„Mehr Leben“ gewünschtWiesdorfer Geschäftsleute haben Angst vor dem nächsten Einbruch

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René Krahn muss mit seinem Schlüsseldienst häufig Schlösser der Nachbarn tauschen, wenn wieder eingebrochen wurde.

René Krahn muss mit seinem Schlüsseldienst häufig Schlösser der Nachbarn tauschen, wenn wieder eingebrochen wurde.

  • Wie sicher sind Geschäfte in der Wiesdorfer City? Ladenbetreiber beschweren sich, dass es immer wieder zu Einbrüchen kommt.
  • Wie hoch sind die Zahlen und was tun die Händler dagegen?

Leverkusen – „Wenn ich morgens aus der Tiefgarage komme, schaue ich schon von Weitem auf die Tür, ob sie noch in Ordnung ist.“ Den Satz sagt die Mitarbeiterin eines Wiesdorfer Juweliergeschäftes. Fast wortgleich wiederholt ihn unabhängig davon René Krahn, der in der Nähe ein Schuh- und Schlüsselgeschäft leitet.

Er hat die Aussage seiner Kollegin nicht gehört. Aber er kennt die Sorgen der Geschäftstreibenden besonders im Bereich der Wiesdorfer Fußgängerzone zwischen dem Rathausvorplatz und dem Rialto-Boulevard, schließlich ist er derjenige, der allzu häufig die Türschlösser seiner Nachbarn wieder erneuern muss. „Hier wird seit fünf, sechs Jahren ganz regelmäßig eingebrochen, kaum ein Geschäft ist verschont geblieben“, berichtet Krahn, der auch selbst schon die Erfahrung machen musste, seinen Laden am Morgen durchwühlt aufzufinden.

Bekleidungsläden, selbst Bäckereien und Apotheken wurden nächtlich aufgebrochen, teilweise mit großem finanziellen Schaden für die Betreiber. „Und meistens nur für ein bisschen Kleingeld in der Kasse“, sagt Krahn.

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Eingebrochen wird in Wiesdorf regelmäßig, eine „Zunahme der Fallzahlen“ kann die Polizei laut einer Sprecherin allerdings nicht feststellen – zumindest nicht in den vergangenen drei Jahren. Da es im Juli gleich zwei Einbrüche gegeben hat, handele es sich möglicherweise um einen „gefühlten Anstieg“. Von der Polizei aufgenommene Einbrüche in der Wiesdorfer Innenstadt gab es insgesamt 14 im Jahr 2018, 2019 ging die Zahl dann auf zehn zurück. Bis Ende Juli verzeichnete die Leverkusener Polizei acht Einbrüche.

Laden leergeräumt

Seit 45 Jahren gibt es Brillen Schmidt in Wiesdorf, aber in den vergangenen Jahren hat auch Inhaberin Dorothee Schmidt schlechte Erfahrungen gemacht. Vor vier Jahren haben Einbrecher ihr kurz nach der Renovierung die komplette Scheibe eingeschlagen und den Laden leergeräumt. „Das war ein großer Schock“, erinnert sich Schmidt. Man habe den Einbrecher zwar auf dem Überwachungsvideo gesehen, aber nie gefunden. Darauf hin hat sie die Sicherheitstechnik aufgerüstet. Zum Glück. Während des Corona-Lockdowns haben erneut Einbrecher versucht, in ihren Laden zu kommen, diesmal über die Büroräume im Keller. „Sie haben versucht, die Tür mit Brachialgewalt zu öffnen, aber da ist ein schwerer Eisenriegel davor“, berichtet Schmidt. Außerdem habe die Alarmanlage ausgelöst, die Einbrecher sind geflüchtet. Im Juweliergeschäft haben Einbrecher auch einmal die Scheibe eingeschlagen.

Stadt will Investoren nach Wiesdorf locken

Die Stadt Leverkusen präsentiert sich am 13. und 14. August auf der „polis convention“, der Fachmesse für Stadt- und Projektentwicklung in Düsseldorf – in Corona-Zeiten rein digital. Vor allem will die Stadt insbesondere potenzielle Investoren nach Wiesdorf locken: für die Projekte im Rahmen der Stadtzentrumsentwicklung, deren Grundlage das Integrierte Handlungskonzept Wiesdorf (InHK) ist. „Mit den darin enthaltenen Projekten der Stadt selbst, aber vor allem auch mit Projektentwicklungen durch die Privatwirtschaft, soll in den nächsten zehn bis 15 Jahren das Zentrum Leverkusens in seiner Vielfalt, Dynamik und Qualität weiter gestärkt werden“, heißt es in der Mitteilung der Stadtverwaltung. Zahlreiche Maßnahmen im öffentlichen Raum sowie der sozialen Infrastruktur sollen dazu beitragen, die City und Wiesdorf als Leverkusens Zentrum „zu attraktivieren und zu stärken“. Investoren sollen laut Baudezernentin Andrea Deppe vor allem aus den Bereichen Büromarkt und Dienstleistungen kommen. Einen Überblick über die zukünftigen Projekte wie die Entwicklung des alten Postgeländes oder die Niederfeldstraße gibt die InHK-Wiesdorf-Homepage. Weiterhin präsentieren sich auf der Messe die Neue Bahnstadt Opladen und die Wirtschaftsförderung Leverkusen. Aussteller und Besucher haben sowohl die Möglichkeit, die virtuellen Messehallen in 3 D zu erkunden, wie auch online miteinander in Kontakt zu treten. (aga)

www.polis-convention.com

www.impulse-city-le¬verkusen.de

„In den vergangenen Jahren haben sie aber bestimmt fünf oder sechs Mal versucht, das Türschloss aufzubrechen“, sagt die Inhaberin. Das Schloss habe sie dann immer auf eigene Kosten wieder reparieren lassen, aus Sorge, dass die Versicherung ihr die Beiträge stark erhöhen würde, wenn sie regelmäßig Einbruchsversuche meldet. Oder gleich ganz kündigt. Auch sie hat mittlerweile eine Überwachungskamera und die Regel, dass tagsüber kein Mitarbeiter alleine im Laden ist. „Weil man sich einfach nicht mehr so sicher fühlt.“ Und das mulmige Gefühl am Morgen klingt erst ab, wenn die Tür unbeschädigt ist – und der Laden noch, wie am Abend zuvor.

Die Situation in Wiesdorf macht auch Dorothee Schmidt Sorgen. Aus der einen Seite ihres Schaufensters schaut sie gerne, neben der Christuskirche ist jetzt ein hochwertiger Laden für Outdoorbekleidung und ein Café, beide ziehen eine gute Klientel an. Hier sieht sie auch häufig das Ordnungsamt ein- und ausfahren, die Stadt bestätigt, dass regelmäßig patrouilliert wird. Auf der anderen Seite aber – und vor allem in den Zwischengängen der verwinkelten Immobilie – sammeln sich schon tagsüber, aber vor allem zu späterer Stunde häufig zwielichtige Gestalten. Es würde helfen, wenn der obere Teil zwischen Rathausgalerie und Rialto-Boulevard auch am Abend mehr belebt wäre, meint Schmidt. „Die Pläne für die City C mit Geschäften, Gastronomie und schönem Wohnraum waren so toll, das wäre für das ganze Umfeld eine Bereicherung gewesen“, sagt Schmidt. Dass die Pläne aktuell auf Eis liegen, bedauert sie sehr. Mehr Polizei würde wohl helfen, meint Schmidt. Es müsse aber einfach wieder mehr Leben nach Wiesdorf, um die Schatten der Nacht zu vertreiben. (mit aga)

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