Der Verein Balkantrasse hat ein altes Opladener Stationsschild gestiftet bekommen und es aufgestellt.
BalkanradwegEisenbahngeschichte steht in Leverkusen am Wegesrand

Stifter Kurt Kais, Peter Willwacher und Jürgen Wasse (v.l.) vom Verein Balkantrasse stehen vor dem alten Opladener Stationsschild.
Copyright: Ralf Krieger
Freunde vergangener Eisenbahnzeiten werden sich freuen: Der Verein Balkantrasse hat es geschafft, ein weiteres historisches Stück Opladener Bahngeschichte wieder fast an der alten Stelle zu installieren. Seit kurzem steht eines der Stationsschilder vom alten Opladener Bahnhof am Balkanradweg, etwa 300 Meter vom Anfangspunkt der Trasse am Bahnhofsparkplatz entfernt.
Der Radweg verläuft auf der alten Eisenbahntrasse des Balkanexpress, der zwischen Opladen und Remscheid-Lennep verkehrte. Gestiftet hat es der Leichlinger Eisenbahnhistoriker Kurt Kais schon vor acht Jahren an den Verein, dort hat man sich aber lange Zeit gelassen. Dafür hängt es jetzt aber bomben- und diebstahlsicher an einem quasi amtlichen, unumstößlichen Schilder-Pfosten neben dem Radweg. Zuvor hing das schwere Emaille-Schild in zwei Ausstellungen zum Opladener Bahnhof, 2016 im Upladin und 2017 in der Villa Römer.
Die Bahn wollte ein anderes Design
Passend ist, dass das Stationsschild auf dem Bahnsteig des Balkanexpress hing. In den 1980er-Jahren glaubte man bei der Deutschen Bundesbahn, die alten schwarzweißen Schilder durch blaue mit weißer Schrift ersetzen zu müssen. Damals konnten Mitarbeiter oder andere Organisationstalente die Schilder kostenlos von der Bahn bekommen, die Bahn sparte sich so den Transport zum Schrottplatz. Kais kaufte das Schild damals von einem Leverkusener für 100 Mark und bugsierte das durchaus schwere und sperrige Ding in seinen Partykeller, woran sich beim Pressetermin auch seine Frau noch gut erinnert. 2017 übereignete Kais sein Schild an den Verein Balkantrasse.
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Der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins Jürgen Wasse und Kassierer Peter Willwacher stellten ihr Schild am Mittwoch vor, auf eine Enthüllung mit einem Laken verzichteten sie.

Auf dem Bild aus den 1980er-Jahren hängt das Stationsschild noch auf dem Gleis des Balkanexpress im alten Bahnhof Opladen.
Copyright: Slg. Kurt Kais
„Hör bloß auf!“, sagt Wasse, als er auf die lange Zeit angesprochen wird, die das Projekt Bahnhofsschild jetzt schon gedauert hat. Tatsächlich war es ein großer Aufwand. Als Fundament nutzte der Verein den alten massiven Betonsockel eines Oberleitungsmasts. Die Halterung hat ein Stahlbauer angefertigt. Der Preis? „Ein mittlerer vierstelliger Betrag“, sagt Kassierer Willwacher.
An mehreren Überbleibseln kann man heute ablesen, dass die Fahrradroute früher eine Eisenbahnstrecke war: Es gibt Fernmelde-Schaltkästen, in denen Telefone hingen. Zum Teil stehen Telegrafenmasten der alten Kommunikationsinfrastruktur mit Kupferdrähten neben der Strecke. Zwei Prellböcke hat der Verein vor dem Schrott gerettet, einer ist gut sichtbar, er steht am Beginn der Trasse in Opladen. Manche im Verein träumen davon, einen historischen Schienenbus auf ein Stück Gleis zu stellen; bisher blieb es aber beim Wunsch.
Viele der alten Kilometersteine sind in den Jahren seit der Stilllegung der Strecke verschwunden, Jürgen Wasse sagt, dass es das Gerücht gebe, manche stünden in Gärten in der Umgebung der Trasse.
Wie alt das Emaille-Schild „Opladen“ ist, lässt sich nicht genau sagen, es wurde von der Firma „Segor“ (Gründung 1954) in Rheinland-Pfalz hergestellt, die es noch heute unter anderem Namen gibt.
1881 wurde die Strecke zwischen Wermelskirchen und Opladen eröffnet, den Abschnitt von Remscheid Lennep bis Wermelskirchen gibt es seit 1867. Ab 1910 war die Balkanexpress-Strecke durchgehend zweigleisig ausgebaut. Kriegsschäden waren gravierend, die Zweigleisigkeit wurde danach nicht mehr komplett hergestellt. 1983 wird der Personenverkehr zwischen Wermelskirchen und Hilgen eingestellt. Endgültig stillgelegt hat man den letzten Streckenabschnitt zwischen Hilgen und Opladen 1991. Dagegen gab es Proteste.
Gegen die vereinzelten Proteste der Anwohner der Trasse und zunächst gegen den Willen von Naturschützern und Teilen der Stadtpolitik setzte sich schließlich der Förderverein durch und ermöglichte durch Spenden den Kauf der Trasse von der Bahn durch die Stadt und den Bau des Radwegs. Der wurde vor elf Jahren im Mai 2014 eröffnet. Seither wird er nachweislich gut genutzt. Eine Zählstelle in Opladen registriert die Durchfahrten, die Zahlen sind immer aktuell im Internet einsehbar. Der Spitzenwert in diesem Jahr war bisher der 1. Mai, an dem Tag passierten 2475 Radfahrer die Stelle.
Der Verein Balkantrasse ist mit etwa 950 Mitgliedern einer der großen Leverkusener Vereine.

Jürgen Wasse vom Verein Balkantrasse steht an der Telefonzellen-Bibliothek neben dem Radweg.
Copyright: Ralf Krieger
Eine weitere relative Neuheit an der Strecke ist ein gelbes Telefonhäuschen unter der Brücke Rennbaumstraße an der Zufahrt Obere Straße, die zu einem Bücherschrank umgebaut wurde. Mit der postgelben Zelle, Baujahr 1978, hat man allerdings zurzeit Sorgen, denn irgendwer hat die Scheiben eingeschlagen. Man will aber noch einmal den Versuch wagen und neue Sicherheitsgläser einsetzen.
https://www.balkantrasse.de/