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Morsbroicher StraßeEklatante Mängel bei Leverkusener Grundschulneubau

4 min
Baustelle der GGS Morsbroicher Straße

Auf der Baustelle der GGS Morsbroicher Straße ist schon vieles schiefgelaufen.

Während die Arbeiten in Schlebusch wegen desaströser Planungsfehler stillstehen, geht der Schulbau in Manfort zielstrebig voran.

Der Bericht zum Stand des Schulneubaus an der Morsbroicher Straße liest sich wie ein Offenbarungseid. „Erst im Rahmen der Ausführungsplanung wurde festgestellt, dass für die Wärmepumpe und die Lüftungsanlagen so hohe elektrische Leistungen erforderlich sind, dass der bisher geplante, herkömmliche Hausanschluss nicht mehr ausreicht.“ Dabei bleibt es aber nicht: „Weiter wurde die Turnhalle aufgrund einer fehlerhaften Planung im Wärmekonzept der Liegenschaft nicht berücksichtigt. Die Wärmeerzeugung der Liegenschaft ist zu gering, um die Turnhalle mitzuversorgen.“ Weitere Fehler: Leitungsgräben für Fernwärme und Elektro wurden nicht gezogen, eine Entwässerungsplanung gemacht, die „mit den Bestandsleitungen nicht umzusetzen war“, ein Teil der bereits verlegten Nahwärmeleitungen mussten wieder ausgetauscht werden. Schuld daran sei vor allem das beauftragte Ingenieurbüro, das die Planung für Heizung, Lüftung und Sanitär „zu langsam und in schlechter Qualität vorangetrieben“ hat und zudem einen Subunternehmer einsetzte, der dann wiederum pleite ging. 

Eklatantes Versagen

Die Mitglieder der Bezirksvertretung III sind am Donnerstag entsprechend entsetzt. „Die Planungsgesellschaft hat an so vielen Stellen eklatant versagt. Um das zu erkennen, braucht man kein Fachwissen“, sagt Stefanie Henke (Grüne). Natürlich müsse die Schule dennoch so schnell wie möglich fertig gebaut werden, 2,5 Millionen Euro an Mehrkosten veranschlagt die Stadt derzeit. „Da muss aber die Frage gestellt werden: Wie steht es um Projektplanung und Controlling bei der Stadtverwaltung?“, fährt Henke fort. 

Für die Planungsfehler sei nicht die Stadtverwaltung verantwortlich, unterstreicht Anke Luchterhand-Homberger vom Fachbereich Gebäudewirtschaft: „Mit der Planung beauftragt wurde der Tüv Süd. Die haben es an einen Subunternehmer vergeben, der dann insolvent gegangen ist.“ Es gehe auch nicht die gesamte Kostensteigerung auf die Planungsfehler zurück: Mit dem Bau habe man verspätet beginnen können, wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine. Denn die Container an der Merziger Straße, in die der Schulbetrieb mittlerweile ausgegliedert ist, wurden noch zehn Monate länger als geplant für die Aufnahme von Flüchtlingen gebraucht. Der Krieg habe außerdem bekanntermaßen die Baukosten in die Höhe getrieben, durch die Verzögerungen seien Baupreisbindungen ausgelaufen, die Firmen schlügen nun die Kosten auf. Selbstverständlich würden Regressansprüche wegen der Planungs- und Baumängel gegen die verursachenden Unternehmen gestellt, das gehe aber erst im Nachgang.

Zu retten sei das nun nicht mehr. „Aber wir müssen uns die Frage stellen: Wie kann man aus den Fehlern und Problemen lernen? Was können wir tun, dass es beim nächsten Mal nicht passiert?“ Das fragt sich Michael Prangenberg (CDU). Ein Ansatz könnte sein, die Zeit zwischen Baubeschluss und Baustart zu verkürzen, sagt Wolfgang Pockrand, SPD. Man beschließe etwas im Jahr 2020, dann gehe es 2024 los und die Berechnungen stimmen lange nicht mehr. Vielleicht müsse man dann mit Beschlüssen warten, „bis wir Leute haben, die bereitstehen, um sofort einzusteigen.“

Die Stadtverwaltung sieht das Grundübel im Vergaberecht: Öffentliche Bauaufträge müssen europaweit ausgeschrieben werden: „Und selbst wenn wir Bauchschmerzen haben, müssen wir Aufträge an die Bieter mit dem günstigsten Angebot vergeben“, erklärt Luchterhand-Homberger.

Guter Baufortschritt in Manfort

Besser läuft es in Manfort: Dort wurde im Oktober 2024 mit dem Neubau der Regenbogenschule begonnen. Mittlerweile ist der Rohbau des dreigeschossigen Gebäudes fertiggestellt, berichtet die Stadtverwaltung: Sämtliche Außenwände stehen, die Zwischendecken sind eingezogen und das zentrale Treppenhaus wurde gegossen.

Neue Eingangshalle der Manforter Regenbogenschule

„Marktplatz“ nennt die Stadt die neue Eingangshalle der Manforter Regenbogenschule

Nun werde der bereits begonnene Innenausbau vorangetrieben. Fertig werden soll das Schulgebäude Ende 2026. Im Anschluss folgt der Umzug der Schule in den Neubau und der Abriss der derzeit noch genutzten Altbauten. Für die Außenanlagen sind ein paar weitere Monate bis Mitte 2027 eingeplant. Dann sollen rund 35 Millionen Euro ausgegeben sein.

Warum funktioniert in Manfort, was in Schlebusch nicht funktioniert? „Die Fertigstellung des Rohbaus innerhalb nur eines Jahres war möglich, da das gesamte Bauprojekt – nach europaweiter Ausschreibung – an einen Generalunternehmer, die Firma Rotterdam Bau aus Langenfeld, vergeben werden konnte“, schreibt die Stadtverwaltung.

Der Rohbau der neuen Regenbogenschule in Manfort

Der Bau in Manfort ist in wenigen Monaten in die Höhe geschossen.

Die Vorteile der Generalunternehmervergabe betont auch Gregor Steiniger, Leiter des Fachbereichs Gebäudewirtschaft: Für seine Abteilung „bedeutet das eine enorme Entlastung, da der Generalunternehmer sämtliche Bauleistungen übernimmt, die sonst einzeln über den Fachbereich koordiniert werden müssten“. Gleichzeitig behalte die Stadt die Planungshoheit. 

Warum vergibt die Stadt dann nicht viel mehr Bauprojekte an Generalunternehmer? Gesetzlich sei das nur „in gut zu begründenden Ausnahmefällen“ erlaubt, lautet die Erklärung.

Oberbürgermeister Stefan Hebbel lobt die Fachbereiche Gebäudewirtschaft und Schulen für ihre „hervorragende Arbeit“. Er setzt aber auch weiter auf den Plan, bei der Stadt-Tochter Levi eine eigene Schulbaugesellschaft zu gründen. „Damit sind wir künftig in der Lage, die dringend benötigte Schulinfrastruktur noch schneller zu modernisieren und auszubauen.“


41 Bauprojekte betreut der Fachbereich Gebäudewirtschaft nach eigenen Angaben aktuell. Fertiggestellt werden konnten im Jahr 2025 neun Bauvorhaben, darunter der Erweiterungsneubau der KGS Don Bosco, die flutgeschädigte Theodor-Heuss-Realschule und der Erweiterungsneubau am Lise-Meitner-Gymnasium. Für 2026 stellt die Stadt die Fertigstellung der Regenbogenschule und der energetischen Sanierung am Werner-Heisenberg-Gymnasium in Aussicht.