Erste VeranstaltungBernd Stelter wird in Gemünd im sanierten Kursaal gefeiert

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Griff immer wieder zur Gitarre: Bernd Stelter sorgte auch mit seinen Gesangseinlagen für gute Unterhaltung. 

Schleiden-Gemünd – Aller guten Dinge sind vier: Dreimal war der für 2020 geplante Auftritt von Bernd Stelter im Gemünder Kursaal wegen Corona und Flut verschoben werden. Am Mittwochabend war es nun endlich soweit. Im fast fertigen und gut gefüllten Kursaal – die Empore war noch gesperrt – präsentierte der Komiker sein neues Programm „Hurra, ab Montag ist wieder Wochenende!“ und erhielt nach mehr als zwei Stunden tosenden Applaus vom Publikum. Es war die erste Veranstaltung im Gemünder Kursaal nach der Flut, bis kurz vor dem Auftritt liefen noch die Vorbereitungen.

Stelter liefert im Kursaal einen gekonnten Mix aus aktuellen Themen, persönlichen Erfahrungen und Erkenntnissen, Anekdoten und Alltagsgeschichten, die er mit viel Witz und Humor anreichert. Abgerundet wird diese bunte Mischung mit mehreren Liedern, die klar machen, wie er über die Dinge denkt.

Eins stellte Stelter gleich zu Beginn fest: „Wir müssen auch in Zeiten von Krieg und Pandemie lachen.“ Danach befasste sich der 61-Jährige sofort mit der Frage, warum Montage so verrufen sind: „Sie sind wie Männer. Sie kommen immer zu früh.“ Viele würden dann schon wieder ans nächste Wochenende denken: „Wir sind ein Volk von Robinson Crusoes, wir warten auf Freitag.“ Wenn der Job so fürchterlich sei, solle man sich lieber gleich einen anderen suchen, riet der Schriftsteller, Moderator und Karnevalist.

„Glücksmomente genießen"

Sein Credo: „Glück ist kein länger währender Zustand. Glück gibt es nur für kurze Momente.“ Diese Momente müsse man genießen und konservieren. Statt Geld für Konsumprodukte wie Autos auszugeben, solle man deshalb lieber in Erlebnisse investieren: „Von einem Urlaub mit der Familie spricht man auch noch in 20 Jahren, versuchen sie das einmal mit einem Thermomix.“

Die Deutschen lebten in einem schönen und friedlichen Land, seien aber trotzdem im Gegensatz zu den Skandinaviern nicht glücklich. Dabei könne beispielsweise auch ein Montag sehr schön sein, wenn dann beispielsweise ein Junge in der Berufsschule seine Traumfrau treffe. Wichtig für die persönliche Zufriedenheit sei zudem die Fähigkeit, bei Ärger loslassen zu können. Er habe damit, seit er im vergangenen Jahr 60 geworden sei, keine Probleme: „Ich habe keinen familiären oder beruflichen Stress und muss auch niemand mehr etwas beweisen.“

Yolbes und Helikopter-Mütter

Danach widmete sich Stelter der Generation Z und ihrer Sprache und machte sich über „Yolbes“ (you live only bis Elternsprechtag) lustig, die nur die „gelb-grüne Tomate“ (mittlere Reife) erreichen wollten und mit der „Immatrikulationskultur“ ihrer studierten Eltern nichts am Hut haben. Sie ließen sich von ihren „Helikopter-Müttern in großen SUV“ durch die Lande kutschieren und seien viel zu wenig an der frischen Luft.

Nach der Pause nimmt der 61-Jährige Fehlentwicklungen in der Gesellschaft aufs Korn: „Feuerwehrleute und Rettungskräfte werden angepöbelt und beschimpft, Menschen im Internet gedisst und gemobbt.“ Hass und Wut werde in die Welt gepostet, Wutbürger, Hater und Querdenker hätten Hochkonjunktur. Obwohl der Sommer heiß gewesen sei, werde das gesellschaftliche Klima immer kälter. Trotzdem wolle er weiter ein optimistischer Mensch bleiben.

Schnitzeljagd statt Pokémon

Sehr unterhaltsam fiel auch der Rückblick auf Stelters Jugend aus, in der Pokémon noch Schnitzeljagd hieß und Fotos an Korkwänden hingen, anstatt auf Instagram gepostet zu werden. Nach einem kurzen Ausflug in die Welt der Shantys hatte das Publikum dann wieder viel zu lachen, als der Komiker mit kurzen Einspielung von Schlagern von einer unglücklichen Liebe auf einer Kreuzfahrt berichtet. Obwohl dabei auch viel „Griechischer Wein“ getrunken und Samba getanzt wird, heißt es am Ende für die Liebenden doch „Time to Say Goodbye“.

Bei den Zugaben durfte zum Schluss eine kleine Hommage an den Karneval nicht fehlen, schließlich hat Stelter in diesem Jahr ein karnevalistisches Jubiläum zu feiern: Seit 33 Jahren, so berichtete der Sänger und Entertainer, sorgt er Session für Session für gute Laune. Beim Song „Ich hab drei Haare auf der Brust, ich bin ein Bär“ stimmten dann die Besucher lautstark mit ein.

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Nachdenklich wurde es dann zum Abschluss, als der 61-Jährige davon sang, dass er ein Clown sei und auch nichts anderes sein wolle, denn „wenn das Lachen stirbt, sind wir verloren.“

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