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BürgerversammlungMehrheit der Glehner lehnt die Windpark-Pläne ab

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Symbolbild: Windräder in Schöneseiffen.

In den nächsten drei Jahren soll auch in Glehn mit dem Bau eines neuen Windparks begonnen werden. (Symbolbild)

Die Betreiberfirma REA aus Düren, Stadt- und Kreisverwaltung informierten in Glehn über den geplanten Bau von sechs Windrädern.

Die große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger aus Glehn ist gegen den Bau von insgesamt sechs Windrädern westlich des Dorfs: Zu Beginn einer gutbesuchten Info-Veranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus des 450-Seelen-Ortes überreichte Hubert Braun eine Liste mit 332 Unterschriften, die die Bürgerinitiative „Gegenwind Glehn“ gesammelt hat, an Achim Blindert, den Allgemeinen Vertreter des Landrats. „Das sind rund 70 Prozent aller Glehner über 18 Jahre“, machte Braun deutlich.

Die Bürgerversammlung war einberufen worden, nachdem die Dorfbevölkerung wie berichtet Wind von den Plänen der Dürener Firma REA bekommen hatte, die jeweils drei knapp 200 und drei knapp 245 Meter hohe Windkraftanlagen (WKA) auf Ackerflächen zwischen Glehn und Bergbuir bauen will. Das Problem: Bau und Betrieb neuer Windräder liegen laut Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) im überragenden öffentlichen Interesse und dienen der öffentlichen Sicherheit. Wenn die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind, muss die Genehmigung dafür erteilt werden.

Im Dorfgemeinschaftshaus stellten sich die Planer den Fragen der Bürger

Mitunter hitzig diskutiert wurde trotzdem über das Projekt. Denn dass sie mehr oder weniger vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, stieß etlichen Glehnern sauer auf. Auf dem Podium saßen Vertreter der Mechernicher Stadtverwaltung, der Euskirchener Kreisverwaltung und der Betreiberfirma REA, die die Fragen der Bürger beantworteten. Die Moderation übernahm der Journalist Manfred Lang, der mit seiner hemdsärmeligen bis ruppigen Gesprächsführung aber bei manchen Besuchern aneckte.

Achim Blindert (r.) spricht über ein Mikrofon mit Hubert Braun, der ihm eine zusammengerollte Unterschriftenliste überreicht hat.

332 Unterschriften gegen das Projekt nahm Achim Blindert (r.) von der Bürgerinitiative in Empfang.

„Wir als Stadt haben uns zum Regionalplan geäußert. Das können Sie als Bürger auch noch tun“, wies der Mechernicher Stadtplaner Thomas Schiefer auf das aktuelle Beteiligungsverfahren hin. Stellungnahmen zum noch nicht beschlossenen Regionalplan, der Grundlage für die aktuelle Windpark-Planung in Glehn ist, sind noch bis zum 7. August möglich.

In der Fragerunde wurde deutlich, dass sich viele Bürger insbesondere im Hinblick auf Gesundheit, Umwelt und Eigentum Sorgen wegen der geplanten Windräder machen. „Es gibt viele gesetzliche Vorgaben, und die werden wir auch alle einhalten“, versicherte REA-Geschäftsführer Klaus Wildrath.

Betreiber und Behörden versichern Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben

Richtwerte gebe es zum Beispiel für den Abstand zur Wohnbebauung, zum Schattenwurf und Lärm. „Inklusive einer Abschaltautomatik, wenn die 30 zulässigen Minuten am Tag oder acht Stunden Schattenwurf pro Jahr erreicht sind“, so Wildrath. Stand der Technik sei auch eine Abschaltautomatik   bei Eiswurf-Gefahr: Die Anlage erkennt die Unwucht, wenn sich Eis an einem Rotor bildet und schaltet sich ab, erklärte der Betreiber.

Besucher einer Info-Veranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus von Glehn.

Rund 150 Besucher aus Glehn und Umgebung nahmen an der Bürgerversammlung teil.

Klaus Wildrath, Geschäftsführer der Betreiberfirma REA aus Düren, und Projektleiter Dustin Bach (v.l.) sitzen an einem Tisch.

Das Projekt realisieren wollen Geschäftsführer Klaus Wildrath (l.) und Projektleiter Dustin Bach (v.l.) von der Betreiberfirma REA aus Düren – wenn es sich als rentabel erweist.

„Und wenn Sie später das Gefühl haben, die Windräder sind zu laut, dann kommen wir und messen nach“, versprach Bernd Scheipers von der Unteren Immissionsschutzbehörde der Kreisverwaltung. Keine zusätzliche Gefahr für Überschwemmungen im Dorf sah Scheipers durch die Flächenversiegelung der Fundamente mit einem Durchmesser von je 26 Metern: „Ich denke nicht, dass sich das bei der Gesamtfläche auswirken wird.“

Dass die Anforderungen an Umweltgutachten in den vergangenen Jahren deutlich reduziert wurden, musste auch Landrat-Vertreter Achim Blindert eingestehen: Einzelfallprüfungen ersetzen heute viele der früher notwendigen Großgutachten. Man gehe im aktuellen Fall aber von einem vergleichsweise geringen Risiko für geschützte Arten wie etwa Wespenbussard, Rotmilan oder Fledermäuse aus.

Allgemeinheit und private Investoren könnten vom Windpark profitieren

Bleibt noch das Thema Finanzen. Zwar kann die Firma REA schon die erwartete Menge der Stromproduktion beziffern: Die sechs Anlagen sollen einmal 90 Millionen Kilowattstunden Strom liefern, rund 30.000 Haushalte versorgen können und jährlich 67 Tonnen CO2 einsparen. Ob das Projekt rentabel betrieben werden kann, steht allerdings erst nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens fest. „Erst dann können wir an der Ausschreibung der Bundesnetzagentur teilnehmen und erfahren, zu welchem Preis wir einspeisen können“, erklärte Wildrath. Baubeginn könnte dann innerhalb der kommenden drei Jahre sein.

Sollten die Windräder gebaut werden, würde auch die Kommune profitieren: Die Stadt erhält 0,2 Cent pro eingespeister Kilowattstunde, was sich auf jährlich rund 120.000 bis 136.000 Euro summieren würde. „Das ist Geld, das der Allgemeinheit zugute kommt“, betonte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick: „Etwa für den Unterhalt des Glehner Dorfgemeinschaftshauses.“

Auch Bürger könnten die Möglichkeit erhalten, in das Projekt zu investieren. Analog zum REA-Windpark in Nideggen sollen sich Privatleute bereits mit einer Einlage ab mindestens 500 Euro beteiligen können.


Ein weiterer Windpark ist zwischen Eicks und Glehn geplant

Auch zwischen Eicks und Gehn sollen vier Windenergieanlagen mit einer Nabenhöhe von jeweils 162 Metern entstehen. Das teilt die Stadt Mechernich auf ihrer Internetseite mit. Demnach plant die REA GmbH Umweltinvest den Bau von vier Windenergieanlagen des Typs Enercon E-175 EP5 E2.

Das Unternehmen habe beim Kreis Euskirchen als Genehmigungsbehörde einen Antrag auf Vorbescheid gemäß Paragraf 9 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG) eingereicht, so die Stadt weiter.

Für alle Bürgerinnen und Bürger bestehe unabhängig vom laufenden Verfahren aktuell die Möglichkeit, sich im Rahmen der erneuten Offenlage des Teilplans Erneuerbare Energien zum Regionalplan einzubringen. Dieser legt unter anderem fest, in welchen Bereichen Windkraftanlagen künftig grundsätzlich errichtet werden können. Stellungnahmen hierzu können noch bis zum 7. August über das Beteiligungsportal der Bezirksregierung Köln eingereicht werden.

Um transparent über das geplante Projekt zu informieren, will die Stadt Mechernich eine Informationsveranstaltung in der Bürgerhalle Kommern organisieren. Der genaue Termin soll in Kürze bekanntgegeben werden.