Kooperation beim Wohngeld: Einst niedrige Fallzahlen in Blankenheim und Dahlem sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.
Wohngeld-BearbeitungGemeinde Kall gibt Nachbar-Kommunen keinen Rabatt mehr

Auch in den Eifel-Kommunen Kall, Blankenheim und Dahlem sind die Zahlen der Wohngeldanträge zuletzt stark angestiegen (Symbolbild).
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Die Zahl der Wohngeldempfänger nimmt auch in den Gemeinden Blankenheim und Dahlem deutlich zu. Eine interkommunale Zusammenarbeit mit der Gemeinde Kall, die die Antragsverwaltung für alle drei Kommunen seit 2017 übernommen hat, wurde daher geändert: Rabatte für die Sachbearbeitung aufgrund einst niedriger Fallzahlen werden zum 1. Januar 2026 gestrichen.
Markus Stoff, Kämmerer der Gemeinde Kall, muss wie alle kommunalen Haushaltverwalter auf den Euro gucken. Das wiederum hat ihn jetzt zu eher ungewöhnlichen Briefen an die Blankenheimer Bürgermeisterin Jennifer Meuren und deren Dahlemer Kollegen Jan Lembach veranlasst. Grund ist die interkommunale Zusammenarbeit bei der Wohngeldsachbearbeitung.
Zusammenarbeit der Verwaltungen im Kreis Euskirchen hat sich bewährt
Solche Kooperationen sind bei den kleineren Kommunen im Südkreis nichts Ungewöhnliches – von der Rufbereitschaft im Ordnungsamt bis zu Rentenanträgen arbeiten sie bei verschiedenen Themen in unterschiedlichen Konstellationen zusammen. Jüngst haben Blankenheim, Dahlem, Hellenthal, Kall, Nettersheim und Schleiden eine Zusammenarbeit beim Aufbau eines gemeinsamen Gemeindearchivs begonnen. Hauptgrund hier: Kosten sparen und dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
Im Fall der Wohngeldstelle geht es ums liebe Geld. Grund für den Beginn der Zusammenwirkens 2016 war weniger der Fachkräftemangel als der vergleichsweise niedrige Arbeitsaufwand. So wurden 2017, dem ersten Jahr der Aufgabenübernahme durch das Kaller Rathaus-Team, 153 Wohngeldanträge aus dem Gemeindegebiet Blankenheim und 59 aus der Gemeinde Dahlem bearbeitet. Das war überschaubar. Die Zahlen blieben ausweislich einer Statistik der Kaller Verwaltung bis 2021 relativ konstant. Doch ab 2022 änderte sich das: Seitdem sind die Fallzahlen deutlich gestiegen.
Aus der Gemeinde Blankenheim kamen 2022 insgesamt 169 Wohngeldanträge, 2023 waren es 215 und 233 im vergangenen Jahr. Seit 2017 ist das ein Anstieg um 52 Prozent. Noch deutlicher ist der Zuwachs bei den Anträgen aus der Gemeinde Dahlem: 59 waren es 2017, 2022 aber schon 81, 2023 107, und im vergangenen Jahr 99 – ein Anstieg um 68 Prozent.
Mehrkosten für die Gemeinden Dahlem und Blankenheim
Der damit verbundene Mehraufwand im Kaller Rathaus stellt nun das bislang angewendete Rabattsystem als Finanzierungsgrundlage der Arbeit infrage. Bisher gewährt die Gemeinde Kall den Nachbarkommunen wegen des zunächst ja eher geringen Arbeitsaufwands einen Nachlass in Höhe von 20 Prozent bei den Arbeitsplatzsachkosten und den Verwaltungsgemeinkosten. Dieser Rabatt soll ab dem kommenden Jahr gestrichen werden. Auf die Gemeinde Blankenheim kämen dann, am Beispiel des vergangenen Jahres gerechnet, Mehrkosten von rund 1494 Euro zu, Dahlem würden 625 Euro mehr in Rechnung gestellt.
Doch was sind die Gründe für den deutlichen Anstieg der Wohngeldanträge neben einer allgemeinen Verteuerung der Lebenshaltungskosten und etwa der Wohnungsmieten? Kalls Kämmerer Markus Stoff sieht zwei Ursachen. Zum einen die Wohngeldreform, die Anfang 2023 in Kraft getreten ist, und zum anderen die 2020 eingeführte Änderung des Wohngeldgesetzes, was den Kreis der Berechtigten vergrößert habe.
Die Gemeinderäte in Blankenheim und in Dahlem schrecken die Mehrkosten nicht ab. Sie sehen weiterhin die Vorteile der Kooperation. In den jüngsten Sitzungen beider Gremien wurde einstimmig die Rabattstreichung ab 2026 beschlossen.