„Learnu“ belohnt SchülerOpladener Marienschüler entwickeln Hausaufgaben-App

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Oskar Schnee (l.) und Eldrick Lindner mit ihrer App: Es gehe nicht ums „Abschreiben“, erklären sie. „Learnu“ ist eine „community basierte Lernplattform“ und soll Schüler motivieren.

Oskar Schnee (l.) und Eldrick Lindner mit ihrer App: Es gehe nicht ums „Abschreiben“, erklären sie. „Learnu“ ist eine „community basierte Lernplattform“ und soll Schüler motivieren.

  • Oskar Schnee und Eldrick Lindner haben gemeinsam eine App entwickelt: Bei „Learnu“ können Schüler zwar auch abschreiben, es soll bei der „community basierten Lernplattform“ aber vorrangig darum gehen Schüler zu motivieren.
  • Wie funktioniert die App der zwei Abiturienten der Marienschule?

Leverkusen – Keine Zeit für die Mathe-Hausaugabe gehabt? Dafür eine brillante Deutsch-Zusammenfassung geschrieben, in die man viel Mühe investiert hat, die der Lehrer aber nicht nachgeprüft hat? Für solche Fälle gibt es nun die App „Learnu“, ins Leben gerufen von Eldrick Lindner aus Lützenkirchen und Oskar Schnee aus Langenfeld, die bis zu ihrem Abi im Frühsommer gemeinsam in der Opladener Marienschule die Schulbank gedrückt haben.

Das Konzept funktioniert folgendermaßen: Schüler können auf der einen Seite Hausaufgaben suchen – auf der anderen Seite selbst welche hochladen. Also abschreiben nur digital? Dass ihre App die Bemühungen der Schule konterkariert, möchten die beiden Start-up-Gründer nicht gelten lassen. Dadurch, dass man die Aufgabe weder speichern oder ausdrucken kann – auch Screenshots sollen demnächst nicht mehr möglich sein – müssten die Schüler sie tatsächlich abschreiben, und erzielten damit den Lerneffekt, erklärt der 18-jährige Oskar Schnee.

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Weiterhin ziele die App auf die Motivation der Schüler: Wer seine Sachen hochlädt, die von Nutzern für gut befunden, gerankt und dementsprechend angeschaut werden, erhält dafür „Learnus“, die digitale Währung der App. Wer genügend dieser Punkte gesammelt hat, kann sie einlösen. In soziale Projekte stecken oder erhält Gutscheine, für Geschäfte wie Amazon oder Zalando beispielsweise.

Schüler werden belohnt

„Oftmals sehen die Schüler den Mehrwert einer Hausaufgabe nicht“, hat es Eldrick Lindner in seiner Schulzeit empfunden. „Sie denken: Ich muss das jetzt machen, sonst bekomme ich eine Strafe. Bei uns werden sie für ihre Arbeit belohnt.“ Auf keinen Fall wolle man eine Plattform werden, wo man nur Dateien übergibt. Austausch zwischen den Schülern und Hilfe sollen im Vordergrund stehen. „Wir wollen eine zielgerechte Lösung und definitiv den Schülern einen Lerneffekt bieten“, sagt der 19-jährige Lindner. 15000 Aufgaben sind bereits auf der Plattform, täglich kommen mehrere Hunderte dazu. Mehr als 10000 Mal wurde die App bereits heruntergeladen. Ziel sind 100000 und mehr.

Wer stellt denn sicher, dass die Aufgaben auch alle korrekt gelöst sind? Noch funktioniert es nach dem Prinzip: Schüler helfen Schüler. Wer gut in einem Fach ist, kann sich bei den beiden Gründern und ihrem achtköpfigen Team bewerben und wird zum Korrektor. Die müssen zuvor auch schonmal die Schulnoten vorlegen. „Und natürlich funktioniert das auch über die Nutzerwertung“, erklärt Lindner. Hat eine Aufgabe eine schlechte Bewertung von den Schülern bekommen, sinkt natürlich die Chance, dass sie aufgerufen wird – der Ersteller erhält keine „Learnus“ und somit auch keine Gutscheine. In Zukunft sollen diese Korrekturen Lehramtsstudenten übernehmen, planen die beiden Abiturienten, die seit Anfang September gemeinsam an der Otto Beisheim School of Management (WHU) in Vallendar studieren.

Erfahrung mit Start-ups und Projekten haben die Beiden schon länger: Eldrick Lindner wurde 2019 im gemeinsamen Ranking von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und Rotonda Business Club in die „Top 40 unter 40“ gewählt. Der Preis zeichnete 40 Menschen aus, die prädestiniert sind, den Wirtschaftsraum Rheinland in den kommenden Jahrzehnten zu gestalten. Lindner hatte zuvor eine Firma gegründet, die sich auf Drohnenaufnahmen spezialisiert hatte.

An seinem neuem Projekt „Learnu“ hat er mit Oskar Schnee knapp eineinhalb Jahre getüftelt, Ende August ist es – pünktlich zum neuen Schuljahr – an den Start gegangen. Immer noch investieren sie knapp vier Stunden täglich in die App – verdienen aber auch bereits etwas durch Werbeeinnahmen. Langfristig soll das ein tragfähiges Geschäftsmodell werden. Zielgruppe: Alle knapp 3,5 Millionen Schüler in Deutschland, Österreich und der Schweiz, skizziert Eldrick Lindner die Zukunft. Er sieht sich in zehn Jahren definitiv selbstständig mit einer seiner Geschäftsideen. Und auch Partner Oskar Schnee ist durch die Corona-Krise und ihre Auswirkungen auf Selbstständige nicht abgeschreckt: „Rückblickend haben alle Online-Geschäfte profitiert.“ Sie haben viel vor.

www.learnu.de

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