Interview mit „Meister“ Guildo Horn„Die Gesellschaft braucht uns“

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„Mir fehlt das Miteinander-Feiern“: Auch Barde Guildo Horn leidet unter der Pandemie.

„Mir fehlt das Miteinander-Feiern“: Auch Barde Guildo Horn leidet unter der Pandemie.

  • Schlagerbarde Guildo Horn ist aufgrund seiner legendären Bierbörsen-Auftritte Stammgast in Opladen.
  • Aufgrund der Corona-Krise fiel das Konzert in diesem Jahr jedoch aus.
  • Jetzt kommt er ein wenig verspätet zumindest zum Club-Konzert ins Scala - und blickt nach vorne.

Leverkusen  – Im Club an der Uhlandstraße tritt der „Meister“ am Freitag, 25. September, um 20 Uhr unter dem Motto „Canapés, Horn und Schlager“ auf (Tickets: 59,90 Euro, inklusive Verköstigung). Wir sprachen mit ihm im Vorfeld über die verpasste Bierbörse und Lockdown-Ärger.

Herr Horn, am Freitag kommen Sie nach Opladen. Einerseits sehr schön, weil das für Sie ja immer auch eine Art Heimkehr ist. Andererseits müsste genau das Sie ja traurig stimmen: Sie konntest in diesem Jahr schließlich nicht bei der Bierbörse auftreten. Das Coronavirus ließ Ihre Konzertserie reißen. Ist der Auftritt im Scala nun zumindest ein kleiner Trost?

Natürlich freue ich mich hornsinnig. Ich bin seit mehr als 30 Jahren ständig auf Tour und wenn man dir plötzlich den Stecker zieht, fühlt sich das mehr als seltsam an. Aber wer mich kennt weiß, dass ich lieber nach vorne gucke als zu jammern. Ich freue mich auf einen großen Orthopädischen Abend unter Freunden.

Wie haben Sie seinerzeit die Absage des Bierbörsenkonzertes erlebt?

Ehrlich: Als der Lockdown im März kam, da war mir das schon klar. Aber es schmerzt trotzdem. Die Montagskonzerte auf der Bierbörse in Opladen sind halt eine Herzensangelegenheit. Das hat nichts mit Gewohnheit zu tun. Mehr mit hemmungsloser Hingabe.

Sie sind bekannt als Liebhaber von Nussecken. Jetzt werden im Scala Canapés gereicht. Mögen Sie die auch – und haben Sie diesbezüglich Favoriten?

Ich bin ein großer Freund des gepflegten Tatar. Mit Zwiebelringen. Nach dem Auftritt.

Stellen Sie uns bitte Ihre Bühnenpartner vor, die an Freitag mit dabei sein werden.

Da ist Addi Mollig: Mit meinem musikalischen Leiter und Keyboardspieler bin ich seit etwa 18 Jahren am Herzen und den Ohren verwachsen. Herr Mollig, ein Derwisch an der Tastatur, ausgestattet mit einem glockenreinen Organ, einem Quäntchen musikalischen Touret. Ein Liebesmonument aus Latex. Begleitet werden Addi und ich von der zauberhaften Mademoiselle Gazelle aus Nizza am Saxofon. Sie ist die Piemont-Kirsche auf unserer morbiden Herrentorte. Es wird ein Fest der Un- und Sinne!

Sie sind ein Künstler, der – manchmal auch mit freiem Oberkörper und verschwitzt – den Kontakt zu seinen Fans sucht. Das fällt nun weg. Wie schwer ist das auszuhalten?

In dieser Coronazeit hört man jede Menge Experten zum Thema. Es sind fast ausschließlich Leute aus der Medizin, oder aus der Wirtschaft. Ich selber bin Erziehungswissenschaftler und halte es für fatal, Unterhaltung und Kultur nur unter diesen beiden Aspekten zu betrachten. Wir Menschen, also die Gesellschaft, braucht uns, braucht Unterhaltung. Jetzt umso mehr. Jeder Mensch braucht ein Ventil, eine Ablenkung um dem Alltag für eine Weile zu entfliehen, sonst wird das gesellschaftliche Klima zusehends rauer. Irgendwohin muss die Energie, auch bei mir. Mir fehlt das Miteinander-Feiern. Es macht mich ausgeglichener.

Wie kann man das kompensieren?

Ich bin oft im Wald unterwegs und zähle Borkenkäfer.

Wie haben Sie denn generell die Zeit des Lockdowns erlebt?

Ich höre desöfteren: „Was für eine entspannte Zeit und endlich mal mit der Familie zusammen!“Herzlichen Glückwunsch an Euch – und ich meine das ernst! Als selbstständiger Künstler ist man aber in einem Paralleluniversum unterwegs: Für mich war der Lockdown Vollstress mit abgesagten Touren, Homeschooling, aufblühenden Zukunftsängsten und der großartigen Aufgabe, sich ganz schnell an vielen Stellen neu erfinden zu müssen.

www.scala-leverkusen.de

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