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Millenniums-EicheBaum auf Opladener Kreisverkehr soll nun doch gefällt werden

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Die Millenniums-Eiche steht im Kreisverkehr Rennbaumstraße /  Stauffenbergstraße / Dechant-Krey-Straße. Ein Bus fährt durch den Kreisverkehr.

Die Millenniums-Eiche im Kreisverkehr Rennbaumstraße / Stauffenbergstraße / Dechant-Krey-Straße.

Eine Mehrheit in der Bezirksvertretung Opladen will die Stieleiche auf dem Rennbaumkreisel opfern. 

Soll auf den seit Jahren diskutierten Neubau des Rennbaumkreisels in Opladen kurz vor Beginn der Bauarbeiten verzichtet werden, um die mitten im Kreisverkehr stehende Stieleiche am Leben zu erhalten? Die zuständige Bezirksvertretung II musste am Dienstagabend eine Entscheidung treffen.

Darüber wurde gegen Ende der mehr als fünfstündigen Sitzung ein weiteres Mal ausgiebig diskutiert. Voran Opladen plus forderte, den Platz unverändert zu belassen, um den im Jahr 2000 gepflanzten Baum, damals eine Spende des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Opladen, nicht fällen zu müssen. Die Millenniums-Eiche wurde für unverzichtbar erklärt, eine „Mahnwache“ wurde bereits für sie abgehalten. 

Fraktionsvorsitzender Markus Pott wiederholte im Bezirk noch einmal seinen Redebeitrag aus dem Planungsausschuss und befand, dass der Kreisverkehr an der Rennbaumstraße eigentlich doch ganz gut funktioniere, jedenfalls besser als der auf dem Berliner Platz. Also müsse man für einen Umbau auch keine 2,1 Millionen Euro und das Leben der Eiche opfern, die an dieser Stelle noch 1000 Jahre alt werden könne.

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Baum hat keine Überlebenschance

Dem widersprachen die Vertreterinnen der Stadtverwaltung deutlich. Silke Thyssen vom Fachbereich Stadtgrün legte diesmal dar, dass es zwar sprichwörtlich heiße „einen alten Baum verpflanzt man nicht“, dass dies im Prinzip aber technisch möglich sei, sofern der Baum über ein kompaktes Wurzelwerk verfüge. Dies sei bei der Stieleiche auf dem Rennbaumkreisel nachweislich nicht der Fall. „Der Baum hat keine tief gründenden Wurzeln entwickelt, die breiten würden bei einer Umsetzung zerstört. Der Baum hätte keine Überlebenschance und wäre vermutlich auch nicht mehr standsicher.“

Susanne Weber vom Ratsbüro und Klaus Timpert (Technische Betriebe Leverkusen) verwiesen noch einmal auf das fortgeschrittene Verfahren für den Kreiselumbau. Ausschreibung und Submission seien bereits erfolgt, die ausgewählten Firmen könnten Regressansprüche geltend machen, würde ihnen der Auftragt nicht erteilt. Und die Stadt Leverkusen mache sich gegenüber dem Land als Zuschussgeber unglaubwürdig, wenn sie die gewährten Fördermittel noch zurückgebe.

Zweitmeinung angefragt

Was Benedikt Rees (Klimaliste) nicht akzeptieren wollte. Er bestritt jeden Zeitdruck und Regressansprüche. In Sachen Eiche habe er eine auf Großbaumverpflanzungen spezialisierte Fachfirma um eine Beurteilung gebeten, die er in den nächsten Tagen erwarte. Es sei bekanntlich immer gut, eine zweite Meinung einzuholen, wie der Erhalt des Tillmann Parks und der Rotbuche im Schlosspark Morsbroich gezeigt hätten. 

Wobei Rees kurz darauf sehr um Fassung ringen musste, als Silke Thyssen ihm in der Sitzung sagte, dass die Stadt dies auch getan habe und es sich um die gleiche Fachfirma, nämlich Opitz aus Heideck bei Nürnberg, handele. Diese habe der Stadt mitgeteilt, eine Verpflanzung dieses Baumes aus fachlichen Gründen nicht übernehmen wolle.

Für die Grünen, die sich vor den Beratungen nach langer interner Diskussion für eine Fällung der Millenniums-Eiche entschieden hatten, arbeitete sich deren Sprecher Stefan Pausch an den Positionen von Opladen plus und Klimaliste ab. Der Kreisverkehr Rennbaumstraße sei eine Asphaltwüste, eine riesige schwarze, versiegelte Fläche. „Die Klimaliste will etwas erhalten, das fürchterlich ist für das Klima.“ Dagegen werde der neue Kreisverkehr zusätzliche Grünflächen und sieben Bäume erhalten. Außerdem beinhalte die „sehr gute Planung“ eine deutlich bessere Verkehrsführung für Fußgänger und Radfahrende.

Für die SPD, die mit ihrer Entscheidung im Planungsausschuss noch geschwankt hatte, beließ es deren Fraktionsvorsitzender im Bezirk, Ulrich Liebetrau, beim Hinweis auf die Erkenntnis, dass der Baum keine Zukunft mehr habe, der neue Kreisel hingegen wohl. Und für die CDU legte deren Sprecher Matthias Itzwerth ausführlich dar, dass seine Partei ein für richtig und wichtig erachtetes Projekt nicht wegen künstlicher Aufgeregtheit opfern wolle. 

Itzwerth: „Populistische Argumente, dass dieser Baum eine Art ‚Dorflinde‘ wäre, bringen uns nicht weiter. Es handelt sich nicht um einen mehrhundertjährigen Baum, der mitten auf dem Dorfplatz Generationen von Bewohnern ein Quell der Freude war, der Schatten spendete und unter dem Dorffeste gefeiert wurden. Es handelt sich um einen Baum auf einem Kreisverkehr.“

Am Ende stimmten die jeweils drei Vertreter von CDU und SPD für die Fällung der Eiche, zwei Vertreter von Opladen plus sowie einer der Bürgerliste dagegen, Enthaltungen kamen zweimal von den Grünen und einmal von der Linken, der Ratsherr der Klimaliste hatte kein Stimmrecht. Also eine klare Mehrheit für die Fällung, die noch klarer ausfiel, als es um die Aufgabe des Neubauprojektes Kreisel ging: Hier schlossen sich die Grünen dem Lager von CDU und SPD an, womit acht zu drei Stimmen bei einer Enthaltung dieses Ansinnen ablehnten.

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