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InsolvenzOptimismus und Unverständnis bei Patienten und Besuchern im Marien-Hospital Erftstadt

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Ein Rettungswagen steht vor einem Krankenhaus.

Knapp eine Woche nach der Insolvenz-Hiobsbotschaft am 23. Dezember herrscht im Marien-Hospital Erftstadt-Frauenthal geschäftiges Treiben.

Einen Tag vor Heiligabend war bekannt geworfen, dass die Klinikleitung einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Köln eingereicht hat. 

Der Parkplatz ist gefüllt, Krankenwagen verlassen das Gelände und kommen mit Blaulicht zurück, immer wieder betreten Patienten und Besucher mit Taschen die Klinik. Kurzum: Im Marien-Hospital Erftstadt-Frauenthal herrscht am Montag, knapp eine Woche nach der Insolvenz-Hiobsbotschaft vor Weihnachten, der gewohnt rege Betrieb.

Ich war bestens zufrieden, auch mit dem Personal
Klaus Guttschuss, ehemaliger Patient

Klaus Guttschuss aus Blessem ist gerade dabei, das Krankenhaus zu verlassen. Zur Insolvenz sagt er: „Das ist ein Witz. Die haben Millionen investiert.“ Er könne sich nicht vorstellen, dass das Krankenhaus schließen müsse. „Das wäre eine Geldverschwendung“, schließlich sei das Krankenhaus „ganz modern“, urteilt Guttschuss, dessen Frau im Marien-Hospital behandelt wurde. Auch er selbst sei hier bereits Patient gewesen. „Ich war bestens zufrieden, auch mit dem Personal“, sagt er zu seiner Behandlung. Gleiches gelte für seine Frau.

Kopfschütteln über die Insolvenz des Erftstädter Krankenhauses herrscht auch bei Patient Siegfried Schilling. „Es ist unverständlich. Das Ding wird saniert, ist hochmodern.“ Generell könne er die Schließungen von Kliniken in den vergangenen Jahren nicht nachvollziehen, so Schilling weiter. „Wenn man sie braucht und da liegt, merkt man erst mal, wie wichtig sie sind.“

Marien-Hospital: Kurze Wege sind für eine Patientin aus Erftstadt wichtig

Gerade für Notfallpatienten aus der näheren Umgebung sind kurze Wege zum Krankenhaus wichtig. So auch für die Tante einer Besucherin aus Hürth. Ihre Tante aus Liblar liege zum dritten Mal in diesem Jahr im Marien-Hospital. „Es wäre fatal, wenn sie nicht so schnell mit dem Rettungswagen da wäre“, schildert die Hürtherin. „Brühl wäre das nächste Krankenhaus, aber für meine Tante nicht die optimale Versorgung.“ 

Das Marien-Hospital in Erftstadt war erst im November 2023 nach umfassendem Wiederaufbau infolge der schweren Flutkatastrophe wieder eröffnet worden. Die Kosten für den Wiederaufbau beliefen sich auf mehr als 80 Millionen Euro.

Ich glaube, dass es gut ausgehen wird
Besucherin

Die rund 400 Beschäftigten des Krankenhauses hatten einen Tag vor Heiligabend in einer Betriebsversammlung erfahren, dass die Klinikleitung tags zuvor einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Köln eingereicht hat. Das Amtsgericht hat André Dobiey, Rechtsanwalt aus der Kanzlei Niering Stock Tömp, zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannt. Er zeigte sich in einer Mitteilung optimistisch: „Als eines der modernsten Krankenhäuser in NRW sehe ich mehr als gute Aussichten, das Haus dauerhaft erhalten zu können.“

Die finanzielle Schieflage begründete die Kölner Kanzlei in der Mitteilung im Wesentlichen mit den erheblichen Herausforderungen im Gesundheitswesen, insbesondere für kleinere Krankenhäuser mit unter 200 Betten. Gerade diese spürten die zunehmenden Auswirkungen von steigenden Personal-, Energie- und Sachkosten. Hinzu kämen die besonderen Herausforderungen infolge der mehrjährigen Schließung und der Wiedereröffnung nach der Flutkatastrophe im Juli 2021.

Im Hinblick auf die Tatsache, dass die moderne Klinik gerade erst mit viel Geld wiederaufgebaut wurde, sagt auch die Besucherin aus Hürth optimistisch: „Ich glaube, dass es gut ausgehen wird.“