Verschmutzung nach der FlutMüllberge und Ölteppiche treiben im Wasser

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Mit Spezialschiffen wird der Müll aus dem Wasser geholt und dann am Ufer abgeladen.

Mit Spezialschiffen wird der Müll aus dem Wasser geholt und dann am Ufer abgeladen.

Schleiden-Gemünd – Es ist ein bedrückendes Bild, das sich Spaziergängern und Radfahrern bietet, die auf der K 7 von Malsbenden aus in Richtung Urftsee unterwegs sind. An den Seeufern und auf kleinen Inseln liegt überall Müll herum. Selbst in den Bäumen hängt der Unrat. An der Wasseroberfläche bilden Abfall und Treibholz mancherorts eine geschlossene Schicht.

Gefahrstoffe im Wasser

Die Flut hat im Urftsee und damit im Herzen des Nationalparks Eifel eine massive Umweltverschmutzung hinterlassen. Niemand kann letztlich sagen, was alles in der Talsperre gelandet ist, doch mit Sicherheit werden darunter auch Gefahrstoffe wie Benzin, Öl, Farben und Lacke sowie Haushaltsreiniger und ähnliche Stoffe gewesen sein. Nicht zu vergessen die Bakterien und Keime aus den überfluteten Kläranlagen an Urft und Olef.

Wie lange die Beseitigung dieser Schäden dauern wird, ist derzeit nicht abzusehen. „Es ist ein enorm trauriger Anblick. Momentan beschränken wir uns darauf, den Müll aus dem See und aus den Böschungen herauszuholen“, erklärt Jana Wirtz vom Wasserverband Eifel-Ruhr (WVER). Allein damit werde man wohl mehrere Monate lang beschäftigt sein.

Bereits acht Tonnen Müll aus dem Wasser geholt

Mehrere Boote mit speziellen Vorrichtungen, um Müll mit einem Förderband oder einem großen Rechen aus dem Wasser zu holen, waren in den vergangenen Wochen schon auf dem Obersee des Rursees im Einsatz gewesen. „Dort haben wir rund acht Tonnen Müll aus dem Wasser und den Böschungen herausgeholt“, berichtet Wirtz. Vor einigen Tagen wurden die Boote, von denen eines geliehen und eines gespendet wurde, dann mit Hilfe eines Krans in den Urftsee umgesetzt. Unterstützung gibt es auch von Booten des Technischen Hilfswerks. Der gesammelte Müll wird am Ufer abgeladen und dann mit Baggern in Container verladen.

Bei der Säuberungsaktion wird der Wasserverband auch von Angestellten und freiwilligen Helfern des Nationalparks Eifel unterstützt. „Wir allein haben nicht die Kapazitäten.“ Vom WVER sind laut Wirtz 10 bis 15 Mitarbeiter im Einsatz.

„Bei dem Müll handelt es sich überwiegend um Siedlungsabfälle. Alles, was man so in Häusern, Gärten und Garagen findet“, sagt Wirtz. An einigen Stellen gebe es richtige „Müllteppiche“. „Wir haben viele Kühl- und Gefrierschränke, Garten- und Baumhäuser und Werkzeugschränke gefunden, aber auch unzählige Fässer und Getränkekisten der Gemünder Brauerei“, erzählt Wirtz. Die bekomme die Brauerei zurück. Weil derzeit die Trübung des Wassers noch sehr stark sei, könne man im tieferen Wasser kaum etwas sehen. „Wenn der Pegelstand am Ende des Sommers sinkt, werden bestimmt noch weitere Sachen an die Oberfläche kommen.“

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Im Wiesenbereich in Malsbenden habe man drei Autos und einen Anhänger gefunden. „Vor einigen Tagen wurde per Zufall auch ein Auto in der Talsperre entdeckt, das sehr weit gekommen war. Ein Bergungstrupp des THW hat es aus dem Wasser geholt“, berichtet die Mitarbeiterin des Wasserverbands. Taucher hätten Luftsäcke an dem Fahrzeug befestigt und es so an die Oberfläche geholt. „Grob geschätzt gehen wir von 800 bis 1000 Tonnen Müll aus, die wir am und im Urftsee einsammeln und abtransportieren müssen“, so die WVER-Mitarbeiterin.

„Wenn der Müll entfernt wurde, kann man an einigen Stellen auf dem Wasser kleine Ölteppiche sehen“, so Wirtz. Um zu verhindern, dass sich das Öl weiter verbreitet, wurde am Sonntag in Höhe der Victor-Neels-Brücke eine Ölsperre errichtet. Ferner wurden Proben aus der Rurtal- und der Urfttalsperre genommen und diese auf Spuren von Benzin, Heizöl und Metallen untersucht. Bislang liegen aber laut WEVR noch nicht alle Ergebnisse vor. Abgepumpt werden können die giftigen Flüssigkeiten nach Angaben des WVR nicht. Das sei unter anderem auch deshalb nicht möglich, weil die Stoffe während der Flut sehr stark mit dem Wasser vermischt worden seien. Man könne letztlich nur auf die Selbstreinigungskraft des Sees hoffen.

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