Suche nach UnterkünftenAufnahmekapazitäten für Geflüchtete in Kall sind stark erschöpft

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Tiny-Häuser in Kall im Vogtpesch.

Aktuell werden die Tiny-Häuser an den drei Standorten in Kall noch für die Unterbringung von Flutopfern benötigt. Wegen der künftigen Nutzung der Häuser führt die Gemeinde aber schon Gespräche.

Zurzeit leben 315 Menschen mit Fluchthintergrund in der Gemeinde Kall. Doch der Platz wird knapp. Tiny-Häuser schaffen derzeit Abhilfe.

„Der erwartete starke Zuzug aus der Ukraine in den Wintermonaten ist bislang ausgeblieben“, berichtete Bürgermeister Hermann-Josef Esser im Gemeinderat im Bürgerhaus in Rinnen. Trotzdem seien die Aufnahmekapazitäten der Gemeinde aktuell erschöpft.

Um weitere Geflüchtete unterbringen zu können, sei die Verwaltung ständig auf der Suche nach neuen Unterkünften und denke auch über Containerlösungen nach. Nach Angaben des Integrationsbeauftragten der Gemeinde Kall, Paul Neufeld, leben zurzeit 315 Menschen mit einem Fluchthintergrund im Gemeindegebiet. Sie kommen aus 23 Ländern.

Freie Wohnungen in der Gemeinde schwer zu finden

Allein 105 – oft Frauen und Kinder – sind nach Angaben des Integrationsbeauftragten vor dem Krieg in der Ukraine geflohen. Die geflüchteten Menschen müssen sich zuerst bei der Gemeinde Hellenthal melden, die im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit für die Bearbeitung der Anträge nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zuständig ist.

In Kall werden die Neuankömmlinge von Neufeld und seiner Kollegin Julia Rudak begrüßt und in ihre Unterkünfte gebracht. Von Vorteil ist, dass beide Russisch sprechen. „Bei Bedarf unterstützen wir die Menschen auch bei ersten Behördengängen oder beim Schriftverkehr“, erklärt der Integrationsbeauftragte, der sich auch um das Wohnraummanagement kümmert. Freie Wohnungen zu finden, wird für die Gemeinde mittlerweile aber immer schwieriger.

Zuweisungsstopp in Arnsberg

Der Bürgermeister berichtete im Rat von einem Telefonat mit der für die Zuweisung zuständigen Bezirksregierung Arnsberg. Dabei sei ihm mitgeteilt worden, dass die Zahl der Asylanträge zurzeit leicht rückläufig sei. Im Moment gelte für die Gemeinde wieder ein Zuweisungsstopp. Die Vereinbarung, dass von Flut betroffene Kommunen weniger Geflüchtete aufnehmen müssen, laufe im Sommer aus.

Anschließend solle wieder der normale Verteilungsschlüssel gelten. Spätestens dann könnten der Gemeinde weitere Zuweisungen bevorstehen, denn die aktuelle Erfüllungsquote in Kall liegt nach Aussage von Esser nur bei fast 80 Prozent. „Damit befinden wir uns im unteren Mittelfeld der Kommunen. Um die Quote 100-prozentig zu erfüllen, müssten noch 38 Menschen aufgenommen werden.“Die Verwaltung sei ständig auf der Suche nach neuen Unterkünften, die angemietet oder gekauft werden können.

Zukunft der Tiny-Häuser noch ungewiss

Derzeit habe man laut Esser zwei weitere Objekte zur Anmietung in Aussicht. „Wir denken auch über Containerlösungen nach, wollen aber, wenn überhaupt, kleine Standorte mit wenigen Wohnungen.“ Doch auch dafür müssten erst einmal passende Standorte gefunden werden. Dr. Guido Huppertz (Grüne) wollte wissen, was mit den Tiny-Häusern zukünftig geschieht.

Insgesamt zehn dieser mobilen Unterkünfte hatte die Gemeinde Flutopfern, die ihre Wohnungen verlassen mussten, an drei Standorten in Kall zur Verfügung gestellt. Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland hatte den Kauf und die Ausstattung der Häuser mit bis zu einer Million Euro aus Spenden des Hilfsbündnisses „Aktion Deutschland hilft“ unterstützt. „Ist schon absehbar, wann die Bewohner der Tiny-Häuser wieder in ihre Wohnungen zurück können und andere dort einziehen können?“, fragte Huppertz. „Das ist im Moment noch nicht möglich“, antwortete der Bürgermeister.

Wegen möglicher Folgenutzungen der Tiny-Häuser in der Zukunft liefen aber bereits Gespräche. Hinweise auf freie Unterkünfte in der Gemeinde nimmt Julia Rudak montags und donnerstags unter 02441-88868 oder per E-Mail entgegen.

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