Abo

BundeswehrIn Euskirchen folgt auf den Brigadegeneral Frau Kapitän zur See

5 min
Drei Bundeswehrsoldaten und ein Zivilist stehen in einer Reihe auf dem Hof der Kaserne in Euskirchen.

Brigadegeneral Peter Webert (l.) geht nach 44 Jahren bei der Bundeswehr in den Ruhestand. Mit Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt (M.) und dem Kommandeur Unterstützungskräfte Kommando Cyber- und Informationsraum, Generalmajor Armin Fleischmann (r.), schritt er an den Soldaten vorbei.

Dr. Sabine Reppin leitet nun das Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr in Euskirchen. Peter Webert ist im Ruhestand.

Es ist eine Premiere bei der Bundeswehr in Euskirchen. Mit Kapitän zur See Dr. Sabine Reppin steht erstmals eine Frau an der Spitze des Zentrums für Geoinformationswesen der Bundeswehr (ZGeoBw) und des Geoinformationsdienstes der Bundeswehr. Ab dem 1. Januar darf sich die 59-Jährige sogar Frau Admiral nennen.

Der Kommandeur Unterstützungskräfte Kommando Cyber- und Informationsraum, Generalmajor Armin Fleischmann, hat am Mittwoch im Rahmen eines feierlichen Appells in der Generalmajor-Freiherr-von-Gersdorff-Kaserne an der Kommerner Straße die Führung über die beiden Geoinformationsdienste der Bundeswehr von Brigadegeneral Peter Webert an Reppin übergeben. Brigadegeneral Peter Webert verabschiedet sich damit im 44. Dienstjahr in den Ruhestand.

Geoinformationswesen ist auf Landes- und Bündnisverteidigung ausgerichtet

Das ZGeoBw sei in seiner Organisation auf das internationale Krisenmanagement ausgerichtet gewesen, heißt es seitens der Bundeswehr. In den vergangenen beiden Jahren sei die Struktur überarbeitet und das ZGeoBw auf den Kernauftrag – die Landes- und Bündnisverteidigung – ausgerichtet worden. Die neue Struktur werde zum 1. April des kommenden Jahres übernommen und wird dann von Dr. Sabine Reppin an der Spitze der Generalmajor-Freiherr-von-Gersdorff- und der Mercator-Kaserne geleitet.

Beim Appell stand Reppin aber noch nicht im Mittelpunkt. Ihr erster größerer Auftritt dürfte der Neujahrsempfang der Bundeswehr im Februar werden. Am Mittwoch drehte sich alles um den scheidenden Standortältesten Peter Webert. Der Ukrainekrieg habe die sicherheitspolitische Lage in Europa grundlegend verändert – und mit ihr auch die Anforderungen an die Bundeswehr.

Fünf Soldaten in Flecktarn stehen vor eine Deutschland-Flagge.

Kapitän zur See Dr. Sabine Reppin steht nun an der Spitze des Geoinformationsdienstes der Bundeswehr.

Musiker des Heeresmusikkorps Koblenz spielen in der Kaserne in Euskirchen auf ihren Instrumenten.

Das Heeresmusikkorps Koblenz begleitete den feierlichen Appell zu Ehren des Brigadegenerals musikalisch.

Besonders die Geoinformationsunterstützung, so Webert, müsse sich den neuen Realitäten stellen. Für die Landes- und Bündnisverteidigung kehren laut Webert Bereiche zurück, die altgedienten Soldatinnen und Soldaten noch gut bekannt seien: Navigations- und Hochpunktkarten, Geländebefahrbarkeitskarten sowie Straßen- und Brückenkarten gehören wieder fest zum Produktportfolio des ZGeoBw – analog und digital als Geoinformationsservice.

In der militärischen Praxis seien solche Informationen unverzichtbar. „Ein Panzerkommandant will wissen, ob er mit seinem 64-Tonnen-Panzer über eine Brücke fahren kann oder eben nicht“, betonte Webert. Ein zentrales Thema sei daher die Gewinnung und Harmonisierung von Verkehrsinfrastrukturdaten – Brücken, Straßen, Eisenbahnstrecken, Wasserstraßen und Flugplätze. Diese Informationen werden laut Webert nicht nur für die eigene Landesverteidigung benötigt, sondern auch für den Auf- und Durchmarsch alliierter Verstärkungskräfte im Rahmen von Nato-Verteidigungsplänen in Richtung Polen und Baltikum.

Bundeswehr investiert in den Standort Euskirchen

Eine der wichtigsten Lehren aus dem Krieg in der Ukraine sei: Wer Gelände und Wetter nicht in seine Planungen einbeziehe, werde Verluste erleiden. Steiles Gelände, dichter Wald, Moore oder Witterungseinflüsse auf die Befahrbarkeit des Bodens – all diese Faktoren bestimmten die Bewegungsfähigkeit von Truppen.

Auch am Standort in Euskirchen habe sich infrastrukturell viel getan. Die Verlagerung der Schule von Fürstenfeldbruck nach Euskirchen habe sich zwar verzögert, doch nun seien erste Teile der Einrichtung umgezogen. Bis zur Inbetriebnahme der Truppenküche müssen sich die Lehrgangsteilnehmenden jedoch noch selbst verpflegen – wie die übrigen Beschäftigten am Standort. Geplant sei eine Kantine auf der Fläche, auf der sich noch die Ruine der belgischen Kaserne befindet.

In der jüngeren Vergangenheit wurde laut Webert auch der Standortübungsplatz Schavener Heide modernisiert: mit einem Schießübungsraum, einer Panzerfaust-Schießbahn und einer Waldkampfbahn. Diese ermögliche ortsnahe, realistische Ausbildung.

Zu den besonderen Herausforderungen zählten zudem die Corona-Pandemie und die Flutkatastrophe 2021. „Die Truppe hat damals hervorragend funktioniert und mit angepackt“, erinnerte sich Webert, der die Tornados, die zu seinen Ehren über die Kaserne flogen, nicht mehr sah. Der Grund: Seine Rede war zu schnell beendet und die Kameraden aus Nörvenich durften erst nach 14 Uhr starten. Da hatte der Empfang der Gäste schon begonnen.


Kapitän zur See Dr. Sabine Reppin

Kapitän zur See Dr. Sabine Reppin wurde am 9. Oktober 1966 geboren und ist verheiratet. Nach dem Studium der Physikalischen Ozeanographie an der Universität Hamburg von 1986 bis 1990 forschte sie an der Scripps Institution of Oceanography der University of California San Diego (UCSD). Dort promovierte sie 1996 zum Doctor of Philosophy (Ph.D.) in Oceanography.

Im Jahr 2003 trat Dr. Reppin als Seiteneinsteigerin in den Geophysikalischen Beratungsdienst der Bundeswehr ein. Zunächst war sie als Dezernentin für „Meteorologische Beratung“ im Flottenkommando Glücksburg eingesetzt.

2006 erfolgte der Wechsel in die militärische Laufbahn als Berufssoldatin. Es folgten verschiedene Führungs- und Stabsverwendungen, unter anderem als GeoInfo-Stabsoffizierin für geophysikalische Beratung sowie für internationale und nationale Kooperationen im Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr in Euskirchen. Von 2009 bis 2015 leitete sie mehrere Dezernate im Bereich der Geoinformationsunterstützung und METOC-Beratung (Meteorologie und Ozeanographie) beim Flotten- und Marinekommando Glücksburg. 

Seit 2015 nahm sie verschiedene Führungs- und Stabsfunktionen im Bereich der Geoinformation der Bundeswehr wahr. Von 2015 bis 2016 war sie Leiterin „METOC-Einsatz / Einsatzgruppe 2“ in der Unterabteilung GeoInfo des Marinekommandos in Glücksburg. Anschließend, von 2016 bis 2019, diente sie als Referentin in den Referaten CIT I 5 und CIT II 8 „Grundsatzangelegenheiten GeoInfoDBw Personal“ im Bundesministerium der Verteidigung in Berlin.

Von 2019 bis 2022 leitete sie am Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr in Euskirchen die Gruppe „Außenbeziehungen“. Es folgte von 2022 bis 2025 die Funktion der Referatsleiterin CIT II 8 „GeoInfoWBw, GeoInfoUstg IT-SysBw, Analytics & Simulation“ im Bundesministerium der Verteidigung in Berlin. Seit 2025 ist sie Kommandeurin des Zentrums für Geoinformationswesen der Bundeswehr sowie Leiterin des Geoinformationsdienstes der Bundeswehr in Euskirchen.

Bereits zuvor sammelte sie umfassende Auslandserfahrung in einsatzgleichen Verpflichtungen: 2006 und 2007 im Rahmen der UNIFIL-Mission, 2008 mit der Standing NATO Mine Counter Measure Group 2 (SNMCMG2), 2012 bei der EU-Mission EUNAVFOR SOMALIA – Operation ATALANTA sowie 2016 bei EUNAVFOR MED – Operation SOPHIA.