Die Grundschule Satzvey ist in den Neubau nach Firmenich umgezogen. Mit rund 16 Millionen Euro ist es das teuerste Bauprojekt der Stadtgeschichte.
Neue GrundschuleIn Firmenich-Obergartzem wird jetzt in einem Schmetterling gelernt

Nachdem sich die Schülerinnen und Schüler im neuen Gebäude orientiert hatten, ist am Dienstag der Unterricht ganz normal angelaufen. In der Klasse 2b von Klassenlehrerin Susanna Janssen ging es passend zum Bezug des Neubaus um das Thema „Arbeiten auf der Baustelle“.
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Für Luise aus der 3b ist die Sache direkt am ersten Tag in der neuen Schule klar: „Das ist die beste Schule, die ich je gesehen habe!“ Schulleiterin Alexandra Offermann und Christoph Breuer, der das Neubauprojekt aufseiten der Mechernicher Stadtverwaltung betreut, strahlen um die Wette. „Ich bin richtig gerührt“, sagt der Fachbereichsleiter: „Und ich bin stolz, dass wir auf die letzte Rille mit fast allem fertig geworden sind.“
Dafür haben die mit dem Projekt betrauten Mitarbeiter im Bau- sowie im Schulamt des Mechernicher Rathauses in den vergangenen Wochen jede Menge Extra-Stunden eingelegt. „Bis vergangene Woche wurde auch noch fleißig im neuen Gebäude gearbeitet“, berichtet Breuer: „Inklusive der Mitarbeiter des Umzugsunternehmens sind am letzten Donnerstag rund 100 Leute hier in der Schule herumgewuselt: Es ging zu wie in einem Ameisenhaufen.“
In der vergangenen Woche wuselten noch Arbeiter durchs Schulgebäude
Das Gerüst an der Fassade der Schule wurde erst am Freitag abgebaut. Drinnen wurden unterdessen die Umzugskisten aus der Satzveyer Schule ausgepackt. „Um den Kindern ein vertrautes Ambiente in den Klassenräumen zu bieten, haben wir möglichst viel aus Satzvey mitgebracht“, erklärt Offermann. Um den Kindern die Eingewöhnung zu erleichtern, sei auch die Zahl der Klassenlehrerstunden erhöht worden. „Obwohl hier alles so hell, so großzügig und so schön ist, habe ich Satzvey mit Tränen in den Augen verlassen“, sagt Offermann. Seit der Schuleröffnung im Jahr 2000 war sie dort als Lehrerin tätig.

Haben in den vergangenen Wochen etliche Überstunden für die neue Schule „gekloppt“: Schulleiterin Alexandra Offermann (vorne) mit den Verwaltungsmitarbeitern Andreas Kurth (hinten, v.l.), Kati Jakob und Christoph Breuer.
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Im Außenbereich der Schule ist noch nicht alles fertig: Auf dem Schulhof fehlen Spielgeräte, die Parkplätze an der benachbarten Sporthalle stehen noch nicht zur Verfügung. Immerhin sind alle Wege geteert oder geschottert.
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In der Garderobe wechseln die Schulkinder ihre Straßen- gegen Hausschuhe. So bleiben die Unterrichtsräume sauberer.
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Insgesamt 18 Monate reine Bauzeit sind seit dem ersten Spatenstich für den Schulneubau in Firmenich vergangen. Alles ist zwar noch nicht fertig. „Aber der Unterricht konnte wie geplant heute ganz normal für alle 260 Kinder starten“, freuen sich die Schulleiterin und ihr Team auf den Unterricht in der „Schmetterlingsschule“. Der Name ergibt sich durch die Bauform des Schulgebäudes mit zwei „ausgebreiteten“ Flügeln.
Neben den Klassenräumen spielen die offenen Lernlandschaften eine wichtige Rolle im pädagogischen Konzept. „Hier können die Kinder in kleinen Gruppen zusammenarbeiten, wofür verschiedene Möbel, vom Sessel bis zum Stehtisch, zur Verfügung stehen“, erklärt die Schulleiterin.
Kosten während der Bauzeit von 22 auf 16 Millionen Euro gesenkt
Der Bau der Gemeinschaftsgrundschule Firmenich-Obergartzem ist das teuerste Neubauprojekt in der Geschichte der Stadt Mechernich: Rund 16 Millionen Euro hat die Stadt investiert. „Zu Beginn der Planungen sind wir sogar von einem Bauvolumen von 22 Millionen Euro ausgegangen“, sagt Breuer. Doch nach der Baupreis-Explosion im Zuge des Ukraine-Krieges seien die Preise insbesondere in den Hochbau-Gewerken wieder gesunken, was zu Einsparungen geführt habe.
„Unverändert teuer ist aber die technische Ausstattung geblieben“, so Breuer: „Dafür haben wir jetzt ein Gebäude, das mit zwei Photovoltaikanlagen und einer Luft-Wärmepumpe für Heiz- und Kühlzwecke voll auf regenerative Energien setzt.“
Die noch ausstehenden Arbeiten im Außenbereich inklusive der Sporthalle sollen bis zu den Osterferien abgeschlossen sein. „Die offizielle Einweihung der Schule wird aber schon im Dezember stattfinden“, freut sich Offermann.
Eltern aus Satzvey üben Kritik an Schulbus-Situation
Mit der Eröffnung der Grundschule in Firmenich ändert sich auch einiges für die Kinder aus dem Doppelort sowie aus Satzvey: Die Grundschulkinder aus Satzvey, die bislang zu Fuß zur Schule gehen konnten, werden zu „Buskindern“, während die Schülerinnen und Schüler aus Firmenich und Obergartzem ihren Schulweg ab sofort zu Fuß absolvieren können.
Kritik an der Planung des Busverkehrs wurde bereits vor Beginn der Herbstferien von Eltern aus Satzvey geäußert. „Der eingesetzte Bus, der die Kinder nach Firmenich bringen soll, ist bereits überfüllt, wenn er in Satzvey ankommt“, sagt zum Beispiel Annika Röttgen. Die Mutter einer Zweitklässlerin weist auch auf die problematische Haltestellensituation in der Ortsmitte hin: „Die Haltestelle an der Feuerwehr ist auf einem schmalen Bordstein. Laut Planung der Stadt sollen dort etwa 40 Kinder in den Bus zusteigen.“ Dazu komme, dass es in Satzvey ein hohes Verkehrsaufkommen gebe, auch mit vielen Lastwagen. „Oft müssen Autos über Gehwege ausweichen, weil die Straßen zu eng sind“, so Röttgen.
Eine Zunahme der Elterntaxis wird befürchtet
Für einige Satzveyer Kinder sei es zudem eine Option, zu Fuß zur Schule nach Firmenich zu gehen oder mit dem Fahrrad zu fahren. „Es gibt aber keinen sicheren Fuß- und Radweg zu der nur etwa einen Kilometer entfernten Schule“, so Röttgen weiter: „Grundsätzlich möchte man die Elterntaxis abschaffen, mit dieser Planung werden es wohl eher mehr.“
Die Mechernicher Stadtverwaltung räumt ein, dass an einigen Stellen noch nachgebessert werden müsse. „Wir beobachten die Schulbussituation in den kommenden zwei Wochen ganz genau“, sagt Fachbereichsleiterin Kati Jakob: „Dann wissen wir auch verlässlich, wie viele Satzveyer Kinder mit dem Bus zur Schule fahren.“
Eine Anpassung wurde bereits umgesetzt: Der aus Antweiler kommende Bus fährt jetzt zunächst zur Satzveyer Schule, um dort die Waldorfschüler aussteigen zu lassen. „Erst dann steigen am Feuerwehrhaus die Grundschüler zu, die nach Firmenich fahren“, so Jakob. Auch den Vorschlag eines Fußweges von Satzvey nach Firmenich wolle man prüfen.

