2025 bleibt die Zahl der Museumsgäste in Kommern wohl unter der Marke von 200.000 Besuchern. Der Sparkurs des LVR sei dafür nur zum Teil verantwortlich.
Bilanz und AusblickDas Kommerner Freilichtmuseum geht 2026 in ein weiteres Spar-Jahr

Das Team des LVR-Freilichtmuseums konnte im zu Ende gehenden Jahr nur knapp unter 200.000 Gäste in Kommern begrüßen. Dafür sei aber in erster Linie das Wetter verantwortlich gewesen, heißt es vom Museum.
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Laut der Experten des Erftverbands, die wegen der Pegelstände von Erft und Veybach auch stets die Niederschlagsmengen in der Region im Auge haben, war 2025 ein durchschnittlich nasses Jahr. Dr. Carsten Vorwig hat einen ganz anderen Eindruck gewonnen – jedenfalls, wenn es um das Wetter bei den großen Publikumsveranstaltungen im Kommerner Freilichtmuseum des zu Ende gehenden Jahres geht.
„Wenn ich ein Wort für 2025 nennen muss, dann wäre das ‚Regen‘“, so der Museumschef. „Das fing im Prinzip schon um Ostern an, mit dem Jahrmarkt anno dazumal: Die zweite Woche war total verregnet, und es war auch noch sehr kalt. Das hat uns in der Summe rund 20.000 Besucher gekostet“, zieht Vorwig einen Vergleich zu den besonders gut besuchten Jahren.
Selbst an den Weihnachtstagen gehört es für einige Stammgäste schon fast traditionell dazu, einen Ausflug ins Museum zu machen.
Aber Probleme mit dem Wetter gehörten in einem Freilichtmuseum, wo sich ein Großteil der Aktivitäten unter freiem Himmel abspielten, nun einmal dazu, sagt Vorwig achselzuckend: „Zu warmes Wetter kann dabei ebenso negative Auswirkungen auf die Besucherzahlen haben wie Regen oder kühles Wetter“, so der Museumsleiter.
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„Regen“ ist für Museums-Chef Dr. Carsten Vorwig das Wort des Jahres
Einen großen Einfluss haben auch die Wetterprognosen. „Für den zweiten Tag unserer Veranstaltung ‚Nach der Ernte‘ war zum Beispiel ein heftiger Sturm angekündigt. Der Sturm blieb aus, aber trotzdem kamen sonntags kaum Gäste ins Museum.“ Eine rekordverdächtige Besucherzahl habe es hingegen bei der „Zeitblende 1975“ gegeben: „In den Tagen vor der Veranstaltung war es über 35 Grad heiß, am Veranstaltungswochenende hatten wir dann angenehme 20 Grad. Da sind wir regelrecht überrannt worden von den Leuten“, so Vorwig.

Die Einhausung an der Bockwindmühle aus Spiel, die in diesem Jahr entstanden ist, gehört mit der darin untergebrachten Ausstellung zu den wenigen Neuerungen, die Museumsleiter Dr. Carsten Vorwig 2025 präsentieren konnte.
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Insgesamt rechnet der Museumschef in diesem Jahr mit rund 195.000 Besucherinnen und Besuchern. „Wir haben ja noch ein paar Tage bis Silvester – da kommen sicher noch einige Hundert Gäste dazu. Selbst an den Weihnachtstagen gehört es für einige Stammgäste schon fast traditionell dazu, einen Ausflug ins Museum zu machen“, berichtet Vorwig.
Die Unwägbarkeiten des Wetters waren allerdings nicht die einzigen Turbulenzen, mit denen sich Vorwig und sein Team auseinandersetzen mussten. „2025 war das erste Jahr einer zweijährigen Kürzung des LVR-Kulturetats“, so Vorwig. Auch bei den Werbemaßnahmen habe man den Rotstift ansetzen müssen, was sich ebenfalls negativ auf die Besucherzahlen ausgewirkt habe.
Am Programm hat das Kommerner Museum 2025 nicht gespart
Man habe sich jedoch entschieden, nicht am Programm der bereits erwähnten Großveranstaltungen zu sparen – für die Museumsbesucher, die 2025 den historischen Jahrmarkt, die Zeitblende, den „Tag nach der Ernte“ oder den „Advent für alle Sinne“ besuchten, waren also kaum Veränderungen spürbar.
Gespart wurde unterdessen am Ausstellungsprogramm, wo es diesmal keine großen Neuerungen gab. Ganz untätig waren die Ausstellungsmacher aber dennoch nicht: „Wir haben im Sommer die Bockwindmühle eröffnet, und da ist auch eine Ausstellung zur Geschichte der Mühle enthalten“, so Vorwig. Hier sei der Förderverein eingesprungen, um das Projekt zu ermöglichen.

Der „Jahrmarkt anno dazumal“ lockt in der Regel etwa ein Viertel der jährlich 200.000 Museumsgäste nach Kommern. 2026 steht die Museumskirmes vom 31. März bis zum 12. April wieder auf dem Programm.
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Die Handwerker des Freilichtmuseums haben in diesem Jahr den Holzbock der Mühle aus Spiel in der Gemeinde Titz nach historischem Vorbild mit einem Mauerring und einem Kegeldach eingehaust. Das Ganze dient nicht nur dem Schutz vor dem Wetter: In dem entstandenen Raum ist die Ausstellung zur Mühlengeschichte und zum Berufsbild des Müllers untergebracht.
Unterhaltung und Sanierung der mehr als 80 Museumsbauten gehen weiter
Auch bei den anstehenden Unterhaltungsmaßnahmen der insgesamt rund 80 historischen Gebäude auf dem Museumsgelände gab es keine Pause. „Wir haben in diesem Jahr einige Stroheindeckungen von Fachwerkhäusern erneuert, wobei uns ein Fachbetrieb aus Norddeutschland unterstützt hat“, führt Vorwig aus. Die Thermobehandlungen gegen Holzschädlinge, die seit 2023 bereits an etlichen Häusern durchgeführt wurden, sollen auch im Jahr 2026 fortgesetzt werden, so der Museumsleiter: „Dafür verwenden wir Mittel aus Rückstellungen der vergangenen Jahre.“

Die Ausstellungspavillons aus den 1970er-Jahren, bei denen im Außenbereich Leimbinder verwendet wurden, werden 2026 saniert.
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Im LVR-Freilichtmuseum in Kommern hat eine neue Schafsorte Einzug gehalten: Acht „Coburger Füchse“ wurden für die Museumslandwirtschaft angeschafft.
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Neue „Museumsbewohner“ sind in diesem Jahr ebenfalls in Kommern eingezogen: „Wir haben acht Coburger Füchse für die Museumslandwirtschaft angeschafft“, berichtet Vorwig. Die Schafrasse ist nach der rötlichen Färbung ihrer Wolle benannt. Aus Furcht vor möglichen Wolfsangriffen werden die Schafe übrigens jeden Abend in den Stall getrieben.
Gearbeitet wurde 2025 auch am Wegenetz auf dem Museumsgelände. „Es gab zahlreiche Schäden, die noch von den starken Niederschlägen aus dem Flutjahr 2021 stammten und die wir nun mit Geld aus der Fluthilfe sanieren konnten.“
Im Bahnhof aus Walporzheim soll an die Flutkatastrophe erinnert werden
Weiter ging es auch am Bahnhof aus Walporzheim, der 2024 aus dem Ahrtal nach Kommern transloziert wurde und der derzeit am „Marktplatz Rheinland“ wieder aufgebaut wird. „Dort ist inzwischen die Dacheindeckung aus Schiefer angebracht worden, im neuen Jahr werden wir dann auch das Richtfest feiern“, freut sich Vorwig.
Die Fertigstellung – inklusive Bahngleis und Fahrzeug – ist dann für 2027 geplant. „Thematisch geht es dann im Bahnhof nicht nur um die Geschichte der Eisenbahn in der Region, sondern auch um die Flutkatastrophe von 2021 im Ahrtal, in der Eifel und im Rheinland“, informiert Vorwig: „Verweisen werden wir dabei auch auf die sehr gute digitale Ausstellung der Kollegen vom Euskirchener Stadtmuseum, die sich mit der Flut befasst.“
Sponsoring könnte ein Weg aus dem Finanz-Dilemma sein
Apropos Zusammenarbeit: Vorwig kann sich durchaus vorstellen, in Zukunft mit Firmen aus der Region zu kooperieren, wenn es um Finanzmittel für neue Ausstellungsprojekte geht – auch eine Folge des LVR-Sparhaushalts für 2025 und 2026. „Sponsoring ist natürlich etwas, da hat sich der Landschaftsverband bisher sehr schwergetan. Aber da öffnet er sich als Verband jetzt auch, und es gibt erste Richtlinien“, so der Museumsleiter. Konkrete Gespräche mit Firmen aus dem Kreis Euskirchen seien zwar noch nicht geführt worden, so Vorwig weiter: „Aber wir machen uns intensiv Gedanken über dieses Thema.“
Geld vorhanden ist auf jeden Fall im Jahr 2026 für die Sanierung der drei Ausstellungspavillons unweit der Halle, in der die Dauer-Ausstellung „Wir Rheinländer“ untergebracht ist. „Die Pavillons wurden vor rund 50 Jahren nach Entwürfen des Kölner Architekten Walter von Lom errichtet“, weiß Vorwig zu berichten. Sie wurden mit dem Kölner Architekturpreis 1980 und dem Holzpreis NRW 1982 ausgezeichnet, erwiesen sich aber nicht als besonders wetterfest: „Bei den Pavillons wurden auch im Außenbereich so genannte Leimbinder-Balken verbaut. Es hat durchaus einen Grund, warum man das heute nicht mehr macht.“
Das Museums-Programm im Jahr 2026
Die wichtigsten Termine für das neue Jahr hat das Kommerner Freilichtmuseum bereits festgelegt.
Am 22. Februar wird im Haus aus Hanf in der Baugruppe Westerwald eine Ausstellung zum Thema Hebammenwesen und Geburt eröffnet. „Das ist der Beginn einer neuen Ausstellungsreihe“, sagt Museumsleiter Dr. Carsten Vorwig: „In den kommenden Jahren werden wir Themen aus dem alltäglichen Leben unserer Vorfahren neu erzählen. Von der Geburt über Feste wie Kommunion/Konfirmation und Hochzeit bis hin zu den Themen Tod und Trauer.“
Vom 31. März bis zum 12. April lädt der „Jahrmarkt anno dazumal“ wieder zum Staunen und Verweilen ein. Dabei soll auch der informative Ausstellungsteil der Museums-Kirmes erweitert werden.
Am 21. Juni steht das Richtfest beim Bahnhof aus Walporzheim an, bevor am 15. und 16. August bei der „Zeitblende“ eine Zeitreise ins Rheinland vor 50 Jahren ansteht, inklusive Oldtimertreffen und zeitgenössischer Musik. Den Sommerhit des Jahres 1976 lieferte übrigens der schwedische Popsänger Harpo mit „Moviestar“.
Weitere Programm-Highlights sind der „Tag nach der Ernte“ am 19. und 20. September, der „Tag des Apfels“ am 11. Oktober und der stimmungsvolle Martinszug „wie früher auf dem Dorf“ am 8. November. Zum Jahresabschluss kann man sich beim „Advent für alle Sinne“ am 28. und 29. November auf Weihnachten einstimmen.
Das LVR-Freilichtmuseum Kommern ist an 365 Tagen im Jahr geöffnet.

