Widerstand gegen Ausbau400 Leverkusener protestieren lautstark gegen Autobahn-Pläne

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Infomesse Autobahn GmbH und Demo Keinen Meter mehr in der Bürgerhalle Wiesdorf

Dicht gedrängt: 400 Leverkusener versammelten sich vor der Bürgerhalle, um gegen die Autobahnpläne zu protestieren.

In der Wiesdorfer Bürgerhalle informierte die Autobahn GmbH über die Ausbaupläne für A1 und A3, draußen demonstrierten Hunderte Leverkusenerinnen und Leverkusener.

Die Frage, wie der ganze Unwillen der Leverkusener Bürger in der Behörde wahrgenommen werde, beantwortete Friederike Schaffrath, Geschäftsbereichsleiterin Planung, beim Presserundgang so: „Wir müssen planen“, es obliege der Autobahn GmbH nicht, darüber zu urteilen. Währenddessen hatten sich binnen kurzer Zeit etwa 400 Personen vor der Bürgerhalle versammelt, um gegen den Ausbau zu demonstrieren.  

Diese Leverkusenerinnen und Leverkusener lehnen den Ausbau der Autobahnen 1 und 3 auf ihrem Stadtgebiet strikt ab. Ihrer Haltung verliehen sie am Dienstagnachmittag mit deutlichen Botschaften Nachdruck.

Während in der Wiesdorfer Bürgerhalle die Infomesse der Autobahn-Planer von der dem Bundesverkehrsministerium unterstellten Autobahn GmbH vorbereitet wurde, demonstrierten vor der Tür die Menschen gegen die Pläne: „Keine Enteignung“, stand auf einem Transparent. „Keinen Meter mehr!“, hieß es auf Flaggen der gleichnamigen Protestinitiative. Keinen Meter mehr von unserer Stadt bekommen die Autobahnen, soll das ausdrücken. Auch: „Wissing go home“, denn letztlich ist es das FDP-geführte Bundesverkehrsministerium, das die Planungen jetzt vorantreibt.

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Rote Karte für die Autobahn GmbH

Die Leverkusenerinnen und Leverkusener wollen, dass die Autobahnen in Tunnel verlegt werden, die Autobahn GmbH will die A3 oberirdisch verbreitern und die Stelzen-Autobahn der A1 zu einem gewaltigen Bauwerk fast doppelter Größe ausbauen. Viele fordern inzwischen, den Ausbau ganz zu stoppen: „Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten“, lautete ein Transparent. Für den Ausbau gab es vor der Bürgerhalle am Dienstag die Rote Karte der Menschen, die in der Stadt leben und von der Entscheidung betroffen sind.

Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD), der Landtagsabgeordnete Rüdiger Scholz (CDU) und Gisela Kronenberg, parteilose Ratsfrau und Autobahn-Anwohnerin, stellten sich in Redebeiträgen deutlich gegen das Bundesverkehrsministerium.

Richrath sagte unter dem Beifall der Demonstrantinnen und Demonstranten: „Wir wollen die Autobahn unter der Erde haben. Die Autobahn GmbH kann Tunnel bauen.“ Das plane sie ja gerade für die Rheinquerung südlich von Köln. „Dann sollen sie ihn auch in Leverkusen bauen“, schlussfolgerte der Oberbürgermeister, der den Menschen Mut machte: „Wir haben gute Chancen, das zu erreichen, was wir wollen.“

Auch die anderen Parteien und zahlreiche Interessensgruppen zeigten ihre Ablehnung. Baudezernentin Andrea Deppe und ihre Kolleginnen und Kollegen waren vor Ort, alle im „Keinen Meter mehr“-Pullover.

Um 17 Uhr wurde die Infomesse schließlich eröffnet, an der Tür drängelten sich die Menschen, die im Inneren an den Ständen die Diskussion mit den Projektverantwortlichen suchen wollten. Weil nicht gleich alle Anwesenden in die Messe gelassen wurden, äußerten einige der Protestierenden ihren Unmut: „Lassen Sie uns jetzt rein!“, rief das Leverkusener Grünen-Urgestein Klaus Wolf.

Tatsächlich wollte aber nur ein Teil der vor der Bürgerhalle Versammelten überhaupt hinein. In der Halle sahen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Autobahn GmbH dann zum Teil sehr gut vorbereiteten Besuchern und Besucherinnen gegenüber.

Vor einer schematischen Darstellung der geplanten Mega-Stelze, die auch den künftigen Abstand zur Wohnbebauung in Küppersteg zeigen soll, befand etwa ein Leverkusener sachlich, aber bestimmt: „Das ist Augenwischerei. Sie haben sich für Ihren Querschnitt durch die geplante Stelze eine Stelle ausgesucht, wo der Abstand zur Wohnbebauung groß ist. Aber gucken Sie mal hier“, sagte er zu dem Vertreter der Autobahn GmbH und zeigte mit dem Finger auf eine andere Stelle der Karte von Küppersteg, wo die Häuser bereits heute in nur wenigen Metern Abstand von der Lärmschutzwand der Stelzenautobahn stehen. Der Mann von der bundeseigenen Planungsgesellschaft hatte dem in diesem Moment wenig entgegenzusetzen. 

Wie Richrath äußerten auch weitere Leverkusenerinnen und Leverkusener scharfe Kritik daran, dass mit Blick auf die Autobahnpläne südlich Köln und in Leverkusen von der Autobahn GmbH mit zweierlei Maß gemessen werde. Die Demonstration gegen die Mega-Stelze hatte sich gegen 18 Uhr bereits wieder aufgelöst. Der Oberbürgermeister äußerte sich zufrieden mit der Zahl der Demonstrierenden. Peter Westmeier, Vorsitzender der Bürgerinitiative Leverkusen contra Raststätte, drückte es so aus: „Ich habe das Gefühl, Leverkusen wird wach.“

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