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Neues Gutachten liegt vorStatiker empfiehlt nun doch den Abriss der Brücke in Gemünd

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Seitlicher Blick auf die Brücke in Schleiden-Gemünd.

Die Brücke in der Dreiborner Straße in Gemünd soll nun doch durch einen Neubau ersetzt werden.

Statt einer Sanierung wird es wohl doch ein Neubau: Nach Meinung des Statikers ist die Brücke in der Dreiborner Straße in Gemünd nicht zu retten.

Nun ist doch der Worst Case eingetroffen: In seinem neuesten Gutachten kommt der Statiker zu dem Ergebnis, dass die Brücke in der Dreiborner Straße in Gemünd innerhalb der nächsten fünf Jahre abgerissen werden muss. „Wir hatten bis zum Schluss gehofft, dass die Brücke saniert werden kann“, so Bürgermeister Ingo Pfennings.

Die Brücke über die Olef war bei der Flutkatastrophe 2021 stark in Mitleidenschaft gezogen worden, weil Autos, Holz und andere Dinge gegen das Bauwerk geprallt waren. Dadurch war unter anderem die Abdichtung beschädigt worden.

Ende August 2024 war die Brücke dann für den Verkehr gesperrt worden, um sie in einem Zeitraum von drei Monaten zu sanieren. Rund 450.000 Euro sind im Wiederaufbauplan der Stadt für die Maßnahme eingeplant. Die Abdichtung und die Gehwege sollten erneuert werden und die Fahrbahn eine neue Asphaltdecke erhalten. Außerdem sollte das Brückengeländer gerichtet werden.

Die Traglast der Brücke in Gemünd war schon überschritten

Doch beim Abfräsen des Straßenbelags im Oktober gab es eine böse Überraschung: Die Beschaffenheit der Brücke war anders als in den Plänen, die die Grundlage für die Sanierungsplanung bildeten. Die Stadtverwaltung vermutet, dass bei der Sanierung des Bauwerks in den 1990er-Jahren mehr Material eingebaut worden ist, als in den Plänen verzeichnet wurde.

Weil die Tragfähigkeit des Bauwerks schon ohne die Sanierung nahe am Grenzwert lag, drängte der Statiker auf eine Tragwerksberechnung der Brücke. Heraus kam, dass das Bauwerk schon jetzt bei 130 Prozent seiner Traglast liegt. Mittelfristig empfahl der Statiker deshalb einen Neubau. Bis dahin solle die Last auf 16 Tonnen beschränkt werden und eine jährliche Sonderprüfung durchgeführt werden. Alternativ könne die Brücke für den Durchgangsverkehr gesperrt werden und nur für Rettungsfahrzeuge, Fußgänger und Radfahrer geöffnet bleiben.

Von der Unterseite wurden Proben genommen

Daraufhin wurden Mitte November weitere Proben von der Unterseite des Bauwerks genommen. „Die Ergebnisse liegen nun vor. Der Gutachter gibt nach einer ersten Durchsicht seitens der Verwaltung die eindringliche Empfehlung, die Brücke innerhalb der nächsten fünf Jahre abzureißen“, so der Bürgermeister. Bis dahin solle das Bauwerk einer jährlichen Sonderprüfung mit einem besonderen Augenmerk auf Rissbildungen unterzogen werden. „Es ist schon frustrierend, wie lange es gedauert hat, bis das Gutachten endlich vorlag“, meinte der Verwaltungschef.

Falls sich die Einschätzung nach einer eingehenden Prüfung des Gutachtens durch die Fachabteilung bestätigt, will die Stadt im nächsten Änderungsantrag für den Wiederaufbauplan den Neubau anmelden. „Das wird einige Zeit dauern“, sagte Pfennings.

Parallel soll mit der Bezirksregierung Köln kurzfristig geklärt werden, ob die Brücke als Sicherungsmaßnahme temporär für Fahrzeuge mit einem Gewicht von maximal 16 Tonnen befahrbar gemacht werden kann, und wer die Kosten dafür trägt. „Um die Maßnahme dann schnellstmöglich realisieren zu können, wird für die Auftragsvergabe ein Dringlichkeitsbeschluss eingeholt“, meinte der Bürgermeister.

Sollte die Bezirksregierung eine Abrechnung der Kosten für die Befahrbarmachung über den Wiederaufbauplan ablehnen, sollen Angebote von Baufirmen eingeholt werden. „Dann muss der Fachausschuss entscheiden, ob die Maßnahme mit städtischen Mitteln finanziert wird oder die Brücke bis zum Neubau ausschließlich von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden kann“, beschrieb Pfennings die weitere Vorgehensweise.