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Protest gegen A1-StelzeZweierlei Maß beim Autobahnbau erzürnt Leverkusener

Lesezeit 3 Minuten
Männer und Frauen stehen in der Bürgerhalle Wiesdorf vor Bildschirmen.

Leverkusenerinnen und Leverkusener diskutieren über die Informationen der Autobahn GmbH in der Bürgerhalle Wiesdorf.

Der Unmut der Leverkusenerinnen und Leverkusenern über den als Riesen-Stelze geplanten Ausbau der A1 machte sich beim Protest an der Bürgerhalle Wiesdorf Luft.

Der Ausbau von A3 und A1 inklusive einer Vergrößerung des Autobahnkreuzes, die Pläne für einen Lastwagen-Rastplatz an der A1 auf Höhe des Leverkusener Ostens und dann auch noch die Nachricht aus der vergangenen Woche, dass südlich von Köln der Rhein beim Projekt Rheinspange 553 mit einem Tunnel unterquert werden soll: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Demonstration hatten am Dienstagnachmittag wahrlich genügend Gründe, mit Ärger im Bauch vor die Bürgerhalle in Wiesdorf zu kommen.

Anlass für den Protest dort war die „Infomesse“ getaufte Informationsveranstaltung der Autobahn GmbH über den Ausbau der aufgestelzten Autobahn 1 zwischen dem Autobahnkreuz Leverkusen und dem Kreuz Leverkusen West. Martin Koch war eigens aus Burscheid an die Wiesdorfer Hauptstraße gekommen, weil er „die Ignoranz der Herrschaft nicht gut“ finde, wie er sagte: „Die Krönung war dann wirklich die Berichterstattung über den Tunnel, der für Niederkassel geplant ist.“ Das im Süden Kölns so zu planen, wegen der schützenswerten Natur, sei ja in Ordnung, fuhr der Burscheider fort, „aber hier sind 100.000 Menschen betroffen“. Da müsse die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben.

Film zur Mega-Stelze überzeugt nicht

Die Schlebuscher Ines und Gerd Meyer sind gleichfalls enttäuscht von den unterschiedlichen Maßstäben, die aus ihrer Sicht bei dem Autobahnneubau in Niederkassel und bei dem Ausbau der A1 in Leverkusen angelegt werden. „Das ist eine Frechheit“, wird Ines Meyer deutlich. „Wir meinen, dass der Autobahnausbau hier viel zu breit ist“, fährt sie fort. „Das nächste ist dann der Lkw-Parkplatz an der A1 direkt neben der Wohnbebauung.“

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Drinnen in der Bürgerhalle verwickeln die Besucherinnen und Besucher der Informationsveranstaltung die Vertreter der Autobahn GmbH in viele kritische Gespräche. Auf Schautafeln sind alle möglichen Informationen zur geplanten Ausbauvariante dargelegt. Ein kurzer Film soll darüber hinaus zeigen, wieso sich die Autobahn GmbH für den oberirdischen Ausbau der A1 und damit verbunden die Verbreiterung der sowieso schon monströs aufgestelzten Trasse entschieden hat.

In dem Video geht es um Kosten, um Lärmbelästigung und die Dauer der Bauarbeiten. Erstaunlicherweise tut der Film aber so, als entstünde die Stelzenautobahn auf der grünen Wiese, irgendwo weit weg von Leverkusen. Kein Wort über die unmittelbaren Anwohner dieses Mammutprojektes, das Stadtviertel Küppersteg kommt einfach gar nicht vor. Kein Wort auch darüber, dass die sowieso schon von großen Straßentrassen durchkreuzte Stadt mit der geplanten Mega-Stelze auf Generationen hin noch weiter zerschnitten würde. 

Hoffnung, dass der Protest noch größer wird

Renate Leurs-Thoma war nicht sehr angetan von den Informationen der Autobahn GmbH. „Mich überzeugt das nicht, weil das alles sehr technisch präsentiert wird“, sagte die Quettingerin. „Eigentlich sind wir ein bisschen neidisch auf die Bayern. Die haben Ortsumgehungen und Untertunnelungen. Da können wir hier in Leverkusen nur von träumen“, sagte sie mit einem Seitenhieb auf das in vielen Jahren von CSU-Ministern in Berlin geleitete Bundesverkehrsministerium, von wo sehr viel Straßenbau-Geld in den Süden der Republik geleitet wurde. Der Ausbau der A1 und der A3, dazu der geplante Lkw-Rastplatz an der A1, das alles sei eigentlich schrecklich.

Leurs-Thoma wie verschiedene andere Besucher des Informationsabends der Autobahn GmbH äußerten milde Enttäuschung darüber, dass nicht deutlich mehr als die 400 anwesenden Bürgerinnen und Bürger zum Protest gegen die Pläne gekommen waren und die Hoffnung, dass der Widerstand künftig noch wächst. Stefanie Krüger von der Koordinierungsstelle der Stadt zum Autobahnausbau sagte: „Wir haben noch vier Jahre Zeit, das zu verhindern.“

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