TV-ProduktionZDF drehte Nazi-Szenen in Vogelsang

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Die Kulisse eines „Schutzhaftlagers“ stand gestern vor dem Kasernengebäude, heute finden dort weitere Dreharbeiten statt.

Die Kulisse eines „Schutzhaftlagers“ stand gestern vor dem Kasernengebäude, heute finden dort weitere Dreharbeiten statt.

Schleiden-Vogelsang – Knapp 50 Meter vom Besucherzentrum im Kino, das jährlich von rund 200.000 Gästen angesteuert wird, erregte gestern als Filmkulisse der Eingangsbereich eines nationalsozialistischen „Schutzhaftlagers“ Aufmerksamkeit. Am Montag tummelten sich dort noch Darsteller in Nazi-Uniformen und mit Hakenkreuzen auf den Ärmelstreifen. Gestern überdeckten Sowjetsterne die vorherigen NS-Embleme an der Kulisse.

Vogelsang ist noch bis zum heutigen Mittwoch Schauplatz von Dreharbeiten für eine große ZDF-Fernsehproduktion, die sich mit der Geschichte des bekannten Berliner Hotels Adlon befasst. Der drei mal 90 Minuten lange Film, der bereits im kommenden Frühjahr ausgestrahlt werden soll, ist besetzt mit der Creme de la Creme der deutschen Schauspielerriege: Heino Ferch, Burghart Klaußner, Marie Bäumer, Katharina Wackernagel, Christiane Paul, Ken Duken, Anja Kling und Josefine Preuß, um nur einige zu nennen. Sie zeigen im Kern als Familiensaga die Geschichte der Familien Adlon und Schadt.

Regie: Uli Edel

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Protagonistin ist die fiktive Sonja Schadt, deren Vater dem künftigen Hotelier Lorenz Adlon bei der Verwirklichung seines Hotel-Traumes hilft. Sie durchlebt die ganze Geschichte des Hotels mit bis zum verheerenden Brand im Jahr 1945.

Die Regie führt Hollywood-Regisseur Uli Edel, der sich etwa mit Filmen wie „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ und „Der Baader Meinhof Komplex“ einen Namen machte. Produziert wird der Film an unterschiedlichen Drehorten. Die erste Klappe fiel auf Schloss Ganz im brandenburgischen Kyritz. An drei Tagen in dieser Woche wird nun in Vogelsang gedreht.

Das Team reiste mit gewaltigem Tross an, wie Produktionsleiter Rolf Klaußner berichtete: Rund 70 Mitarbeiter gehören alleine zum Produktionsteam. Bei manchen Szenen marschieren rund 100 Komparsen auf, hinzu kommen die Schauspieler, in der Summe also rund 200 Mitwirkende. Rund 20 Sattelschlepper mit Funktionscontainern beinhalten für alle Eventualitäten jedes Teil, das man bei Dreharbeiten fernab des Studios benötigen könnte. Hinzu kommt ein üppiger weiterer Fuhrpark. Da gibt es beispielsweise den Kostüm-Container, in dem Dorothee Kriener das Sagen hat. Dort sieht es aus wie in einem üppig ausstaffierten Textilgeschäft, allerdings mit der kompletten Angebotspalette für die Zeit des 20. Jahrhunderts. Nebenan stehen Sattelzüge mit anderen Materialcontainern, und mitten drin ein ziemlich exquisiter Kiosk für belegte Brötchen, mit Kaffeemaschine und allem, was man so zwischendurch begehrt.

Am Montag wurde auf dem Vorplatz der ehemaligen Kaserne Van Dooren gedreht, am Dienstag war der Tross zu den Barackenbauten des ehemaligen Militärlagers Schelde weiter gezogen. Abseits des Publikumsbetriebs und gegen Sicht abgeschirmt standen Innenaufnahmen auf dem Programm. Geplant war eine Szene, in der ein Häftling von einem braun Uniformierten in einen Raum geführt werden sollte, wo bereits eine Frau (Schauspielerin Josefine Preuß) ihn erwartete. Den Häftling mimte der Schauspieler Ken Duken.

Rolf Klaußner war schon vorher klar, dass es in Vogelsang wegen der NS-Thematik des Films kritische Fragen geben würde, wie er freimütig einräumte. Viele andere für ehemalige NS-Bauwerke verantwortliche Institutionen würden solche Filmarbeiten nicht gestatten. Daher sei die Produktion froh gewesen, die eher kurzen Drehs in Vogelsang an einem authentischen Ort realisieren zu können.

Der Geschäftsführer der Standort-Entwicklungsgesellschaft (SEV), Thomas Fischer-Reinbach, erklärte am Dienstag auf Anfrage, dass die SEV, auch in Abstimmung mit der Vogelsang ip-Gesellschaft, gefordert habe, dass die Szenen mit NS-Uniformen abgeschirmt und für die Besucher nicht einsehbar gedreht werden sollten.

NS-Symbole nicht vollständig versteckt

Am Montag, als solche Arbeiten unmittelbar am Besucherzentrum angesagt waren, ließen sich die NS-Symbole aber nicht vollständig verstecken. Und am Dienstag stand noch die Kulisse des am Montag als „Schutzhaftlager“ aufgebauten Torbereichs unkommentiert auf dem Platz.

Die großen Hakenkreuze beiderseits des Tores waren jedoch bei den Dreharbeiten am Montag durch „Rotarmisten“ planmäßig zerstört worden, zwei kleinere Hakenkreuze im oberen Bereich waren mit roten Sowjetsternen überklebt. Dort sollen am Mittwoch weitere Dreharbeiten zur frühen Nachkriegszeit starten. Insgesamt nur dreieinhalb Filmminuten werden nach Angaben Klaußners in der Eifel gedreht.

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