Bei der Preisverleihung im Schloss Morsbroich spielte auch die besondere Beziehung zu Löwen-Preisträgerin Steffi Nerius eine Rolle.
ParasportlerMarkus Rehm für Leistung und Mut mit dem Leverkusener Löwen ausgezeichnet

Der Leverkusener Löwe 2025 wird von Steffi Nerius und Uwe Beenen an Markus Rehm übergeben.
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Wie weit sind 8,72 Meter? Könnte Markus Rehm etwa über den berühmten Brunnen „Water Island“ springen, rätselt das Publikum vor Schloss Morsbroich. Locker, die Wasserinstallation von Jeppe Hein hat lediglich fünf Meter Durchmesser – Rehm könnte sogar am Ufer abspringen und im Brunnenkreis landen.
Rehm war aber nicht zum Schloss gekommen, um die gewaltige Sprungkraft zu demonstrieren, die ihn zu diesem Weltrekord im Para-Weitsprung geführt hat. Sondern um den Leverkusener Löwen entgegenzunehmen, der ihm im 20. Jahr der renommierten Preisverleihung übergeben wird. Im Spiegelsaal, in dem Rehm locker von Wand zu Wand springen könnte, wie Oberbürgermeister Stefan Hebbel in seinem Grußwort ehrfürchtig erwähnt. Der „Leverkusener Löwe“ ist eine Bronze-Skulptur, geschaffen vom Leverkusener Künstler Kurt Arentz.
Fünffacher Paralympicssieger und zehnmaliger Weltmeister
Doch es ist nicht in erster Linie die sportliche Leistung des fünffachen Paralympicssieger und zehnmaligen Weltmeisters. Mit Leverkusens höchster Auszeichnung werden Menschen geehrt, die sich um Ansehen und Image der Stadt verdient gemacht haben. „Der Name Markus Rehm ist untrennbar mit Bayer 04 und unserer Stadt Leverkusen verbunden“, sagt Uwe Beenen, Vorsitzender des Vereins „Wir für Leverkusen – ein starkes Stück Rheinland.“ „Mit dem Kreuz unter dem Bundesadler auf der Brust hat er Leverkusen auf der ganzen Welt bekannter und beliebter gemacht.“ Hebbel lobte in seinem Grußwort die Haltung Rehms, sich nie mit dem Status Quo zufriedenzugeben. „Sie haben Diskussionen angeregt, die weit über den Sport hinausgehen: Über Inklusion, Fairness und Mut“, sagt Hebbel. Rehm sei ein Vorbild auf vielen Ebenen und zeige: „Wahre Stärke hat nichts mit körperlicher Perfektion zu tun hat.“
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Feierliche Übergabe: Rehm erhält von Uwe Beenen die Bronze-Skulptur, geschaffen vom Leverkusener Künstler Kurt Arentz.
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Im 20. Jahr der Preisverleihung gab es eine weitere Premiere: Nicht nur wurde erstmals ein Parasportler ausgezeichnet. Erstmals hielt eine ehemalige Löwenpreisträgerin die Laudatio für einen Nachfolger.
Abschied nach 16 Jahren
Steffi Nerius erhielt den Leverkusen Löwen im Jahr 2011. Die Speerwurf-Weltmeisterin leitet heute das Sportinternat des TSV Bayer Leverkusen und ist – das wird im Laufe des Abends ganz offensichtlich – wesentlich mehr als nur die Trainerin von Markus Rehm.
Schon beim ersten Satz ihrer Laudatio bricht Nerius die Stimme, kommen die Tränen, als sie davon spricht, was für ein besonderer Menschen Rehm ist. „In Leverkusen spricht man seit letztem Jahr von einer ungeschlagenen Bundesligasaison. Markus ist seit 16 Jahren ungeschlagen. Er hat Geschichte geschrieben“, sagt seine stolze Trainerin. Die Freundin spricht von einem außergewöhnlichen Athleten, der höflich, bodenständig „und mittlerweile auch pünktlich ist“. Deutscher Fahnenträger in Rio de Janeiro, Fackelträger in Paris – Rehm ist ein Idol der Paralympischen Bewegung. Und gleichzeitig hilft er als Orthopädietechniker-Meister auch seinen Konkurrenten „vor, nach und während dem Wettkampf“, wenn sie Probleme mit ihrer Prothese haben.

Begleitet wurde die Preisverleihung von den virtuosen jungen Musikern Sikai He (Violine) und Filipa Henriques Dias (Piano)
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„Ich danke dir von Herzen, dass ich dich auf deinem Weg begleiten durfte“, schließt Nerius. Kaum vorstellbar, dass dieses seit 16 Jahren unzertrennliche Team nun im sportlichen Bereich tatsächlich getrennte Wege geht. Nerius beendet ihre Trainerkarriere, um sich voll auf das Sportinternat zu konzentrieren. Rehm wechselt in eine Trainingsgruppe nach Amsterdam. Zum Abschied sprang Rehm seinen letzten Sprung bei der Weltmeisterschaft vor fünf Wochen – die er natürlich gewann - mit einem Stirnband mit der Aufschrift „Danke Steffi“.

Die Geldspende gab es in Form eines Kuchens von Sparkassen-Vorstand Markus Grawe.
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„Ich kam nach Leverkusen mit einem Traum: Sport zu machen“, sagt er bei der Preisverleihung. „Du hast mich hier in Leverkusen aufgenommen, ich wusste im ersten Moment, das passt.“ Immer wieder sei er gefragt worden: Wie kann eine ehemalige Speerwerferin einen Weitspringer trainieren? „Eben genau so: Wir sind gemeinsam gewachsen zu dem großartigen Team, das wir heute sind.“ Nie werde er vergessen, wie er 2014 vollkommen unerwartet deutscher Meister in der Weitsprung-Konkurrenz der Nicht-Behinderten wurde, während Nerius sich zuvor hämische Kommentare auf der Trainerband anhören musste. „Meine Herren, vielen Dank für ihre Hilfe“, habe Nerius nach Wettkampfende gesagt, bevor sie die Trainerzone hocherhobenen Kopfes verließ.
Mit dem Leverkusener Löwen geht eine Geldspende von 7500 Euro für einen guten Zweck einher, die die Sparkasse Leverkusen stiftet. Rehm spendete das Geld an den Förderverein „aclive“, der sich für den Behindertensport des TSV Bayer 04 Leverkusen einsetzt und unter anderem junge Sportler mit den sehr teuren Prothesen unterstützt. „Ohne sie würde ich heute nicht hier stehen. Und vielleicht kann ich damit dem nächsten Paralympicssieger einen Start in den Sport ermöglichen“, sagt Rehm.

