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Bestatter in LeverkusenDie Pläne für die eigene Beerdigung liegen in der Schublade

Lesezeit 4 Minuten
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Der Leverkusener Maximilian Bertram ist in vierter Generation Bestatter.

Leverkusen – Der Vater ist Bestatter, der Großvater war Bestatter – und der Urgroßvater auch. Tote und Trauernde umgeben Maximilian Bertram schon sein ganzes 34-jähriges Leben. Der Leverkusener ist Bestatter in vierter Generation. Die Pläne für seine eigene Beerdigung liegen schon in der Schublade.

Er sitzt am Schreibtisch seines Büros im Bestattungshaus seiner Familie in Leverkusen-Wiesdorf und spricht nach kurzer Bedenkzeit mit ruhiger Stimme über die Vorstellung der eigenen Beerdigung. „Ich habe Antworten auf die wichtigen Fragen aufgeschrieben und meine Familie weiß, wo sie nachlesen kann, was ich mir wünsche“, sagt Bertram: „Ich möchte eine Erdbestattung haben.“

Feuerbestattung wird immer beliebter

Damit liegt er nicht im Trend – wenn man beim Beerdigen denn überhaupt von Trends sprechen möchte. „Die Feuerbestattung ist populärer geworden“, sagt der Bestattermeister. „Heute werden die meisten Menschen eingeäschert und die Urne mit der Asche wird später beigesetzt.“ Nur noch jede dritte Beerdigung in Leverkusen sei eine klassische Erdbestattung, schätzt Bertram.

Bertram trägt beim Besuch des Reporters seine Berufsuniform: schwarzer Anzug, schwarze Weste, dunkelblaue Krawatte, weißes Hemd. Seit bald 20 Jahren arbeitet er hier, früher als Aushilfe, heute als Meister. Der Betrieb gehört noch seinem Vater Bernd-Peter Bertram.

Seit kurzem ist Maximilian Bertram neuer Vorsitzender des Kreisverbands der Bestatter in Leverkusen, Burscheid und Leichlingen. Für ihn, sagt Bertram, sei früher nicht klar gewesen, dass er auch wie Papa, Opa und Uropa den Beruf ergreifen würde. Aber als er sich als Jugendlicher etwas Taschengeld dazuverdienen will, da macht er das eben als Sargträger. Und von da ging es weiter.

Die erste Leiche mit 16 oder 17 Jahren

„Das hat mich einfach interessiert, und dann habe ich gesagt, ich steige mit ein“, erzählt der 34-Jährige. Das erste Mal sieht er mit 16 oder 17 Jahren eine Leiche. Trauer um einen geliebten Menschen, berichtet er, kenne er nur aus professioneller Perspektive. „Ich persönlich bin von Trauerfällen in der Familie verschont geblieben“, sagt er und schiebt hinterher: „Gott sei Dank!“ „Ich bin katholisch“, antwortet Bertram auf die Frage, ob er religiös sei.

Bertram Bestatter Leverkusen

Maximilian Bertram im Technikraum des Bestattungshauses seiner Familie – neben Särgen für die Feuerbestattung.

Selbstverständlich ist das heute nicht mehr. „Religion spielt immer noch eine wichtige Rolle“, sagt Bertram. Und er sagt es an jenem Mittwoch vor Ostern, an dem erstmals mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland nicht der katholischen oder evangelischen Kirche angehören. „Ein evangelischer oder katholischer Ritus ist noch gefragt. Aber die Nachfrage nach individuellen und persönlichen Abschiedsfeiern steigt.“ Bei diesen stünde das Leben des Verstorbenen mitunter stärker im Vordergrund. Statt Priestern hielten dann eben professionelle Trauerrednerinnen und Trauerredner oder auch Angehörige eine Ansprache.

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Das Sterben, meint Bertram, sei in den vergangenen zwei Jahren näher ans Leben gerückt. Die täglichen Infektions- und Sterbezahlen der Coronavirus-Pandemie vor Augen, sei der Tod ein natürlicher Bestandteil der öffentlichen Diskussion geworden. Viel mehr als zuvor war er anwesend – „aber immer noch ist der Tod ein Tabuthema in unserer Gesellschaft“, sagt Bertram. „Er erwartet uns alle, jeder weiß das, aber man spricht nicht gerne darüber.“

Dabei könne er nur jedem raten, sich mit der eigenen Bestattung auseinanderzusetzen und Wünsche aufzuschreiben – schwierige Fragen also für sich, aber auch für die Angehören zu beantworten, auch finanzielle.

Steigende Preise für Bestattungen

Als Unternehmer und Branchenrepräsentant beschäftigt sich der Leverkusener derzeit mit steigenden Preisen: Holz ist teurer, das Gas in den Krematorien ebenfalls, Überführungen schlagen wegen steigender Spritpreise ebenfalls deutlicher als zuvor ins Kontor. Die Kosten werden an die Kunden weitergereicht: fünf bis zehn Prozent plus, heißt das für sie.

Bertram ist derweil ein vorzüglicher Vertreter seiner Zunft, allein schon, weil er Sätze sagt wie: „Der Beruf des Bestatters ist mein Traumjob.“ Bertram zählt auf: „Man überführt Verstorbene, macht sie zurecht und wäscht sie, bettet sie ein, organisiert den Friedhofsdienst, Trauerfeiern vor Ort, man dekoriert Trauerhallen, spricht mit Subunternehmen wie Floristen, Steinmetzen, einer Trauerrednerin oder Geistlichen, tauscht sich mit Reedereien über Seebestattungen aus. Man ist Handwerker, Dienstleister und führt Trauergespräche. Das ist alles so vielseitig.“ Das Unter-die-Erde-bringen der Toten, wie es der Reporter im Gespräch ausdrückt, ja, das sei nur der sichtbare Teil.