Tag des offenen DenkmalsEntdeckungen im Leichlinger Fachwerk

Lesezeit 4 Minuten
Bergisches Fachwerk kann am Tag des offenen Denkmals am 9. September in Leichlingen studiert werden.

Bergisches Fachwerk kann am Tag des offenen Denkmals am 9. September in Leichlingen studiert werden.

Leichlingen – Wer mit dem Auto durch die Stadt fährt, kommt in Leichlingen unweigerlich an dem einen oder anderen Fachwerkhaus vorbei. So auch an dem Haus mit den schwarzen Balken, grünen Fensterläden und der weißen Farbe an der Neukirchener Straße, das der Familie Salzburg gehört. Zum ersten Mal öffnen Claudia Salzburg und ihre Familie die Türen ihres Hauses am Tag des offenen Denkmals am 9. September für neugierige Besucher.

Familie Salzburg ist nicht die einzige, die die Geschichte ihres Hauses erzählen wird. Insgesamt vier Gastgeber laden in Leichlingen für die „Expedition Heimat“ zu sich ein. In den Jahren 2008 bis 2015 zeigte das Projekt des Rheinisch-Bergischen Kreises am Tag des offenen Denkmals insgesamt 64 Schauplätze in den acht Städten und Gemeinden. Dann entschied das Kulturbüro, das Konzept zu ändern. Inzwischen widmet sich Expedition Heimat jährlich einem Thema in einer Gemeinde oder Stadt des Kreises. Im vergangenen Jahr war es die Orgellandschaft in Kürten gewesen, in diesem Jahr Fachwerk in Leichlingen.

Erlebbare Geschichte

Hauseigentümerin Claudia Salzburg (rechts) erklärt Hannah Weisgerber (von links), Susanne Bonenkamp und und Cathérine Kreuzer die Kölner Decke.

Hauseigentümerin Claudia Salzburg (rechts) erklärt Hannah Weisgerber (von links), Susanne Bonenkamp und und Cathérine Kreuzer die Kölner Decke.

„Wir wollen Heimat und Geschichte erfahrbar machen. Fachwerk mach in unserem Kreis auf jeden Fall unsere Heimat aus“, findet Landrat Stephan Santelmann. Das Thema Fachwerk passe zudem ganz wunderbar zum Europäischen Kulturerbe-Jahr. Den Organisatoren zufolge sei schnell klar gewesen, dass das Thema Fachwerk am besten zu Leichlingen passen würde. Denn von den circa 100 Bauwerken unter Denkmalschutz seien etwa 70 Prozent Fachwerkhäuser. Damit hat die Blütenstadt im Kreis den größten Bestand.

Alles zum Thema Universität zu Köln

Wegen des Bergischen Wetters sind die Häuser teilweise mit grauem Schiefer verkleidet, so auch das Haus der Familie Salzburg. „Bei uns sind nur die zum Wetter zeigenden Seiten verkleidet “, erzählt Claudia Salzburg. Seit die Familie 1998 in ihr Eigenheim gezogen ist, steckt sie viel Arbeit in das Gebäude und die dazu gehörige Scheune. Das Besondere an dem Haus: Die sogenannte Kölner Decke. Die Unterseiten der Balken an der Decke des Hauses sind mehrfach mit Ornamenten versehen und bilden ein auffälliges Muster. Die Enden zwischen zwei Balken sind halbrund ausgestaltet. Diese Art von Decken waren zwischen 1650 und 1740 besonders im Rheinland beliebt, woher der Name rührt. Auch das Haus der Salzburgs stammt aus dem 17. Jahrhundert. „Das konnten wir anhand der Anstrichen der Balken herausfinden. Man konnte die Schichten zählen“, sagt die Familienmutter. Da die Balken etwa alle acht Jahre neu gestrichen wurden, konnte man den Bau des Hauses schließlich auf das Jahr 1650 zurückdatieren.

Die Kölner Decken waren früher vermutlich recht teuer und lassen auf einen gewissen Reichtum der damaligen Besitzer schließen. Das passt Salzburgs Meinung nach dazu, dass das Gebäude im 19. Jahrhundert als Gasthof unter dem Namen „Im Mond“ genutzt wurde.

Claudia Salzburg ist immer wieder erstaunt, wie die Menschen darauf reagieren, dass sie in dem alten Haus wohnt. „Einmal habe ich mit dem Laptop in der guten Stube gesessen und ein paar Jugendliche sind draußen an dem Zimmer vorbei gelaufen. Die waren ganz verwundert darüber, dass ich hier Internet habe“, sagt sie. Sie könne versichern, dass es sich sehr gut in dem Gebäude leben lasse. In den letzten Wochen sei es dank der atmungsaktiven Wände trotz der Hitze in dem Haus sehr angenehm gewesen.

Besuch im Heimatmuseum

Ähnlich sehen das wohl auch die drei anderen Familien, die ihr Haus für Gäste öffnen. In Hülstrung zeigt die Familie Tschentscher/Bärschneider, wie ein Haus aus dem Jahr 1512 heute ein modernes Zuhause sein kann. Auf dem Gut Haswinkel wird es unter anderem um Untersuchungen des Baumaterials zur Bestimmung des Alters und die Zukunft des Guts gehen, bei dem es noch einige baufachliche und historische Fragen gibt. In Witzhelden eröffnet seit langem das kleine Heimatmuseum des verstorbenen Werner Philipp Trunk am Bechhauser Weg 34 wieder.

Vortrag zu Fachwerk in Europa

Vorab hält der Experte Manfred Gerner am Dienstag, 28. August, um 19 Uhr in der evangelischen Kirche in Witzhelden einen Vortrag zu Fachwerk in Europa. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte. Am Freitag, 31. August, können Interessierte an einer Exkursion zum Forschungslabor Dendroarchäologie der Universität zu Köln teilnehmen. Die Teilnehmerzahl ist allerdings auf 15 Personen beschränkt. Das Kulturbüro bittet darum, sich bis Freitag, 17. August, anzumelden unter  02202/ 13 27 70 oder per E-Mail.

Die Fachwerkhäuser sind am Sonntag, 9. September, zwischen 11 und 18 Uhr für Besucher geöffnet. Zudem gibt es um 11 Uhr einen thematischen Spaziergang in Leichlingen an der Ecke Markt-/Mittelstraße und um 15 Uhr einen in Witzhelden. Es wird gebeten, die Standorte in Hülstrung und am Bechhauser Weg nicht anzufahren. Vom Leichlinger Busbahnhof pendelt der Bürgerbus nach Hülstrung und zurück. In Witzhelden wird der örtliche Supermarkt seine Parkplätze zur Verfügung stellen. www.expedition-heimat.de

Kontakt: kultur@rbk-online.de

KStA abonnieren