120 TeilnehmerJugendkreuzweg in Gemünd von Flut geprägt

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Im Gedenken an die Flut zogen die Teilnehmer des Ökumenischen Jugendkreuzweges durch Gemünd. Tapfer trugen die Jugendlichen die Kreuzbalken auf ihrem Weg durch Gemünd.

Tapfer trugen die Jugendlichen die Kreuzbalken auf ihrem Weg durch Gemünd.

Ökumenischer Jugendkreuzweg in Gemünd war auch eine Auseinandersetzung mit den Folgen der Flut. 120 Teilnehmer wanderten mit.

Ungewohnt viel Betrieb herrschte am Freitagabend in der Fußgängerzone in Gemünd. Hin und her wanderten die verschiedenen Gruppen des Ökumenischen Jugendkreuzweges, durch die Gebiete des Ortskerns, die von der Flut betroffen waren, als wäre es ein Kreuz- und Querweg.

Rund 120 Teilnehmer, nicht alle jugendlich, waren zu der Veranstaltung gekommen. Organisiert hatten den Jugendkreuzweg der katholische Jugendseelsorger für die Region Eifel, Pastoralreferent Georg Schmalen und der evangelische Pfarrer aus Hellenthal, Oliver Joswig. „Wir haben mitgekriegt, dass die Flut immer noch ein Thema ist, dem wollten wir in Gemünd nachspüren“, sagte Schmalen.

Nach Corona auch eine Art Neuanfang für den Ökumenischen Jugendkreuzweg in Gemünd

Nach drei Jahren Corona sei spürbar, dass weniger Jugendliche kommen würden. „Das soll ein Neuanfang sein.“ Aus vielen verschiedenen Orten wie Dahlem, Wahlen, Sötenich, Blankenheim oder auch Nettersheim waren die Jugendlichen mit ihren Betreuern nach Gemünd gekommen. Aus Hellenthal waren aktuelle und ehemalige Konfirmanden angereist. Treffpunkt war die Katholische Kirche, in der die Sacro-Popband „Spirit“ zur Einstimmung für Musik sorgte.

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Eine Station war die Evangelische Kirche in Gemünd.

Eine Station war die Evangelische Kirche in Gemünd.

In dieser Kirche stand das Wasser über zwei Meter hoch“, erinnerte Schmalen an die Ereignisse der Flutnacht. Doch es solle nicht nur an den schlimmen Tag gedacht werden, sondern auch an gute Zeiten. Denn es habe gerade in den Wochen nach der Katastrophe auch viel Ermutigung gegeben.

„Der Kreuzweg soll nicht nur der Wunden gedenken, sondern auch der Hoffnungen“, sagte er. Mit den Balken eines aus vier Teilen gefertigten Kreuzes, machten sich die verschiedenen Gruppen auf den Weg durch Gemünd, um die einzelnen Stationen zu besuchen, an denen der Flut gedacht werden sollte.

Vier Stationen für die Teilnehmer in Gemünd aufgebaut

Betreut wurden die Stationen von Schmalen, Joswig, Pfarrerin Susanne Salentin und dem Jugendbeauftragten der katholischen Kirche aus Mechernich, Gunnar Simon. Eine der vier Stationen, die die Organisatoren vorbereitet hatten, war die von der Flut schwer geschädigte Evangelische Kirche.

„Eigentlich sollte der Abschluss der Veranstaltung hier stattfinden“, verriet Joswig. Doch durch die Luftfeuchtigkeit habe sich mittlerweile Schimmel an den Wänden entwickelt, sodass aus Gesundheitsschutz der Abschluss in der Katholischen Kirche stattfand. „Doch einmal reingucken geht“, so Joswig, als er die Jugendlichen durch das Kirchenschiff lotste.

Die Kreuzbalken, die durch Gemünd getragen wurden, wurden an den Stationen gestaltet.

Die Kreuzbalken, die durch Gemünd getragen wurden, wurden an den Stationen gestaltet.

Die Folgen des Hochwassers sind in der Alten Bahnhofstraße unübersehbar: Von dem evangelischen Pfarrhaus bis zum Hotel Friederichs ist noch keines der Geschäfte wiedergekehrt, manche Fassade ist noch mit Holzplatten statt Glasscheiben versehen.

„Es ist noch eine große Wunde zu sehen“, beschrieb es Joswig, der die Jugendlichen hier empfing. An der Gedenkstätte an der Brücke am Kreisverkehr, die zu Ehren eines der vom Hochwasser getöteten Gemünder eingerichtet worden war, wartete Pfarrerin Salentin auf die Teilnehmer des Jugendkreuzweges.

Seit der Flut ist dieser auch ein Ort des Todes
Pfarrerin Susanne Salentin

„Seit der Flut ist dieser auch ein Ort des Todes“, sagte sie. Genauso sei das Kreuz von Jesus ein Ort des Todes. Doch der Tod sei kein gottverlorener Ort. Im Gedenken an geliebte Verstorbene schrieben die Kreuzwegbesucher Namen auf den Kreuzbalken. Auch am Marienplatz und vor der Alten Schule in der Dreiborner Straße waren Stationen eingerichtet worden.

Während Schmalen auf dem Marienplatz die Gruppen erwartete, stand Simon auf der Straße. Hier wurden Gedanken auf Zettel geschrieben und mit Reißzwecken auf den Holzbalken aufgespießt, die die Dornen von Jesus Dornenkrone symbolisieren sollten.

„Auch wenn ich selbst nicht betroffen war, habe ich doch einiges mitgekriegt, weil ich in Schleiden auf die Schule gehe“, sagte ein Mädchen aus Dahlem. Er sei auch Messdiener sagte ein 15-jähriger aus Wollenberg. „Man kann sich auf dem Jugendkreuzweg gut besinnen, wenn man miteinander zusammensitzt“, beschrieb er den Reiz der Veranstaltung.


Der Ökumenische Jugendkreuzweg ist eine Veranstaltung des Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Zum ersten Mal wurde der Kreuzweg auf dem Katholikentag 1958 begangen. Seit 1972 wird er ökumenisch gestaltet. Laut Veranstalter nehmen deutschlandweit rund 60 000 Menschen teil.

In der Eifel fand der Jugendkreuzweg zuerst in Steinfeld statt, bevor er in die Jugendkirche nach Urft umsiedelte. In diesem Jahr machte er mit neuem Konzept Station in Gemünd. (sev)

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