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150 JahreKirchtürme und Bunker: Firma aus Marmagen hat denkwürdige Aufträge erledigt

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Ein Mann sitzt auf einem Lastwagen, ein anderer steht neben der Beifahrertür. Sie halten drei Luftballons, die die Zahlen 1, 5 und 0 bilden.

Klaus und Michael Müller feiern mit ihrem Team den 150. Geburtstag der Marmagener Bauunternehmung Müller.

Die Marmagener Bauunternehmung Müller besteht seit 150 Jahren. Die Firma baute Kirchtürme, Kindergärten und einen Bunker.

Manche Fragen lassen sich nur schwer eindeutig beantworten. Wie die nach der Generationsfolge in der Bauunternehmung Müller aus Marmagen, die in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag feiert. Kann das Familienunternehmen jetzt auf fünf oder sogar auf sechs Generationen zurückblicken, die die Geschicke der Firma geleitet haben? Tatsächlich ist die Angelegenheit vertrackt.

Wenn es um die Verwandtschaft geht, sind es nur fünf Abfolgen von verschiedenen Angehörigen der Familie Müller, die an der Spitze des Unternehmens standen. Hierarchisch gesehen verhält es sich aber anders. Denn da der Firmengründer Mathias Lenzen das junge Unternehmen nach zehn Jahren an seinen Schwiegersohn Peter Müller übergeben hat, sind es so gerechnet doch sechs Generationen.

Heute hat der Marmagener Betrieb rund 20 Mitarbeiter

Wie tatsächlich gerechnet wird, ist allerdings zweitrangig. Denn auf jeden Fall besteht die 1875 gegründete Firma seit 150 Jahren, und sie steht auch heute gesund da. Rund 20 Mitarbeiter sind unter der Leitung von Geschäftsführer Klaus Müller tätig, der im Jahr 2014 Nachfolger seines Vaters Andreas wurde.

Ein Wahrzeichen der Eifel ist mit den Frühzeiten der Firma verbunden. Denn die berühmten Zwillingstürme der Steinfelder Basilika wurden tatsächlich in der Zeit um 1885 von der noch jungen Bauunternehmung errichtet. Nicht weit davon gibt es ein weiteres Werk aus den Händen der Marmagener Maurer: Das ehemalige Haus der Benediktinerinnen, in dem sich jetzt die Abtei Maria Frieden befindet, wurde ebenfalls um diese Zeit von der Marmagener Firma erbaut.

Unsere Firma ist älter als die Handwerkskammer.
Klaus Müller, Geschäftsführer

Doch offizielle Unterlagen aus den Gründerjahren fehlen – aus einem nachvollziehbaren Grund, den Klaus Müller nennt: „Unsere Firma ist älter als die Handwerkskammer, deshalb gibt es nur wenig Dokumente.“

Nach dem zweiten Firmeninhaber Peter Müller kam dessen Sohn Lorenz an die Spitze. Bereits damals habe der Betrieb 20 Mitarbeiter gehabt, berichtet Klaus Müller. Dann folgten Erich und Peter Müller, bevor 1990 Andreas Müller übernahm, auf den 2014 Sohn Klaus folgte. Sowohl Erich als auch Andreas und Klaus kamen aufgrund familiärer Schicksalsschläge schon in jungen Jahren in die Verantwortung, wodurch sowohl Andreas und Klaus, als sie die Firmenführung übernahmen, jeweils die jüngsten Meister im Handwerkskammerbezirk waren.

In den 1960er-Jahren baute Müller den Bunker in Urft

Im 20. Jahrhundert gab es ebenfalls denkwürdige Aufträge, die auch heute noch immer wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. So baute die Firma Müller in den 1960er-Jahren den Bunker für den Ausweichsitz der NRW-Landesregierung, der bei Urft angelegt wurde, der Eingang getarnt als Garageneinfahrt. Übrigens wurde dieses Projekt mit dem ersten Bagger in Angriff genommen, der in den Fuhrpark der Bauunternehmung kam und dort mit Raupen, Kranen und anderen schweren Baumaschinen bereitsteht.

Rund 20 Mitarbeiter hat die Firma Müller derzeit. Neben dem Geschäftsführer Klaus arbeiten auch seine Brüder Michael und Erik in der Firma mit. Vier Azubis werden derzeit ausgebildet, darunter durch ein besonderes Programm der Baugewerbeverbände NRW zwei Mitarbeiter aus Äthiopien, die seit mittlerweile zwei Wochen in Deutschland sind.

Wir haben gute Erfahrungen mit Geflüchteten gemacht.
Klaus Müller

Überhaupt sei die Firma international aufgestellt. „Wir haben gute Erfahrungen mit Geflüchteten gemacht, die aus dem Iran oder dem Irak gekommen sind“, sagt Klaus Müller.

So gestalte sich das Geschäft stabil, zeigt er sich zuversichtlich für die Zukunft. Vor allem in einem Kreis von rund 100 Kilometern rund um Marmagen sei die Bauunternehmung aktiv. Neben dem Hoch- und Tiefbau ist die Firma außerdem im Abbruch und bei der Sanierung von Immobilien tätig. So war sie bei der Flutsanierung des Kaller Rathauses ebenso involviert wie beim Umbau des Klosters in Nettersheim oder des Krankenhauses in Erftstadt-Liblar, wo auch ein Anbau neu errichtet werden musste.

Auch die Kitas in Nöthen und Marmagen sowie eine Vielzahl von Discounterfilialen und anderen markanten Bauwerken sind von der Firma errichtet worden.

Schwierigkeiten gebe es trotz allem aber auch, erklärt Müller, doch die seien in der Baubranche hinlänglich bekannt. „Es gibt immer mehr Auflagen, und die Genehmigungen kommen langsam, was auf Kosten der Planungssicherheit geht“, moniert er.