Chemie-Explosion in LeverkusenFakten und ein Fahrplan für das Wiederanfahren

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Bornewasser-Currenta-Ausstellung

Vor der Explosion – und nachher: Ulrich Bornewasser vor dem Bildschirm mit zwei Luftbildern

Leverkusen – Die Ausstellung ist nicht groß, aber sie soll die wichtigen Fragen beantworten. Und die Nachricht überbringen: „Wir haben gelernt und wir machen es besser.“ Seit Dienstag ist Currentas Info-Raum in der Flittarder Kantine zugänglich, Besucher müssen sich, wie berichtet, anmelden.

Den Medien wurde das Angebot nicht vorgestellt – dabei sollen sich möglichst viele Bürger ein Bild machen, was nach dem heutigen Stand der Erkenntnisse passiert ist am 27. Juli 2021 in Bürrig und welche Vorsichtsmaßnahmen der Betreiber der Sonderabfall-Verbrennungsanlage ergreift, um eine derartige Katastrophe in Zukunft auszuschließen.

Ein Kenner zeigt die Ausstellung

Am Dienstag empfängt Ulrich Bornewasser die Besucher. Der Mann kennt die Anlage aus dem Effeff, er hat sie mal geleitet. Seit einiger Zeit ist der promovierte Chemiker Chef von Currentas „Chempunkt“, dem Büro für Nachbarschaftspflege in der Friedrich-Ebert-Straße. Auf Nachfrage skizziert er den Plan, wie ein Teil der Verbrennungsanlage wieder in Betrieb gehen könnte: Der größere von zwei Drehrohröfen, in dem bis zu 80.000 Tonnen Chemie-Abfälle pro Jahr verbrannt werden können, soll womöglich bereits im März wieder ans Netz gehen.

Beschickt wird er nach dem Konzept, dessen Umrisse der Gutachter Christian Jochum schon dargestellt hat, nur mit Chemie-Abfällen aus der Region, also vor allem den Chemparks Wiesdorf und Dormagen. Dazu könnte, so Bornewasser, womöglich noch Material von ein paar Unternehmen kommen, mit denen man lange zusammenarbeitet. Auf keinen Fall dürfe gemischter Abfall in die Bürriger Anlage kommen und schon gar kein Material, das thermisch empfindlich ist, wie der am 27. Juli explodierte Stoff.

Nur Befüllstationen, keine Tanks

Weil vorerst keine Tanks am Netz sein werden, blieben je vier Befüllstationen für flüssige Abfälle aus Tankwagen sowie für Gebinde. Wie weit man auf diese Weise den Chemiemüll-Notstand in der Region lindern kann, dazu macht Currenta keine Angaben. Dazu sei auch am Montag nichts zu hören gewesen, sagt ein Mitglied der ersten Besuchergruppe: Seit Beginn der Woche bietet Currenta dem „Begleitkreis“ eine Fahrt auf die Unglücksanlage in Bürrig an; das Programm beginnt ebenfalls im neuen Flittarder Info-Raum.

Currentas Technik-Chef Hans Gennen blende die Frage, wie es nach der ersten Teil-Inbetriebnahme mit einem Drehrohrofen weitergehen könnte, aus. Dabei ist das Entsorgungszentrum in Bürrig ohne eine Tankanlage gar nicht zu betreiben. Zwar gibt es eine große weitere Batterie von Behältern, die in einiger Entfernung von den Öfen stehen – aber die sind so lange nicht zu nutzen, wie die Rohrbrücke nicht wieder aufgebaut ist, die völlig zerstört wurde von der Wucht der Explosion in Tank 3 der kleinen Batterie dicht an den Öfen.

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Auf penetrantes Nachfragen habe Gennen das Offenkundige dann als Fernziel ausgegeben: dass Bürrig wieder mit der vollen Kapazität betrieben wird. Aber das wird nicht ohne eine neue Genehmigung mindestens für ein anderes Tanklager gehen. Über den sicheren Betrieb hat sich Experte Christian Jochum im Lichte diverser Gutachten Gedanken gemacht.

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