databau hat am 1. September Insolvenz angemeldet. Das berichtete der Vorsitzende Bert Spilles im Ausschuss für Entwicklung, Umwelt, Digitalisierung und öffentliche Sicherheit.
„Nach Angaben von Databau wurden 96 Prozent der ihnen bekannten Mängel behoben“, sagte Günter Margraff, bei der Gemeinde unter anderem zuständig für den Tiefbau. Er habe sich auch selbst vor Ort ein Bild gemacht. Und sein Eindruck war wohl ein anderer. „Das Problem ist, dass der Begriff Mangel von jedem anders definiert wird. Eine nicht fertiggestellte Arbeit ist, solange es noch keine Abnahme gab, kein Mangel“, sagte Margraff.
Bei Hausanschlüssen in Kall stehen Restarbeiten an
Bei den Netztrassen stünden noch Restarbeiten an. An einigen Stellen fehle die oberste Asphaltschicht. Sie werde erst aufgetragen, wenn der Glasfaseranschluss beim Kunden zu Hause verlegt und betriebsbereit sei. „Wenn es zum Beispiel einen Knick in der Leitung oder Ähnliches gibt, muss der Bereich ja wieder geöffnet werden“, so Margraff.
Wo sich schon das nächste Problem offenbart: Weil die Firma Databau nicht genug Montagetrupps für die Anschlüsse nach Kall geholt habe, seien die Hausanschlüsse nicht verlegt, deshalb die Oberflächen nicht fertiggestellt. Aktuell habe man keine neuen Netztrassen mehr genehmigt.
„Westconnect hat uns geschrieben, dass 49 von 51 festgestellten Mängeln behoben wurden. Wir haben eine andere Sicht auf die Dinge, denn es sind in der Zeit ja auch wieder neue hinzugekommen“, sagte Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Er schlug vor, sich mit anderen Kommunen kurzzuschließen, in denen Databau gearbeitet habe, und sich gemeinsam an Westconnect zu wenden. „Wir leben mit diesen Mängeln an manchen Stellen schon seit 14 Monaten“, sagte Spilles. Teilweise seien die Einschränkungen für die Bürger massiv. „Wie die Firma agiert hat, konnte das nicht gut gehen“, sagte Dr. Manfred Wolter (FDP). Man habe nicht nur die Mängel, sondern warte auch auf den Breitbandanschluss: „Wir müssen in der Situation über eine eigene Schadensdokumentation nachdenken.“ Das habe man auch bei anderen Baustellen schon so gemacht.
Frust der Anwohner in Kall über neue Baustellen ist groß
„In der Heidestraße haben diese Dilettanten in den vergangenen Tagen noch die Straße halb aufgerissen im hinteren Bereich. Jetzt kommen die Leute mit Rollstuhl nur noch mit massiver Hilfe aus dem Haus“, berichtete Willi Frauenrath (CDU). Der Unmut der Anwohner sei dementsprechend groß. „Da muss Druck gemacht werden“, so Frauenrath. „Man muss der Westconnect klar machen, dass überall dort, wo Arbeiten begonnen wurden, diese auch beendet werden müssen. Da gibt es dann keine Interpretationsmöglichkeiten“, meinte Dr. Guido Huppertz (Grüne). Darauf müsse man die Firma drauf festnageln.
Karl Vermöhlen (SPD) erinnerte daran, dass bald der Winter vor der Tür steht: „Dann müssen wir mit Schnee und Eis rechnen. Bis dahin müssen die Arbeiten beendet und die Stolperfallen beseitigt werden.“
„Wir haben eben noch mit Westconnect telefoniert und werden kurzfristig einen Termin machen, um eine Lösung zu finden “, sagte Markus Auel, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters.