Positiv zu mehr Sport aufgefordert

Lesezeit 3 Minuten
SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach (l.) plauderte beim Festakt der DGG in Schloss Morsbroich mit Gastgeber Michael-Theophrast Eberlein.

SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach (l.) plauderte beim Festakt der DGG in Schloss Morsbroich mit Gastgeber Michael-Theophrast Eberlein.

  • Deutsche Gesellschaft für Gesundheitsvorsorge feierte im Schloss ihr 50-jähriges Bestehen

„Positiv sollen Sie Ihren Tag beginnen!“ Allmorgendlich trällerte Dr. Gisela Eberlein diesen Satz im Radio und gab kurze Ratschläge, wie man die Stimmung am frühen Morgen heben kann. Was viele nicht wissen: Die Leverkusener Ärztin Gisela Eberlein war am 20. Juni 1968 eines der Gründungsmitglieder der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitsvorsorge (DGG). Am Freitag feierte die DGG in den Gründungsräumen im Schloss Morsbroich ihr 50-jähriges Bestehen.

Dr. Michael-Theophrast Eberlein, Präsident der DGG und Sohn der Begründerin, leitete die Veranstaltung und betonte, wie visionär die Idee einer Gesellschaft für Vorsorge in den späten 60er Jahren gewesen sei. Zahlreiche musikalische Darbietungen auf dem Cello, dem Klavier und der Auftritt des Chors „Acantiamo“ sorgten für die Feierlichkeit der Veranstaltung. Begrüßt wurden die Gäste von Eberlein , dem Oberbürgermeister Uwe Richrath und Professor Dr. Karl Lauterbach, SPD-Bundestagsabgeordneter für Leverkusen, der wegen der politischen Krisenzeit in Berlin direkt wieder zurück in die Hauptstadt musste.

Gesunde Kost statt Fast Food

Zu Zeiten des Fast Foods, in denen Kinder schon früh übergewichtig sind, müsse mehr dafür getan werden, ein Körperbewusstsein zu schaffen, so Richrath. Auch Lauterbach appellierte für mehr Prävention. „Das Gesundheitssystem ist kein Aktienmarkt, ich investiere nicht rein, um etwas heraus zu holen, sondern der Grundgedanke sollte sein, Menschen zu helfen und zu heilen!“ Zu einer ganzheitlichen Gesundheitsvorsorge gehöre auch die Ernährungslehre.

Alles zum Thema Karl Lauterbach

Auf die Frage, ob in der Politik der Schwerpunkt zu wenig auf Prävention gelegt wird, fand Lauterbach klare Worte. Er kritisierte, dass die Gesundheitsvorsorge zu wenig gefördert werde und „wenn der Vorsorgeanalphabetismus bei den Politikern selbst weit verbreitet ist, wie soll dann ein Wandel stattfinden?“ Damit auch die mentale Gesundheit nicht vernachlässigt wird, wurde die Veranstaltung durch eine dreiminütige Kurzentspannung aufgelockert. Mit geschlossenen Augen und leicht geöffnetem Mund saßen die Anwesenden im Spiegelsaal, mancherorts fiel nach zwei Minuten der Kopf in den Nacken, bei einigen sackte vor lauter Entspannung das Kinn auf die Brust. Sicherlich ein Bild, das man im Spiegelsaal eher selten zu sehen bekommt.

Extrem geh-faule Deutsche

Anschließend hielt Dr. Wolfgang Grebe, Internist und Sportmediziner, einen Vortrag über Gesundheitsvorsorge und ihre Herausforderungen in Deutschland. Grebe bemängelt, dass heutzutage fast alles mit Akutmedizin behandelt werde, die Präventionsmedizin werde hingegen vernachlässigt, auch finanziell. Ein großes Problem sei vor allem Übergewicht bei den Deutschen. Die „Adipositasepidemie“ habe um das Jahr 2000 herum in Amerika zugeschlagen und Deutschland sei auf einem guten Weg, diese Entwicklung nachzumachen. „Der Abstand des Fernsehers zum Kühlschrank wird uns in Zukunft beschäftigen“, schlussfolgert Grebe. Denn die Deutschen seien extrem geh-faul geworden und im Schnitt nehme jeder im Jahr 0,8 Kilo Fettgewebe zu – das wären dann acht Kilo in zehn Jahren.

Besonders sein eigenes Geschlecht nahm Grebe in die Mangel. Männer seien „Vorsorge-Muffel“, essen alles, was falsch ist, bewegen sich zu wenig und seien außerdem Meister der Verdrängung, wenn es um ihre eigene Gesundheit geht. Sein Appell an alle: „Treiben Sie Sport!“ Sport beeinflusse nicht nur die physische Gesundheit, sondern auch die mentale. Depressionen und Demenz treten bei regelmäßiger Bewegung seltener auf und er fördere außerdem die Konzentration.

Die Botschaft des Abends war eindeutig. Was das deutsche Gesundheitssystem braucht, sind bessere Präventionsmaßnahmen, bessere Aufklärung und mehr Wertschätzung für Gesundheitsvorsorge.

KStA abonnieren