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Sanierung oder Neubau?Brücke in Gemünd hat das Zeug zur unendlichen Geschichte

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Blick auf die eingerüstete Brücke.

Seit mehr als einem Jahr ist die Brücke in der Dreiborner Straße in Gemünd nun schon gesperrt.

An der für den Autoverkehr seit mehr als einem Jahr gesperrten Brücke in Gemünd wurden jetzt Probebohrungen durchgeführt. 

Die Brücke in der Dreiborner Straße in Gemünd hat das Zeug zu einer unendlichen Geschichte. Ende August 2024 war das Bauwerk gesperrt worden, um es in drei Monaten zu sanieren. Etwa 450 000 Euro sind im Wiederaufbauplan der Stadt für die Maßnahme eingeplant. Mehr als ein Jahr später ist immer noch nicht klar, ob und wie sie saniert werden kann. Auch ein Abriss samt Neubau steht im Raum.

Die Brücke über die Olef war bei der Flutkatastrophe 2021 stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Autos, Gastanks, Holz und andere Dinge waren von der Wucht des Wassers mitgerissen worden und gegen die Brücke geschlagen. Dadurch war unter anderem die Abdichtung beschädigt worden.

Ende August vergangenen Jahres war der Straßenbelag abgefräst worden, um die darunterliegende Abdichtung zu erneuern. Ferner sollten die Gehwege erneuert werden, die Fahrbahn eine neue Asphaltdecke erhalten und das Brückengeländer gerichtet werden.

Die Beschaffenheit der Brücke ist anders als in den Plänen

Beim Abfräsen des Straßenbelags im Oktober 2024 fiel dann auf, dass die Beschaffenheit der Brücke eine andere war als in den Plänen, die für die Sanierung hinzugezogen worden waren. Der Verdacht kam auf, dass bei der Sanierung des Bauwerks in den 1990er-Jahren mehr Material in der Brückenoberfläche eingebaut worden war, als in den Plänen verzeichnet ist.

Ein Mann steht in der Olef und bohrt die Unterseite der  Brücke an.

An der Unterseite wurde der Beton der Brücke angebohrt und insgesamt 42 Proben entnommen.

Weil das Bauwerk mit dem Aufbau von der Tragfähigkeit schon ohne die Sanierung nah am Grenzwert lag, drängte der Statiker auf eine Tragwerksberechnung der Brücke. Der Auftrag musste erst vergeben werden, was auch einige Zeit dauerte. Nach zwei Monaten war die Prüfung abgeschlossen.

Statiker fordert eine Beschränkung der Last auf 16 Tonnen

Heraus kam, dass die Brücke schon jetzt bei 130 Prozent ihrer Traglast liegt und sie deshalb nicht wie geplant saniert werden kann. Mittelfristig empfahl der Statiker deshalb einen Neubau. Bis dahin soll die Last auf 16 Tonnen beschränkt werden und eine jährliche Sonderprüfung durchgeführt werden. Alternativ könne die Brücke für den Durchgangsverkehr gesperrt werden und nur für Rettungsfahrzeuge, Fußgänger und Radfahrer geöffnet bleiben.

Am Donnerstag rückten nun Mitarbeiter der Baufirma an, um Probebohrungen durchzuführen. „Der Statiker will noch weitere Proben von der Unterseite“, erklärte Waldemar Brost, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt bei der Stadt Schleiden.

„Bei der Flut war Wasser in die Brücke reingedrückt und so die Abdichtung beschädigt worden. Die Frage ist nun, wie viel Wasser an welchen Stellen eingedrungen ist.“

Entscheidend ist der Salzgehalt in den Proben der Brücke in Gemünd

Die Brücke bestehe aus 20 Betonkammern und werde von Stahlseilen gehalten. „Die Seile sind wiederum in Widerlagern befestigt“, so Brost. Der Beton der Hohlkammern werde von der Unterseite her angebohrt und das Material direkt in einen Probenbehälter abgefüllt. „Dafür hat der Bohrer zwei Sauglöcher. Für jede Probe wird ein neuer Behälter genommen“, erläuterte der Fachbereichsleiter. Die Bohrungen werden an sechs Stellen in sieben verschiedenen Tiefen durchgeführt, insgesamt also an 42 Stellen.

Anschließend werde untersucht, wie hoch der Salzgehalt in den Proben ist. Das wiederum gebe Aufschluss darüber, ob die Stahlseile in Mitleidenschaft gezogen wurden. „Wenn viel Salz im Beton zu finden ist, sind die Stahlseile wahrscheinlich am Rosten.“

Die Auswertung der Proben wird nach Einschätzung von Brost einige Wochen dauern. Anschließend würden die Ergebnisse dann vom Statiker begutachtet. Dann müsse entschieden werden, ob die Brücke weiter saniert oder abgerissen werde. Die Brücke sei in den 1960er-Jahren nach dem technischen Stand der Zeit gebaut worden: „Es handelt sich um eine der ersten Spannbetonkonstruktionen“, so Brost.