CoronaDie Covid-Karnevals-Welle läuft auch durch Leverkusen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Smartphone mit roter Kachel in der Corona-Warn-App liegt in Konfetti

Nach Karneval bekommen auch viele Leverkusener die rote Kachel in der Corona-Warn-App.

Weil weniger getestet wird, ist die Statistik nicht mehr verlässlich. Dennoch zeigt sich: Leverkusen und das ganze Rheinland liegen in der Inzidenz bundesweit mal wieder weit vorne.

Die Zahlen gibt es noch. Sieben-Tage-Inzidenz: 373. Neue, laborbestätigte Fälle: 145. Gesamtzahl der positiven Tests seit Pandemiebeginn: 77.290. So weist das Robert-Koch-Institut am Dienstag die Coronalage für Leverkusen aus. In Erinnerung an 2000er-Inzidenzen im vergangenen März klingt das sehr entspannt. Die tägliche Erfahrung zeigt ein anderes Bild. Oder gibt es jemanden, der gerade keine coronainfizierte Person im Familien-, Freundes- oder Kollegenkreis hat? 

Viele testen nicht mehr

Norbert Mülleneisen kann das als Sprecher der kassenärztlichen Vereinigung im Allgemeinen, wie auch im Persönlichen bestätigen. „Seit gestern bin ich selbst wieder negativ und darf wieder arbeiten. Aber zwei meiner Mitarbeitenden fallen aktuell noch aus“, sagt der Leverkusener Lungenfacharzt am Montag mit noch leicht kratziger Stimme. Verwundert ist er über die Differenz zwischen erfasster und gefühlter Infektionslage nicht. „Meine Erfahrung ist, dass ganz viele Menschen keinen PCR-Test mehr machen und die Statistik damit überhaupt nicht mehr aussagekräftig ist.“ Gut findet der Mediziner es nicht, dass das Infektionsgeschehen derzeit unter dem Radar verläuft, er appelliert an alle Betroffenen, auch weiterhin einen PCR-Test zu machen. 

Platz neun im Bundesgebiet

Aber auch ohne verlässliches Zahlenwerk ist es offensichtlich: Die Nach-Karneval-Welle läuft auch in Leverkusen. Und sie ist heftig. Und wenn man davon ausgehen kann, dass die Testmüdigkeit im ganzen Bundesgebiet ungefähr gleich ist, zeigt sich wieder, dass Leverkusen wie so häufig weit vorne dabei ist: Platz neun in der Rangfolge der höchsten Inzidenzen bundesweit weist das Robert-Koch-Institut aus. Auffällig: Besonders betroffen sind aktuell die Eifel und das Rheinland. Führender Landkreis ist die Vulkaneifel mit einer Inzidenz von 479, auch Euskirchen, Düren, Rhein-Erft und Köln rangieren in den Top-10 der Rangliste. Alaaf! 

Porträt von Norbert Mülleneisen

Dr. Norbert Mülleneisen vom Asthma- und Allergiezentrum Leverkusen ist auch Sprecher der kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein.

Das zeigt sich auch in den Krankenhäusern der Stadt: 26 SARS-CoV-2 positive Patienten meldet das St. Remigius Krankenhaus in Opladen, davon ist eine Person unter Beatmung auf der Intensivstation untergebracht. „Prozentual ist der Anteil der schweren Fälle deutlich gesunken“, sagt Mülleneisen auch aus den Erfahrungen in seiner Praxis.

Der aktuell kursierende Virenstamm sei weniger heftig, was Komplikationen seltener mache, aber eben nicht ausschließe. „Es gibt immer wieder Patienten, die auf der Intensivstation behandelt werden müssen.“  Das Klinikum Leverkusen führt keine Corona-Statistik mehr, die Lage sei aber aktuell entspannt, sowohl auf Patienten- als auch auf Mitarbeiterseite, sagt eine Sprecherin.

Das städtische Gesundheitsamt sollte eine Empfehlung aussprechen, aber es hüllt sich in Schweigen
Friedrich Busch, FDP

Am 28. Februar 2023, läuft die Corona-Schutz-Verordnung des Landes Nordrhein-Westfalen aus. Es entfallen alle Verpflichtungen zu Testungen, selbst im Krankenhaus, lediglich für Besucher im Krankenhaus gilt weiterhin Maskenpflicht, für Beschäftigte entfällt sie ebenfalls. 

Das macht Friedrich Busch große Sorgen. Der sozialpolitische Sprecher der FDP Leverkusen beobachtet seit Tagen lange Schlangen vor einer Opladener Arztpraxis mit Testbetrieb. „Ich habe ein wartendes Paar angesprochen und gefragt, warum sie in der Schlange stehen. Sie sagten, dass sie einen Corona-Test machen wollten, um dann eine Krankschreibung zu bekommen“, sagt Busch.

In Anbetracht der aktuellen Corona-Lage erwarte er, dass das Leverkusener Gesundheitsamt eine deutliche Empfehlung an die Stadtbevölkerung ausspreche. „Aber das städtische Gesundheitsamt hüllt sich in Schweigen“, klagt Busch. Zumindest für die Dauer dieser neuen Corona-Welle fordert er ältere Menschen auf, große Menschenansammlungen zu vermeiden. Bei Erkältungssymptomen sollte grundsätzlich Maske getragen werden, ebenso in Bus und Bahn. 

Auch Lungenfacharzt Mülleneisen appelliert an die Bürger, sich zu testen, bei positivem Ergebnis zu Hause zu bleiben und sich auch ohne positiven Test wieder verstärkt an die bekannten Hygienemaßnahmen zu halten. Er selbst kann bezeugen, dass es funktioniert: „Meine Frau und ich haben zu Hause Maske getragen, und sie hat sich nicht angesteckt.“ 

KStA abonnieren