BilanzLeverkusen lässt sich Förderung der Wirtschaft 1,2 Millionen Euro kosten

Lesezeit 3 Minuten
Kampagnenposter Mehrwert der WfL

Mit der „Mehrwert“-Kampagne warb die WfL voriges Jahr für Leverkusen. Der niedrige Gewerbesteuersatz hielt als Argument her.

Knapp 80 Prozent des Verlustes müssen aus der Stadtkasse gedeckt werden; Currenta zahlt nichts. Für den Rest steht die Sparkasse gerade.

Das Defizit aus 2022 liegt im Rahmen der Haushaltsplanung: Knapp 1,2 Millionen Euro Verlust stehen in der Bilanz der Wirtschaftsförderung Leverkusen. Damit ist die WfL weitaus teurer als vor Jahren – aber so ist es gewollt. Allerdings bahnt sich Ungemach an. Laut Plan wird das Defizit dieses Jahr knapp 1,5 Millionen Euro erreichen. Der Stadtrat hat aber beschlossen, dass aus der Kämmerei höchstens eine Million Euro fließen darf. Da die Stadt knapp 79 Prozent der WfL-Anteile hält, müsste sie aber fast 1,2 Millionen Euro zuschießen. Pikanterie am Rande: Der Chempark-Betreiber Currenta, der einen Minimal-Anteil an der WfL hält, ist vom Stadtrat aus seiner Zahlungspflicht entlassen worden.

Das Team der Wirtschaftsförderung ist wieder größer geworden und hat mit elf Personen nun seine Sollstärke erreicht, das Spektrum der Aufgaben ist aber auch gewachsen. Das macht sich im Personaletat deutlich bemerkbar. Er stieg von 747.000 auf 981.000 Euro, also gut 31 Prozent. Das liegt nicht nur daran, dass das Gehalt von Geschäftsführer Markus Märtens voriges Jahr erstmals komplett anfiel. Zudem wurde eine zweiten Marketing-Kraft eingestellt, die 2021 nur drei Monate bezahlt werden musste. Im Mai vorigen Jahres wurde dann mit Anton Sawadski ein neuer Ansprechpartner für den Einzelhandel gefunden. Auch Rainer Bertelsmeier hatte die WfL nach vielen Jahren verlassen. 

Neues Ziel: Abwanderung verhindern

2022 sei auch für die WfL ein besonderes Jahr gewesen, schreibt Markus Märtens im Lagebericht. Der Krieg in der Ukraine mit seinen Folgen für den Energiemarkt und die Wertschöpfungsketten stelle die Unternehmen im Verein mit dem immer drängenderen Fachkräftemangel und langwierigen Genehmigungsverfahren mit hohem Verwaltungsaufwand vor enorme Herausforderungen. Mit Blick auf die Chemie-Produktion schreibt Märtens: „Die hohen Energiepreise gefährden bei energieintensiven Unternehmen die internationale Wettbewerbsfähigkeit und wichtige Neuinvestitionen werden in Frage gestellt.“ Die Folge für die Wirtschaftsförderer: Die Standort- und Fördermittelberatung erhalte „einen neuen Schwerpunkt, um einer Abwanderung von Industriezweigen entgegenzuwirken“.

Um Neuansiedlungen von Unternehmen mit echtem Flächenbedarf gehe es nur noch ausnahmsweise, sagt Leverkusens oberster Wirtschaftsförderer. Mit jetzt noch 5,9 Hektar sei das Platzangebot weiter zurückgegangen. Produzierende Unternehmen, Handwerker und Dienstleister verweise man auf den Manforter Innovationspark. Auf längere Sicht setze die WfL auf Möglichkeiten im westlichen Tel der Neuen Bahnstadt Opladen.

Hoffnungen setzen die Wirtschaftsförderer auf das Grundstück an der Solinger Straße, das mit Hilfe der Stadt gekauft wurde. Das im Jahr 2015 gestartete Projekt „Flächenpool.NRW“ habe 2022 „keine Entwicklungsperspektiven“ gebracht. Märtens verspricht aber: „Die WfL ist aktiv tätig, um die prekäre Gewerbeflächen-Situation in Leverkusen zu verbessern.“ 

Erste Rate ist schon geflossen

Weil die Stadt knapp 79 Prozent der Anteile an der GmbH hält, muss sie gut 946.000 Euro des Verlustes tragen. Um das laufende Geschäft zu sichern, seien Ende Mai schon einmal 500.000 Euro an das Tochterunternehmen überwiesen worden, berichtet Stadtkämmerer Michael Molitor. Die Erträge sind mit rund 880.000 um etwa 11.000 Euro höher als im Wirtschaftsplan veranschlagt. Und bei den Ausgaben unterschritt die WfL die Prognose sogar um mehr als eine Viertelmillion. Knapp 2,1 Millionen wurden ausgegeben, nicht reichlich 2,3. 

Weitere interne Kosten hat der zum  1. September 2022 vollzogene Umzug von der Dönhoffstraße in Wiesdorf in die Stauffenbergstraße nach Opladen verursacht. Das Probierwerk in der ehemaligen Druckerei Garcia ist auch Labor für Start-ups. Wegen der Corona-Pandemie habe man dort nicht jede mögliche Fläche vermietet, heißt es im Geschäftsbericht. Dieses Hemmnis ist nun weggefallen. 

KStA abonnieren