Bei Spaziergang entdecktEin Biber wohnt nun im Schleidener Tal

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Ein Biber hat sich im Schleidener Tal recht nah an den Menschen niedergelassen. 

Kreis Euskirchen – Das Schleidener Tal hat einen neuen tierischen Bewohner. Ein Biber hat es sich dort gemütlich gemacht. Sehr zu Freude von Jan-Roeland Vos. Er ist bei der Biologischen Station Euskirchen für die Biber-Vorkommen zuständig.

Der Biber im Schleidener Tal ist eine von drei Neusichtungen im Kreis Euskirchen in diesem Jahr. Insgesamt leben damit nach dem Wissen der Biologischen Station aktuell vier Biber im Kreis. Das Tier im Schleidener Tal hat sich laut Vos an einer eher untypischen Stelle angesiedelt: Dort gibt es vergleichsweise wenig Nahrung, zudem ist die Stelle relativ nah an Menschen.

Genaue Standorte der Biber werden geheim gehalten

„Dieser scheint sehr zahm zu sein“, so der Naturschützer. Wo genau der Biber sich angesiedelt hat, will Vos auch deshalb zum Schutz des Tieres nicht der Öffentlichkeit preisgeben: „Wir wollen unterbinden, dass es hier zu Tourismus kommt.“ Der Biber benötige seine Ruhe. Bei zu großem Interesse könnte er sich gestört fühlen und weiterwandern.

Entdeckt haben den Biber Annika Esch und Johannes Klockenbrink bereits im November vergangenen Jahres beim Spazierengehen. Zunächst seien sie nicht sicher gewesen, ob es wirklich ein Biber sei, berichtet Klockenbrink. Im Wasser schwimmend, seien Biber tatsächlich schwer von Nutrias oder Bisamratten zu unterscheiden, sagt auch Vos. Bei allen drei Arten schaue nur der Kopf aus dem Wasser.

Die Sichtung im Schleidener Tal gemeldet

Esch und Klockenbrink beobachteten das Tier weiter und konnten schließlich ein laut Vos eindeutiges Erkennungsmerkmal ausmachen: die Kelle, den unbehaarten Schwanz des Bibers. Sie meldeten ihren Fund der Biologischen Station – und so kam Vos ins Spiel.

Er selbst habe den Biber bisher leider nur auf den Fotos und Videos der beiden Finder gesehen. Etwa einen Meter lang sei der Biber, schätzt er. Und es sei definitiv kein Jungtier mehr. „Das ist schon ein ordentliches Tier“, sagt er und lacht. Biber seien nachtaktiv und am ehesten in der Dämmerung zu beobachten. Außerdem leben sie monogam und oft zwei bis drei Jahre mit ihren Jungtieren zusammen.

Biber hat an einer Weide deutliche Spuren hinterlassen

Dann suchen sich die Jungen eigene Reviere. Dabei wandern sie oft viele Kilometer. Und zwar nicht nur durchs Wasser, sondern auch über Land, so Vos. Der Biber im Schleidener Tal scheine aber bislang ein Einzelgänger zu sein. Und er hat schon deutliche Spuren hinterlassen.

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Jan-Roeland Vos von der Biologischen Station zeigt eine Weide, an der das Tier bereits kräftig genagt hat.   

„Die hier sind ganz frisch“, sagt Vos und deutet auf den Stamm einer am Ufer stehenden Weide, die rundherum schon ordentlich abgenagt wurde. Irgendwann könne der Biber den Baum fällen, aber so schnell gehe das nicht. „Das ist kein aktives, schnelles Tier“, sagt Vos. Auch beim Nagen lasse es sich Zeit.

Obstbäume im Nachbargarten werden geschützt

Im Garten nebenan hat der Biber schon einen jungen Apfelbaum angeknabbert. „Obst ist vom Holz her süß, das wird gerne gefressen“, erklärt Vos. Er habe bereits mit dem Anwohner gesprochen und sei gerade dabei, die Obstbäume in dessen Garten mit Estrichmatten vor weiterem Biberschaden zu schützen.

Bürgermeldungen

Jan-Roeland Vos ist froh, dass es Menschen wie Annika Esch und Johannes Klockenbrink gibt: „Wir sind angewiesen auf Bürgermeldungen.“ Jeder der etwas beobachte, könne sich gerne per E-Mail an ihn wenden. (jre)

Das sei auch eine Aufgabe der Biologischen Station: Konfliktlösung. Denn Biber dürfen nicht gejagt, gefangen oder verscheucht werden. Sie sind geschützt – zumindest die europäischen Biber. Kanadische Biber seien hier nicht heimisch und sollen es nach dem Willen der Tierschützer auch nicht werden. Sie werden laut Vos gefangen und sterilisiert.

Mit einer Haarfalle soll eine Genprobe gewonnen werden

Ob der Biber im Schleidener Tal ein Europäer ist, ist noch unklar. Zur Bestimmung ist eine Genprobe erforderlich. Um an diese zu gelangen, hat Vos eine sogenannte Haarfalle aufgestellt und ein Stück Stacheldraht zwischen zwei kleine Holzpfähle gespannt: „Die Idee ist, dass der Biber darunter herkriecht und die Haare hängenbleiben.“ Er hat die Falle direkt an der bereits angenagten Weide platziert.

Bis die Genetik geklärt ist, kann der Biber bleiben. „Angst muss niemand vor ihm haben. Trotz seines fürchterlichen Aussehens mit den Riesenzähnen“, sagt Vos und lacht. Dass der Biber mit einem Damm im Schleidener Tal für neue Überschwemmung sorgen könnte, hält Vos für unwahrscheinlich. „Das hier ist eine sogenannte Uferburg“, sagt er mit Blick auf einen anderen Baum am Ufer.

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Klockenbrink und Esch haben beobachtet, wie der Biber hier an den Wurzeln tauchte und verschwand. „Teilweise siehst du auch morgens, dass da das Wasser aufgewirbelt ist“, so Klockenbrink. Ansonsten deutet nichts auf den Biber hin.

Uferburgen seien ohne das Tier quasi nicht zu finden, meint Vos, der gespannt ist, ob der Biber im Schleidener Tal sesshaft wird. „Das wäre natürlich schön.“

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