Leverkusen hat Stärken und Schwächen. Welche das sind, wollte der ADFC herausfinden. Schlecht ist, dass sich die meisten Radfahrer nicht sicher fühlen.
Fahrradclub fragt BürgerLeverkusen schneidet beim Fahrradklimatest erneut schlecht ab

Macht Radfahren in Leverkusen Spaß oder ist es Stress? Das ist nur eine der Fragen, die der ADFC in seinem Fahrradklimatest gestellt hat.
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Mehr als die Schulnote „vier“ war auch dieses Mal nicht drin. Beim Fahrradklimatest machte Leverkusen nicht wirklich Boden gut. 2022 hatte die Stadt die Note 4,1 bekommen, also bleiben die Bewertungen mehr oder weniger konstant. Konstant schlecht. Leverkusen landet damit auf Platz 23 von 42 in seiner Einwohnergrößenklasse (vor zwei Jahren: Platz 21).
1344 Personen haben laut Allgemeinem Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) an der Befragung im vergangenen Jahr teilgenommen. Sie bewerteten, was genau in ihrer Stadt gut läuft im Fahrradverkehr und was nicht. Dabei stellt sich heraus, dass Leverkusen durchaus auch über Stärken auf diesem Sektor verfügt: die öffentlichen Fahrräder beziehungsweise den Fahrradverleih. Da geben die Befragten ihrer Stadt eine vergleichsweise gute Note mit 2,4. Kurt Krefft, Vorsitzender des ADFC in Leverkusen, sieht in der guten Bewertung dieser Frage „eine Bestätigung dafür, dass die Wupsi sehr viel in die öffentlich zugänglichen Leihfahrräder investiert hat.“ Auch die Leihfahrräder würden laufend modernisiert und neue Modelle der Lastenfahrräder bereitgestellt.
Auch die Erreichbarkeit des Stadtzentrums schneidet bei den Bürgerinnen und Bürgern mit 2,8 gar nicht mal so schlecht ab. Die Möglichkeit auch für Jung und Alt, sich aufs Rad zu schwingen, findet mit der Schulnote 3,0 ebenso Anklang wie die Beschilderung der Radwege (3,2). Auch, dass viele Einbahnstraßen für Radler freigegeben sind, kommt bei den Radfahrern zumindest nicht allzu schlecht an (Note 3,0).
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Dann rutschen die Noten ab: „Zügiges Radfahren“, „Konflikte mit Fahrzeugen“ oder „Abstellanlagen“ erhalten schlechtere Noten. Und dann, am Ende der Skala: Die drei am schlechtesten bewerteten Punkte. Die Breite der Radwege, die Führung an Baustellen und die Oberflächen der Radwege. Hier kommt Leverkusen aus dem Fünferdunstbereich nicht heraus.
Leverkusen: Teilnehmer sind der Ansicht, es werde nichts getan
Der Fahrrad-Club hat konkrete Fragen gestellt beziehungsweise Aussagen vorgegeben, denen die Leute auf einer Skala zustimmen konnten - oder sie ablehnen. „Bei uns wurde in letzter Zeit besonders viel für den Radverkehr getan“, war zum Beispiel eine der Aussagen. Mehr als die Hälfte der Befragten vergibt hier die Note „fünf“ oder „sechs“, stimmt der Aussage also gar nicht zu. Und an dieser vernichtenden Aussage ändert auch die Tatsache nichts, dass 1344 Teilnehmende natürlich nicht repräsentativ für die Bevölkerung sind. Fühlen sich die Radfahrer und Radfahrerinnen in Leverkusen sicher oder gefährdet? 70 Prozent der Befragten vergaben hier Noten zwischen vier und sechs, nur knapp ein Drittel vergab Noten zwischen eins und drei, also im positiven Spektrum. Aber immerhin ist die Hälfte der Befragten der Meinung, dass Radfahren in Leverkusen Spaß macht und kein Stress ist (Schulnoten eins bis drei).
Die Nutzer halten folgende Themen für aus Radfahrersicht am wichtigsten: Wie groß oder klein sind die Hindernisse auf den Radwegen? Wie ist das Sicherheitsgefühl? Wie ist die Oberfläche der Wege? Und bei all diesen Fragen, die den Radfahrern und Radfahrerinnen in Leverkusen am wichtigsten sind, schneidet die Stadt schlecht ab.
Leverkusen: ADFC zieht bitteres Fazit
Das Fazit des ADFC fällt dementsprechend bitter aus: „Die Stadt Leverkusen und die Stadtpolitik haben in Sachen sichere Radweginfrastruktur in den letzten zwei Jahren keine Verbesserungen erreichen können. Es muss viel mehr getan werden“, fordert Kurt Krefft. Der ADFC könne auch „keine durchgängige Transparenz in der Radverkehrsplanungen der Stadt erkennen“, moniert der Fahrradclub und fordert „eine durchgängige Information über alle bestehenden Radverkehrsplanungen, Änderungen in den bestehenden Planungen und bevorstehenden Ausführungen von Bautätigkeiten in Bezug auf den Radverkehr“. Krefft verweist auf das vor mittlerweile fünf Jahren beschlossene Mobilitätskonzept 2030+ und das Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz des Landesverkehrsministeriums NRW.
Der ADFC listet auf, wo die Politik am dringendsten ran müsste: Unter anderem fordert der ADFC die Erstellung eines Radwegs auf der Odenthaler Straße zwischen Kreisverkehr Kandinskystraße und Einmündung Edelrather Weg, von Lützenkirchen nach Opladen, zwischen Schlebusch und Manfort und Fixheide und Quettingen. Auch ein Zubringer zur Rad-Pendler-Route von Opladen nach Leverkusen-Mitte ist auf der Wunschliste, genauso wie die Radwegzuführungen zum Fahrradparkhaus Opladen. Der Club schließt mit einem Appell: Die Stadt müsse sich jetzt auf die Radwegsanierung und auf die Erstellung einer neuen, sicheren Radweginfrastruktur konzentrieren. „Da darf auch das 280 Millionenloch in der Stadtkasse kein Hinderungsgrund sein.“
Groß angelegte Studie
Insgesamt haben 55.576 Menschen in ganz Nordrhein-Westfalen die Fragen des ADFC beantwortet und 254 Kommunen im Bundesland bewertet. In der Tendenz schneiden kleinere Städte besser ab als die großen, schlussfolgert der ADFC NRW aus seiner Studie. Dort sei das Sicherheitsgefühl oftmals besser. „Aber entscheidend ist, dass die gut bewerteten Orte darüber hinaus starke Strukturen der Radverkehrsförderung durch Politik und Verwaltung aufweisen“, betonen die Radexperten.
Leverkusen schließt Stadtradeln mit Rekordergebnis ab
Drei Wochen lang umsteigen vom Auto aufs Fahrrad – das war wie jedes Jahr Sinn und Zweck der Stadtradeln-Aktion in Leverkusen. 2303 Radlerinnen und Radler fuhren vom 1. bis 21. Juni in 185 Teams eine Strecke von 488.753 Kilometern. Das sind immerhin 37.809 Kilometer mehr als im vergangenen Jahr und 26.650 Kilometer mehr als im bisherigen Rekordjahr 2023. Alle Teilnehmer zusammen sparten damit in drei Wochen den Ausstoß von 80 Tonnen Kohlendioxid ein. (ps)