Lesung für UkraineflüchtlingeUrsula Weidenfeld liest in Kommern aus Merkel-Buch

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Mit einer Lesung von Dr. Ursula Weidenfeld wollte der Lions-Club Spenden für Kriegsflüchtlinge in Kommern sammeln.

Mit einer Lesung von Dr. Ursula Weidenfeld wollte der Lions-Club Spenden für Kriegsflüchtlinge in Kommern sammeln.

Mechernich-Kommern – Millionen Menschen sind seit Beginn des Krieges in der Ukraine bereits geflüchtet und suchen in anderen Ländern Schutz. Einige Kommerner haben es sich zur Aufgabe gemacht, sich diesen Menschen in Not anzunehmen. „In der Nähe der Kirche, die uns bei diesem Vorhaben sehr unterstützt hat, möchten wir ein Haus renovieren und den Geflüchteten zur Verfügung stellen“, berichtete Uwe Reetz.

Engagiert für Flüchtlinge

Mit Freunden ist er bereits zur polnisch-ukrainischen Grenze gefahren, um Hilfsgüter zu liefern. „Dabei haben wir eine junge Mutter getroffen, nur mit einer kleinen Tasche und zwei Kindern auf dem Arm. Eines davon hat fürchterlich geschrien.“ Ein Dolmetscher habe erklärt, dass das Kind nach seinem Vater rufe.

„Da ich mich selbst während der Corona-Pandemie zwei Mal über Familienzuwachs freuen durfte, hat mir dieser Augenblick wirklich die Sprache verschlagen. Da wurde mir klar, wie wichtig diese Aufgabe ist, die wir uns selbst gestellt haben", sagte Reetz.

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Politik der Bundesrepublik im Licht des Ukraine-Krieges

Da dieses Vorhaben nicht nur Engagement, sondern auch finanzielle Mittel benötigt, haben die Mitglieder des Lions-Clubs Euskirchen-Veybach und des Lions-Fördervereins Euskirchen für Dienstag zu einer Autorenlesung in den Burghof Kommern eingeladen. Die bei diesem Anlass gesammelten Spenden kommen dem Renovierungsprojekt zugute.

„Es wird aktuell viel darüber diskutiert, inwiefern die Politik der Bundesrepublik in der Vergangenheit mit dem aktuellen Konflikt in Verbindung steht“, erklärte Lions-Club-Sekretär Theodor Spiluttini. Mit dieser Frage hat sich auch die aus Kommern stammende Dr. Ursula Weidenfeld im Rahmen der Recherchen zu ihrem Buch „Die Kanzlerin – Porträt einer Epoche“ auseinandergesetzt.

Merkel hätte Dinge besser machen können

Bei ihrer Lesung gab sie einen Einblick in die Antworten, die sie dabei gefunden hat. „Rückblickend kann man sagen, dass Angela Merkel in ihren 16 Jahren Amtszeit einige Dinge hätte besser machen können. Sie hat sich häufig nur mit den Problemen befasst, die aktuell auf ihrem Tisch lagen, weitreichende Folgen, die dadurch entstehen könnten, jedoch oft nicht bedacht“, so die Autorin. So habe sie beispielsweise für den Ausstieg aus der Atomenergie innerhalb weniger Wochen eine Lösung gefunden.

Abhängigkeit von russischem Gas durch Nordstream-2-Bau

Der später ebenfalls von ihr genehmigte Nordstream-2-Bau für den Gasimport habe zu jener Abhängigkeit von Russland geführt, die aktuell diskutiert wird. „Wenn man sich nicht die Frage stellt: ,Wo will ich hin?’, sondern nur gute Politik machen möchte, macht man sicherlich viele Sachen richtig, aber auch einiges gar nicht.“

Trotz dieser Beispiele hält Weidenfeld große Teile der aktuellen Kritik für unangebracht: „Sie als Versagerin hinzustellen, wäre absolut falsch. Stattdessen sollten wir uns einmal die Frage stellen, wo wir 2005 waren und wo wir heute stehen.“ Schließlich seien viele Fortschritte ebenfalls Merkel zuzuschreiben: „Ihr Vorantreiben in der Kinderganztagsbetreuung und dem Atomausstieg hat uns enorm weitergebracht. In einer derart langen Amtszeit entstehen unweigerlich Fehler. Dabei dürfen wir aber nicht aus den Augen verlieren, dass dies eine sehr gute Zeit für Deutschland und die Europapolitik war.“

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In einer anschließenden Diskussionsrunde gab Ursula Weidenfeld weitere Einblicke in das Wirken von Angela Merkel. Dabei hob sie Vor- und Nachteile von Entscheidungen wie dem Ausstieg aus der Wehrpflicht hervor. „Es ist wichtig, über solche Themen zu diskutieren und sie nicht zu einseitig zu betrachten“, so Spiluttini: „Wenn dabei auch noch möglichst viele Spenden für das Kommerner Hilfsprojekt zusammenkommen, haben alle gewonnen.“

„Die Kanzlerin – Porträt einer Epoche“ von Ursula Weidenfeld, 352 Seiten, ISBN 978-3-7371-0123-3, ist für 22 Euro im Buchhandel erhältlich.

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