Stichwahl in WeilerswistZwei unabhängige Kandidaten kämpfen ums Bürgermeisteramt

Lesezeit 7 Minuten
Horst_Welter

Treten in der Stichwahl um das Bürgermeisteramt von Weilerswist an: Alexander Welter und Anna-Katharina Horst.

  • Auch in Weilerswist entscheidet erst die Stichwahl am Sonntag, 27. September, wer künftig im Bürgermeisteramt der Gemeinde arbeitet.
  • Amtsinhaberin Anna-Katharina Horst lag im ersten Wahlgang einige Prozentpunkte vor ihrem Herausforderer Alexander Welter.
  • Der Verkehr in Weilerswist stellt aus Sicht beider Kandidaten eine Herausforderung für die Zukunft dar.

Weilerswist  – Bei der Stichwahl um das Bürgermeisteramt im Weilerswister Rathaus will der parteilose Herausforderer Alexander Welter (42) am Sonntag die unabhängige Amtsinhaberin Anna-Katharina Horst (58) ablösen. Welter erreichte im ersten Wahlgang 41,99 Prozent der Stimmen, Horst 47,23 Prozent.

Doch wie entscheiden sich die 10,78 Prozent der Wähler, die zunächst für Iris Lafazanis gestimmt hatten? Lafazanis hat ihnen empfohlen, für Welter zu votieren. 

Warum sind Sie für Weilerswist die bessere Wahl an der Spitze von Rat und Verwaltung?

Alles zum Thema Regionalverkehr Köln

Anna Katharina Horst: Mit Begeisterung bin ich seit fünf Jahren Bürgermeisterin der Gemeinde Weilerswist. Die Vielfalt der Aufgaben, die Gestaltungsmöglichkeiten, die Arbeit mit und für die Menschen vor Ort sind genau mein Ding. 30 Jahre Berufserfahrung in leitender Position in der Verwaltung und fünf Jahre Amtszeit – da weiß ich, worauf es ankommt. Meine Amtszeit habe ich genutzt, um die Finanzen in Ordnung zu bringen, die Verwaltungsabläufe effizienter und teils digital zu gestalten und Netzwerke zu erweitern. Zusammenhänge erkenne ich schnell und agiere entsprechend strukturiert und kompetent. Mit Nachdruck habe ich mich für Leader-Projekte eingesetzt. Damit habe ich neue Ideen für mehr Lebensqualität in die Gemeinde geholt. Gleichzeitig sparen wir viel Geld durch die Förderung. Ich habe den Anspruch, die Gemeinde vorausschauend, weitsichtig und nachhaltig zu gestalten – mit allen, die mitmachen möchten. Das spiegelt auch mein Wahlprogramm wider. Ich bin für das Amt die bessere Wahl!

Alexander Welter: Ich denke, dass meine juristische Ausbildung zunächst von Vorteil bei der alltäglichen Verwaltungsarbeit ist. Darüber hinaus hat die Kommunalwahl bereits gezeigt, dass sich die Bürger einen Neuanfang wünschen. Daher ist es aus meiner Sicht der richtige Schritt, auch einen Wechsel an der Verwaltungsspitze zu vollziehen, damit der neue Rat unvorbelastet mit der Verwaltung zusammenarbeiten kann und endlich wieder die wichtigen Sachfragen in den Vordergrund rücken.

Hatten Sie besondere Erlebnisse im Wahlkampf?

Horst: Die persönlichen Gespräche, egal ob jetzt im Straßenwahlkampf, bei den Zu-Hör-Touren, Familienbesuchen oder in kleinen Runden, sind für mich beeindruckende Erlebnisse. Von Angesicht zu Angesicht werden offen Positives zu meiner Arbeit, Ideen für die zukünftige Entwicklung unserer Gemeinde, aber auch Kontroverses ausgetauscht. Ich mache die Erfahrung, dass die Menschen es sehr schätzen, wenn ihr oft komplexes Anliegen in Ruhe aufgegriffen, die Zusammenhänge dargestellt und Lösungswege aufgezeigt werden.

Welter: Besonders beeindruckt hat mich zum einen, dass mich Parteien, die sich ansonsten im politischen Widerstreit befinden, gemeinsam unterstützt haben. Als parteiloser Kandidat hatte ich mir genau dies gewünscht, dass der Bürgermeister-Kandidat unabhängig von parteipolitischen Interessen unterstützt wird. Persönlich war zudem der Haustürwahlkampf beeindruckend, wo ich zum Teil mir unbekannte Menschen kennengelernt habe, die mich und meine Familie jedoch bereits aus Kindertagen kennen. So wurden viele schöne Erinnerungen geweckt.

Was macht für Sie Weilerswist aus? Warum leben und arbeiten Sie gerne hier?

Horst: Mein Mann und ich sind mit unserer ältesten Tochter vor 27 Jahren nach Lommersum gezogen. Die Entscheidung war richtig. Wir haben uns ins Dorf- und Vereinsleben eingebracht, denn das Miteinander der Menschen, das Engagement für die Gemeinschaft, ob in Vereinen oder Gruppen, macht einen Ort lebens- und liebenswert. In den anderen Ortsteilen ist das ähnlich. Hier werden über Leader-Projekte Ideen geboren und umgesetzt, ein großes Potenzial, das lange vernachlässigt wurde.

Welter: Weilerswist ist eine Gemeinde, die sich derzeit im Wachstum befindet, aber dennoch ihren ländlichen Charakter erhalten hat, gerade, was die Randortschaften betrifft. Es ist ein idealer Platz, um seine Kinder aufwachsen zu sehen, fernab von der Hektik der Großstädte. Hinzu kommen der Zusammenhalt in den einzelnen Ortschaften und das ausgeprägte Vereinsleben. Man kennt sich und passt aufeinander auf.

Wo sehen Sie in der Gemeinde den größten Verbesserungsbedarf?

Horst: Vieles wurde in den letzten Jahren auf den Weg gebracht und umgesetzt: Die Kitas, Grundschulen und Betreuungsangebote wurden in den letzten Jahren ausgebaut. Auf dem Plan stehen ein Anbau für die Grundschule Weilerswist und eine Mensa-Erweiterung der Gesamtschule sowie die digitale Vernetzung der Schulen.

Straßensanierung wird aus Kostengründen, wo möglich, mit Kanalsanierung gekoppelt. Für das Straßennetz der Gemeinde steht eine Befahrung und Klassifizierung des Straßenzustands an. Mir liegen vier Schwerpunkte am Herzen, die ich gerne gemeinsam mit Rat und Bürgern anpacken möchte: Klimaanpassungsmaßnahmen, unter anderem mit einem neuen „Pflanzkonzept“ für öffentliche Flächen und Anreizen für ein nachhaltiges Mobilitätsverhalten, den Umstieg vom Auto auf das Fahrrad für innerörtliche Wege, die Umsetzung der Aktionsplans zur „Kinderfreundlichen Kommune“ und die Erarbeitung und Umsetzung eines städtebaulichen Konzepts für den Kernort und die Ortschaften. Das erschließt uns neue Fördermöglichkeiten.

Welter: Durch das Wachstum der Gemeinde hat vor allem der Verkehr zugenommen. Ein Problem, das mir auf meiner Kennenlern-Tour nahezu in jedem Ort begegnet ist. Daher ist es wichtig, ein Verkehrskonzept für die gesamte Gemeinde zu entwickeln, das zu einer dauerhaften Entlastung der einzelnen Ortschaften führt.

Daneben gilt es, das Freizeitangebot für alle Altersgruppen zu verbessern, damit man nicht nur gerne in Weilerswist wohnt, sondern auch seine Freizeit gerne in der Gemeinde verbringt.

Wie können die Ortschaften und ihr Versorgungszentrum Weilerswist/Weilerswist-Süd besser vernetzt werden?

Horst: Zur Verbesserung der Vernetzung sehe ich verschiedene Ansatzpunkte. Zunächst einmal das Angebot des ÖPNV. Hier habe ich den Eindruck, dass viele Bürger das Angebot, beispielsweise das Anrufsammeltaxi, nicht kennen. Zumindest ist das mein Eindruck aus den Ergebnissen der Seniorenbefragung.

Hier ist Informationsarbeit seitens der Gemeinde Weilerswist mit den Partnern auf Kreisebene und der RVK gefragt. Die großen Einzelhändler in Weilerswist bieten bereits regelmäßige Hol- und Bringdienste in den Ortschaften an. In diesem Angebot steckt noch Ausbaupotenzial. Schließlich ist die GENO-Zülpicher Börde im Aufbau, die auf genossenschaftlicher Basis Dienstleistungen im Alltag wie Einkaufshilfe auch in unserer Gemeinde auf den Weg bringen wird.

Welter: Der Verkehr ist, wie gesagt, eines der zentralen Probleme der Gemeinde. Daher müssen Alternativen gefunden werden. In Betracht kommt zum einen die Stärkung des ÖPNV. Hier wäre eine Variante einer gemeindeeigenen Buslinie denkbar, die die Ortschaften miteinander verbindet.

Gerade am Wochenende oder am späten Abend sind die Verbindungen unzureichend. In Nachbargemeinden werden hierzu beispielsweise Kleinbusse eingesetzt.

Darüber hinaus gilt es, innovativ zu denken. So könnten beispielsweise Car-Sharing-Projekte ins Leben gerufen werden. Auch dies wird in anderen Gemeinden bereits praktiziert. Die Randorte werden mit einem Elektroauto ausgestattet, das die Bürger sich gegen eine monatliche Pauschale teilen können.

Letztlich sollten die Orte zudem durch Radwege miteinander verbunden werden, um nicht nur die Mobilität, sondern auch das Klima nachhaltig zu verbessern.

Wie wollen Sie mehr bezahlbaren Wohnraum in Weilerswist und seinen Ortschaften schaffen?

Horst: Für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum sehe ich mehrere Möglichkeiten, die sich auch in anderen Kommunen bewährt haben. Die Gemeinde verkauft gemeindeeigene Baugrundstücke an Investoren. Der Kaufvertrag beinhaltet die Auflage, dass auf diesem Grundstück geförderter Wohnraum gebaut werden muss.

Das könnte Sie auch interessieren:

Diese Strategie wurde bisher erfolgreich in Weilerswist-Süd und Lommersum umgesetzt und ist für das Baugebiet Hausweiler geplant. Zudem unterstütze ich, dass ein Teil der Grundstücke im Baugebiet Hausweiler zu einem günstigen Preis verkauft wird. Da wir schon jetzt mehr Interessenten als Grundstücke haben, müsste hier über ein Losverfahren entschieden werden. Ein solches Vorgehen müsste vom Rat beschlossen werden.

Welter: Bezahlbarer Wohnraum ist wichtig, um die Altersstruktur einer Gemeinde zu erhalten. In den letzten Jahren haben sich viele Familien in Weilerswist angesiedelt. Aus diesen Familien werden in ein paar Jahren junge Erwachsene hervorgehen, die auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum in Weilerswist sein werden.

Gleichzeitig werden viele ältere Menschen bezahlbaren Wohnraum benötigen. Der notwendige Wohnraum muss bereits bei Planung neuer Wohngebiete berücksichtigt werden. Auf den ersten Blick ist es zwar aus Gemeindesicht lukrativer, die Grundstücke für klassische Einfamilienhäuser zu vermarkten. Auf lange Sicht zerstört dies jedoch die Altersstruktur der Gemeinde. Dies gilt es zu verhindern.

KStA abonnieren