Weit, schnell und sehr präziseLangbogenwettbewerb rund um Schloss Eicks

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In einer langen Reihe stellen sich die Schützen auf den Wiesen ums Eickser Schloss auf, um auf – zuweilen auch verdeckte – Ziele anzulegen.

In einer langen Reihe stellen sich die Schützen auf den Wiesen ums Eickser Schloss auf, um auf – zuweilen auch verdeckte – Ziele anzulegen.

Mechernich-Eicks – Der Anblick ist ungewöhnlich und scheint Ängste zu wecken. „Uh, ist der Dritte Weltkrieg ausgebrochen?“, fragt ein Passant, als die Gruppe der 40 Langbogensportler auf dem Weg zum Wettkampfort in Eicks an ihm vorbeikommt. „Nein, der vierte“, entgegnet Frank Reinshagen, Musiker aus Kronenburg, schlagfertig. Er erläutert gleich seine witzig gemeinte Antwort: „Albert Einstein hat gesagt, er wisse nicht, mit welcher Waffe der Dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber beim Vierten würden es Pfeil und Bogen sein.“

Die Field Captains Stephan Lange, Peter Dreßen und Bernhard Franzen sind für den Wettbewerb verantwortlich.

Die Field Captains Stephan Lange, Peter Dreßen und Bernhard Franzen sind für den Wettbewerb verantwortlich.

Es ist eine der ältesten Waffen der Menschheit, mit denen die Sportler an diesem Wochenende unterwegs sind. Die Bogenschützen waren einst die Entfernungswaffe der Feldherren, bevor Pulver und Blei zum Einsatz kamen. „Das Wort Artillerie leitet sich von dem französischen Wort für Bogenschützen, Arc de tirer, ab“, erläutert Peter Dreßen, Field Captain der St.-Sebastianus-Schützen aus Bad Münstereifel. Mit Bernhard Franzen und Stephan Lange leitet er den Wettbewerb, der vor der malerischen Kulisse des Schlosses Eicks stattfindet.

Wettbewerbe aus angelsächsischer Tradition

Bereits zum neunten Mal sind die Schützen dort. Denn nur in Eicks stehen ihnen großen Flächen zur Verfügung, auf denen die Durchführung ihrer Veranstaltung möglich ist. „Wir haben lange danach gesucht“, erinnert Dreßen an die Anfänge. Dann ermöglichten es ihnen die Familie Voissel und der Schlossherr von Eicks, Achim Bacher, diesen deutschlandweit einmaligen Wettbewerb zu realisieren.

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Die Verkehrssprache ist dabei englisch. Auch die Wettbewerbe kommen aus der angelsächsischen Tradition. „Die englischen Bauern durften als Sport nur Bogenschießen ausüben, damit sie immer fit für ihren Einsatz im Krieg waren“, erinnert Reinshagen an den Sinn. Allerdings hätten die Bauern nicht kürzer als 60 Yards schießen dürfen. „Dann hätten sie nämlich jagen können“, so Reinshagen lachend.

Geschossen wird ballistisch

Wenn Franzen „at the marks“ ruft, stellen sich die Schützen in einer langen Reihe auf, um auf ein etwa 160 Yards entferntes Ziel (ungefähr 150 Meter) zu schießen. „Das ist wie beim Golfen“, erläutert Dreßen. Es sei auch möglich, dass das Ziel von Bäumen verdeckt wird und nicht gesehen werden kann. Drei Pfeile darf jeder auf das Ziel schießen. Gestaffelt nach „Heavy Bows“, den Bögen mit der größten Zugkraft, „Light Bows“ und „Ultra Light Bows“ legen die Schützen ihre Pfeile von unterschiedlichen Entfernungen an.

Aus diverse Distanzen versuchen die Schützen zu treffen.

Aus diverse Distanzen versuchen die Schützen zu treffen.

Geschossen wird ballistisch, das heißt, dass die Pfeile in einem Winkel von 45 Grad in den Himmel geschickt werden, um von dort herabzustürzen. Neben der Kraft, mit dem die Bogensehne gespannt wird, entscheidet auch das Gewicht des Pfeiles darüber, wie weit er fliegt. Ähnlich wie beim Boccia wird anschließend mit einer Schnur ein Kreis um die Zielmarke gezogen. Diejenigen, deren Pfeile in dieser analog aufgespannten Zielscheibe liegen, erhalten Punkte. So mancher Pfeil landet aber auch dort, wo er eigentlich gar nicht hin sollte.

Drei Jahre keinen Sieger beim „Kings Target“

„Dort hinten steckt immer noch ein Pfeil von mir oben in einem Baum, an den ich nicht mehr herangekommen bin“, gibt Dreßen lachend zu. Ebenfalls wie beim Golf ziehen die Schützen durch die Wiesen von Eicks. Ideale Bedingungen herrschen für die Sportler an diesem Tag, der dem Training gewidmet ist: Windstill und trocken ist es. Richtig ernst wird es für die Bogenschützen erst am folgenden Tag.

Neben dem Weitschießen und dem Schnellschießen steht auch das „Kings Target“ auf dem Programm. Dabei wird die Zielscheibe in 220 Yards Entfernung (201,17 Meter) aufgestellt. Wenn keinem Schützen ein Treffer gelingt, wird die Entfernung verringert, die Zielscheibe aber auch kleiner, was die Aufgabe nicht einfacher macht. Wer den ersten Treffer landet, gewinnt, doch Franzen betont: „In den vergangenen drei Jahren gab es keinen Sieger.“

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