CDU nominiert Serap GülerKölnerin setzt sich gegen Leverkusener durch

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Am Ende erzielte sie ein respektables Ergebnis: Serap Güler wird mit Karl Lauterbach um den Sitz im Bundestag konkurrieren.

Leverkusen – Es hat schon überzeugendere Vertrauensbeweise gegeben. Aber mit Blick auf die jüngere Vorgeschichte konnte Serap Güler ganz zufrieden sein: Mit 108 von 188 Stimmen wurde die Staatssekretärin für Integration am Samstag als Kandidatin für den Bundestagswahlkreis 101 aufgestellt. Sie fordert also den SPD-Seriensieger Karl Lauterbach heraus und darf trotz des Aufwinds für die Grünen als die Hauptkonkurrentin des derzeit allgegenwärtigen Gesundheitspolitikers gelten.

Als Leverkusens CDU-Chef Frank Schönberger die Aufstellungsversammlung in der Ostermann-Arena eröffnete, sah er sich zu warnenden Hinweisen genötigt: „Sollte es zu persönlichen Anfeindungen gegen die Kandidaten kommen, werde ich die Wortmeldungen unterbrechen.“ Zu befürchten hatte so etwas indes nur die Frau, die am Ende das Rennen machte. Der Mülheimer CDU-Vorsitzende Thomas Portz hatte die Parteifreundin Anfang März frontal angegriffen: Mit ihrem „Wahlkreis-Hopping aufgrund eigener Karriereopportunitäten“ verkörpere Güler „das Gegenteil von Glaubwürdigkeit“. Die CDU habe mit der ehemaligen Landtagsabgeordneten keine guten Erfahrungen gemacht: Eine Politikerin, die im Wahlkreis nicht verwurzelt sei, bringe politisch „keinerlei Vorteile“, ebenso wenig den Ortsverbänden der CDU, der Ratsfraktion und den Bezirksvertretern; Güler habe die Positionen der örtlichen CDU ignoriert, um sich selbst zu profilieren und Karriere zu machen.

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Die Frage war, wie viel Wirkung Portz’ Worte bei den Mitgliedern seines Kreisverbands entfalten würden. Am Samstag waren 99 Mülheimer und 95 Leverkusener CDU-Leute dabei. Güler indes war die einzige Bewerberin aus Köln, Leverkusen bot neben der von der Mülheimer Parteispitze favorisierten Paloma Krassa den Opladener Vorsitzenden Robert Budde auf, dazu gesellte sich mit Ulrich Wokulat ein ewiger Gegner von Frank Schönberger.

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Ulrich Wokulat bekam 46 Stimmen.

Wokulat stellte als Vertreter der konservativen Werte-Union den kompletten Gegenentwurf zu Güler dar. Und sein Stimmergebnis zeigte, dass die Rechte in der CDU durchaus stark ist: Mit 46 Stimmen ließ der Alkenrather sowohl Krassa (25), vor allem aber Budde (acht Stimmen) weit hinter sich. Der Beamte in der Bonner Hauptstelle des Bundesinnenministeriums sparte bei seiner Kritik am Corona-Management auch den eigenen Gesundheitsminister nicht aus: „Hätten Aldi oder Lidl sich um den Impfstoff-Einkauf gekümmert, stünden wir heute besser da.“ So etwas sei „schlimm“.

Serap Güler setzte völlig andere Akzente. Die 40-Jährige setzte sich mit dem Mann auseinander, der den Wahlkreis seit 15 Jahren im Bundestag repräsentiert. „Ich habe nicht das Gefühl, dass wir gut in Berlin vertreten sind“, erklärte sie. „Die Menschen brauchen mehr“ als die Mahnungen des Mediziners Lauterbach – und seien die auch noch so wichtig in der Pandemie. Dass der SPD-Abgeordnete seit einem Jahr in den Medien allgegenwärtig und „bekannter ist als Dieter Bohlen“, wie Albrecht Omankowski anmerkte, sahen zwar alle CDU-Bewerber um die Herausforderer-Stelle durchaus als Problem an – es wurde aber auch klar, dass der ewige Mahner inzwischen viele nur noch nervt. Paloma Krassa gehört zu ihnen.

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Die Lützenkirchenerin Paloma Krassa war Favoritin der Mülheimer CDU-Spitze. 

Die 28 Jährige studiert, hat aber schon vor acht Jahren einen kleinen Dentalhandel aufgemacht. Die Stärkung der Wirtschaft liegt ihr daher am Herzen, aber auch in der Familienpolitik sieht die Lützenkirchenerin viel Verbesserungsbedarf.

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Der Opladener Robert Budde landete mit acht Stimmen abgeschlagen auf dem letzten Platz.

Nur vier Jahre älter ist Robert Budde. Auch er legt sein Augenmerk auf die Wirtschaft – ein Thema, das Serap Güler allerdings auch nicht links liegen lassen will: Nach Corona „brauchen wir ein Wirtschaftswunder 2.0“; und da könne der Bayer-Konzern eine große Rolle spielen. Gegenrede musste sie nicht gewärtigen. Ihr Gegner Thomas Portz saß still auf den Rängen der Ostermann-Arena. Es lief rund bei der CDU.

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