KunstWieso sich Besucher im Museums Morsbroich auf den Boden legen können

Lesezeit 3 Minuten
Ein Raum in einem Museum

Der Proberaum des Museum Morsbroich wurde von der Gruppe „Dem schwarzen Hund die Kunst erklären“ gestaltet.

Der Proberaum des Museum Morsbroich soll ein Raum sein, in dem Präsentationsformen ausprobiert werden können. 

In welchem Museum können sich Besucherinnen und Besucher schon hinlegen und dabei die an der Decke hängenden Werke betrachten.  Im Proberaum des Museum Morsbroich geht das Museumsteam mal einen ganz anderen Weg. Haben Besucher die Schuhe ausgezogen, können sie sich auf dem Teppich liegend das Ölgemälde „Komposition“ von Bernard Schultze anschauen. Die Gruppe „Dem schwarzen Hund die Kunst erklären“ durfte den Proberaum im Museum kuratieren und hat sich für das Motto „Wohlfühl-Raum“ entschieden. 

Der „Proberaum“ soll einen Raum sein, in dem Präsentationsformen ausprobiert werden können. In regelmäßigem Wechsel werden Gruppen aus Leverkusen eingeladen, die eng mit der Kunstvermittlung des Museums zusammenarbeiten. Die Gruppen können Normen außer Acht lassen und Kunstwerk sowie Museumsraum in eine persönliche Beziehung zu sich setzen. Diese äußert sich dann anhand der Entscheidung für gewählte Werke, für die Höhe der Hängung oder kleine Eingriffe im Raum.

An einer weißen Wand hängen Zeichnungen und Zettel.

Auf einer interaktiven Wand können Museumsgäste ihre Gedanken und eigene Zeichnungen hinterlassen.

Die Gruppe „Dem schwarzen Hund die Kunst erklären“ ist eine Kooperation des Leverkusener Bündnisses gegen Depressionen mit dem Museum Morsbroich. Seit Juni dieses Jahres trifft sich die Gruppe regelmäßig und entwickelt ein Format für Menschen mit und ohne Depressionserkrankung. „Wir versuchen, Depressionen aus der Scham-Ecke herauszuholen und das geht nur, in dem man offen damit umgeht“, erzählt eine Gruppenteilnehmerin.  

Der Name der Gruppe bezieht sich auf den Begriff „schwarzer Hund“, den der Autor Matthew Johnstone verwendet, um seine Depression zu erklären. Mittlerweile wird der Begriff in der Selbsthilfe- und Therapieszene als Synonym für Depression verwendet. 

Leverkusener Gruppe gestaltet „Wohlfühl-Raum“

Für die Gestaltung des Raumes hat sich die Gruppe folgende Frage gestellt: Wie müsste ein Museum aussehen, damit sich auch Menschen mit Depressionen darin wohlfühlen? Genauso haben sie den Raum dann gestaltet. Das Ergebnis ist erfrischend. Der Raum ist gemütlich und einladend. Neben verschiedenen Kunstwerken gibt es Sitzsäcke, eine Couch und auf dem Boden liegt ein großer Teppich, von dem aus man das an der Decke hängende Gemälde betrachten kann. 

Im Raum steht außerdem ein Paravent, den die Gruppenmitglieder ausgesucht haben, damit man ungestört und unbeobachtet die Kunst auf sich wirken lassen kann. Da man die Fenster aus konservatorischen Gründen nicht öffnen kann, befindet sich im Wohlfühl-Raum ein Frische-Luft-Raumspray.  Im Vorraum wurde eine interaktive Wand gestaltet, an der Besucherinnen und Besucher eigene Gedanken oder Zeichnungen festhalten können. 

Die Kunstvermittlerin des Museums, Lucia Riemenschnitter, erklärt, dass Museen nicht exklusiv sein sollten: „Wir wollen die Räume öffnen und Barrieren abbauen. Aus den Wünschen der Gruppen können wir viel lernen“. Da das Museum Morsbroich ein städtisches Museum ist, gehören die Sammlungen den Bürgerinnen und Bürgern von Leverkusen und sollten für alle erreichbar sein, findet Riemenschnitter.  Besichtigen kann man den Proberaum im Rahmen der momentanen Ausstellung „sein & haben“ im Schloss Morsbroich. 

KStA abonnieren