St. Remigius in OpladenSo recycelt eine Leverkusener Klinik ihre klimaschädlichen Narkosegase

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Setzen sich für klimafreundlichen Umgang mit Narkosegasen ein: Dr. Gerhard Schuler (l.) und Sarah Wingen.

Setzen sich für klimafreundlichen Umgang mit Narkosegasen ein: Dr. Gerhard Schuler (l.) und Sarah Wingen.

Krankenhäuser können aufgrund strenger regulativer Vorgaben nur bedingt etwas für den Klimaschutz tun. Das St. Remigius Krankenhaus in Opladen versucht sich an neuen Konzepten.

Etwa fünf Prozent der gesamten deutschen Treibhausgas-Emissionen kommen laut Bundesärztekammer aus dem Gesundheitssektor. Ein Drittel davon werden direkt durch Einrichtungen wie Krankenhäuser verursacht. Da hygienische Vorschriften den Krankenhäusern jedoch oft keine andere Wahl lassen, versucht die St. Remigius Klinik in Opladen, an anderen Stellen beim Klimaschutz anzusetzen.

„Wir verwenden täglich Narkosegase, deren Klimaschädlichkeit uns lange Zeit gar nicht bewusst war“, sagt Dr. Gerhard Schuler, Chefarzt für Anästhesie in Opladen. „Die meisten Narkosegase sind halogenierte Kohlenwasserstoffe. Früher wurden sie auch als Kühlmittel im Kühlschrank verwendet, bis man diesen Einsatz dann wegen ihrer Wirkung als Treibhausgas verboten hat.“

Insbesondere Lachgas, so Schuler, sei deutlich schädlicher als Kohlenstoffdioxid. In der Opladener Klinik habe man daher schon früh auf Lachgas verzichtet und mit Sevofluran ein weniger klimaschädliches Gas als Standard eingesetzt, das allerdings dennoch stärker schadet als CO₂. Die bisherige Vorgehensweise zur Entsorgung sei gewesen, das bei Operationen verwendete Narkosegas mit abzusaugen und damit nach draußen zu leiten.

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Dieses Narkosegerät wurde zusätzlich mit einem Gasfilter ausgestattet. Die weiße Box in der Mitte sammelt die gasförmigen Narkosegase mit einem Aktivkohlefilter.

Dieses Narkosegerät wurde zusätzlich mit einem Gasfilter ausgestattet. Die weiße Box in der Mitte sammelt die gasförmigen Narkosegase mit einem Aktivkohlefilter.

Seit Mai 2023 läuft im St. Remigius nun ein Pilotprojekt. Die Narkosegeräte wurden zusätzlich mit einem Aktivkohle-Filter ausgestattet, der das klimaschädliche Gas bindet und recycelt werden kann. Nach Angaben der Klinik sollen 89 Prozent des verwendeten Gases somit wieder genutzt werden können. Das bringt einen weiteren positiven Nebeneffekt mit sich.

„Früher haben wir, um die Gase mit Druckluft nach draußen zu leiten, viel Strom verbraucht. Jetzt können wir uns zusätzlich darauf konzentrieren, so wenig Gas wie möglich zu verbrauchen, weil wir die Luft, die dem Patienten zugeführt wird, im Kreislauf halten können und hin und wieder nur den Sauerstoffgehalt erhöhen müssen“, sagt Schuler

Intravenöse Betäubungsmethoden seien zwar auch möglich, so Schuler, verursachen aber mehr Probleme als Narkosegase. „Seit wir Narkosegas recyceln können, sind wir von der Patientensicherheit und dem Umweltschutz sehr gut aufgestellt“, sagt Schuler.

Klimaschutz und Energiemanagement im Gesundheitswesen

Das Recyceln von Narkosegasen ist eines von „einem ganzen Bündel von Maßnahmen für den Klimaschutz, die einen hohen Investitionsbedarf haben“, sagt St. Remigius-Geschäftsführer Thomas Karls. Weiterhin sei an passenden Stellen stromsparende LED-Beleuchtung eingebaut und Lüftungsanlagen, Warmwasser- und Heizungspumpen modernisiert worden

Krankenhäuser stehen jedoch unter der besonderen Herausforderung, dass die Energieversorgung zu jeder Zeit gewährleistet sein muss. „Hygiene und die Patientensicherheit haben bei uns Priorität. Klimaschutz können wir dann bisher nur so umsetzen, wie wir es vereinbaren können“, sagt Sarah Wingen, Klimaschutzmanagerin in der Kplus-Gruppe, der auch das St. Remigius in Opladen angehört.

Das Klima- und Energiemanagementsystem in seiner heutigen Form hat das St. Remigius 2015 eingeführt. Wingen definiert es als „abteilungsübergreifende Teamarbeit, in der verschiedene Situationen bewertet, evaluiert und angepasst werden.“ Der Gesamtenergieverbrauch von Strom, Gas und Wärme konnte laut eigenen Angaben innerhalb von zehn Jahren um 35,5 Prozent gesenkt werden.

Obwohl es aufgrund strenger regulativer Vorgaben und komplexer Versorgungsabläufe Grenzen für den Klimaschutz in Krankenhäusern gibt, betonen Wingen, Schuler und Karls eine Stärkung des Bewusstseins: „Klimaschutz und Gesundheitswesen müssen einander nicht ausschließen. Gesunde Menschen gibt es nur auf einem gesunden Planeten.“

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