Schloss Morsbroich macht mit Soundinstallation Kunstwerke für Menschen mit Seheinschränkungen sinnlich zugänglich.
„Nichts anfassen!“Wie Sehbehinderte in Schloss Morsbroich in Leverkusen Kunst erleben

Mit einer Soundinstallation und einem haptischen Modell in der Hand, wird Kunst für Markus Fricke erfahrbar
Copyright: Anne Philipp
Kunstwerke sinnlich zugänglich machen, für Menschen mit einer Seheinschränkung – das möchte Christina Bulst schaffen. Über eine Soundinstallation im Proberaum des Schloss Morsbroich erlebten Betroffene Kunst auf neue Weise und brachten mit ihrem Feedback auch Anregungen ein.
Ausstellungsdesignerin Christina Bulst beschäftigte sich im Rahmen ihrer Masterarbeit mit dem Thema. Ihr sei es darum gegangen, Kunstwerke hörbar zu machen: „Mir ist total wichtig, dass Kunst sinnlich erfahrbar wird, für alle“, erzählt sie. Der Proberaum des Schloss Morsbroichs sei dazu ein geeigneter Ort, sagt Lucia Riemenschnitter, die im Museum für die Kunstvermittlung verantwortlich ist. Der Proberaum sei ein Konzeptraum, in dem es darum gehe, die Kunst aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. „Im Proberaum wollen wir auch wirklich probieren“, so Riemenschnitter.
Mir ist total wichtig, dass Kunst sinnlich erfahrbar wird, für alle
Im Proberaum selbst stehen lediglich ein Lautsprecher und die Originalkunstwerke, genauer die „Instraction of Color“ von Josef Albers. Sobald sich die Besucherinnen und Besucher, dem auf dem Boden klebenden Textilstreifen, unter dem Lautsprecher, nähern, beginnt die Soundinstallation, die die Kunstwerke hörbar machen soll. „Ich wollte, dass der Raum durch die Akustik belebt wird“, so Bulst, dadurch können andere Emotionen hervorgerufen und eine Sensibilität geschaffen werden.
Alles zum Thema Schloss Morsbroich
- Preisverleihung im Schloss Opladener Geschichtsverein feiert in Leverkusen
 - Pop-up-Gastro Herkenrath Hof eröffnet Café am Schloss Morsbroich
 - Fünf Jahrzehnte „Kümmerin“ Bundesverdienstkreuz für Leverkusenerin Regina Tillmann
 - Leverkusen Familien- und Nachbarschaftsfest lockt junge Familien zum Schloss Morsbroich
 - Startschuss zur Kunstnacht Animationen im Museum Morsbroich – große Bühne für Förderpreis-Siegerin
 - Überblick Leverkusener Kunstnacht bietet in fast jedem Stadtteil etwas
 - „Eight Seasons“ Acht Jahreszeiten und zwei Geigen in Leverkusens Spiegelsaal
 
Markus und Manuela Fricke sind an diesem Sonntag aus Düsseldorf angereist. Beide leben mit einer Seheinschränkung. Vor allem Markus Fricke ist auch schon vorher mit Christina Bulst in Kontakt gewesen und hatte ihr Feedback gegeben, weshalb beispielsweise die Dauer der Soundinstallation deutlich verlängert wurde. Nun bei der Führung konnten die beiden die Soundinstallation auch mit einem, extra angefertigten, haptischen Modell verfolgen. Vor allem mit dieser Struktur in der Hand war es ihnen möglich, den Klang auch nachzuvollziehen.
Aber wie geht man eigentlich vor, bei der akustischen Übersetzung? Es komme besonders auf die Lautstärke an, so Bulst. Je heller das Kunstwerk an einer Stelle, desto lauter sei auch die akustische Begleitung. „Das ist ein super wichtiges Element“, so die Ausstellungsdesignerin. Dabei sehe sie sich aber auch verschiedener Herausforderungen gegenüber: „Wie groß ist das Verständnis? Wie übersetzt man das Kunstwerk objektiv?“. „Es ist wie Vokabeln lernen“, das glaubt auch Lucia Riemenschnitter.
Wenn man keine körperliche Einschränkung hat, ist einem vieles nicht bewusst
Für sie und das Museum Morsbroich bot das Feedbackgespräch auch die Möglichkeit, mit Betroffenen über die barrierefreie Gestaltung des Museums ins Gespräch zu kommen. „Wenn man keine körperliche Einschränkung hat, ist einem vieles nicht bewusst“, so Manuela Fricke. Für sie und ihren Mann sei es beispielsweise schwer gewesen, sich nach dem Ausstieg aus dem Bus zu orientieren und das Museum überhaupt zu finden. Allgemein sei der Museumsbesuch für Menschen mit einer Seheinschränkung nicht attraktiv, besonders wenn der erste Satz, den man häufig hört, lautet: „Nichts anfassen!“, erzählen die beiden.
Bis zum Ende des Jahres kann die akustisch erlebbare Ausstellung noch im Proberaum des Museum Morsbroich gefunden werden. Am Dienstag, 25. November, findet dann um 17 Uhr auch nochmal eine Führung mit der Möglichkeit für Feedback statt. „Ich hoffe, dass dann noch weitere Personen dazukommen“, so Bulst, das ermögliche ihr auch, das Konzept weiterzuentwickeln.

