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StichwahlSo war der Abend für den Sieger und den Verlierer in Leverkusen

5 min
Stefan Hebbel nach dem Wahlsieg

Stefan Hebbel hat es geschafft. Der CDU-Mann wird Oberbürgermeister von Leverkusen.

CDU-Mann Stefan Hebbel löst Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) nach zehn Jahren ab. Er erbt viele Probleme.

Schon um 18.55 Uhr steht es fest: Leverkusen bekommt einen neuen Oberbürgermeister. Stefan Hebbel (CDU) löst den Sozialdemokraten Uwe Richrath nach zehn Jahren ab. Hebbel hat ein Jahr hart um den Posten gekämpft. Zu hart, wie manche SPD-Leute am Sonntagabend finden. Aber dazu später mehr.

56,6 Prozent der Stimmen konnte der Wahlsieger auf sich vereinigen. Das ist ein durchaus komfortabler Vorsprung, der sich indes schon angedeutet hatte, nachdem kurz nach 18 Uhr der erste von 146 Stimmbezirken ausgezählt war. Der CDU-Mann lag durchweg vorn in der Stichwahl.

Im ersten Wahlgang vor zwei Wochen hatte Hebbel rund fünf Prozent Vorsprung vor Richrath. Das erschien deutlich, aber nicht uneinholbar für den Sozialdemokraten. Aber das Momentum sorgte dann doch dafür, dass der Herausforderer sich durchsetzen konnte.

Für Stefan Hebbel wird damit ein Traum wahr. Allerdings weiß er auch, dass sehr viel Arbeit auf ihn wartet. Die Stadt Leverkusen ist in einem finanziell desolaten Zustand, dazu kommt eine veritable Führungskrise, nachdem binnen kurzer Zeit der Kämmerer und die Baudezernentin die Stadtverwaltung verlassen haben. Weder Michael Molitor noch Andrea Deppe sind aus freien Stücken gegangen: Gegen beide läuft ein Disziplinarverfahren; es gibt aber auch Anträge auf Abwahl.

Es muss sich vieles ändern
Wahlsieger Stefan Hebbel, CDU

„Es muss sich vieles ändern.“ Das sagt dann auch Stefan Hebbel, nachdem klar ist, dass er in den nächsten fünf Jahren Oberbürgermeister von Leverkusen ist. Zwei neue Dezernenten oder Dezernentinnen müssen bald gefunden werden. „Die Disziplinarverfahren werden zügig abgewickelt“, weiß der künftige Chef der Stadtverwaltung. Er geht nicht davon aus, dass die Führungskrise allzu lange andauert und zu einer unguten Hängepartie wird.

Obwohl er als Landesbeamter einiges an Verwaltungserfahrung hat, will Stefan Hebbel im Leverkusener Rathaus und seinen vielen Dienststellen „erst einmal lernen“, sagt er. Nachdem die Stadtverwaltung in den letzten Monaten wegen der Haushaltskasse und der Affäre um die Rettungsdienstgebühren oft schlecht ausgesehen hat, gelte es nun, auch einmal positive Ergebnisse nach vorn zu stellen.

Der Interims-Kämmerer sieht Land

So ähnlich sieht das im übrigen auch Marc Adomat. Hebbels Parteifreund war, bevor er nach Leverkusen kam, Kämmerer in Moers. „Insofern ist das für mich hier kein Neuland“, sagt der Interims -Kämmerer, der eigentlich Dezernent für Kultur, Schulen und Sport ist. „In der Abteilung arbeiten richtig gute Leute“, sagt Adomat mit Blick auf die Kämmerei: „Die muss man allerdings auch mal machen lassen.“ Aus seiner Sicht „bekommen wir jetzt Grund rein“, was die Bewältigung der fundamentalen Haushaltskrise angeht. Hebbel muss darauf setzen, dass dies ebenso gelingt wie die Bewältigung der Affäre um die Gebühren für den Rettungsdienst.

Dass dieses Thema kurz vor der Kommunalwahl aufkam, ist aus sozialdemokratischer Sicht keinesfalls Zufall. SPD- Spitzenkandidat Dirk Loeb findet das ebenso „auffällig“ wie Parteichef Darius Ganjani. Ämterkarten, falsch abgerechnete Nebeneinkünfte auch bei Uwe Richrath, Rettungsdienst: Für die beiden sind das durchaus Bestandteile eines CDU-Wahlkampfs, wie es ihn so noch nie gegeben habe. Dass Herausforderer Stefan Hebbel sich ein Jahr lang in Stellung bringen konnte, sei aus heutiger Sicht womöglich ein strategischer Nachteil gewesen. Uwe Richrath hatte sich erst viel später zu einer erneuten Kandidatur bekannt.

Du hast gut gekämpft
Eva Lux, ehemalige SPD-Chefin zu Uwe Richrath

„Du hast gut gekämpft. Das ist ein Verlust für Leverkusen.“ Eva Lux, lange Vorsitzende der SPD und frühere Landtagsabgeordnete, gehört am Sonntagabend zu den ersten, die dem abgewählten Oberbürgermeister Uwe Richrath Trost spenden. Der Sozialdemokrat ist erkennbar tief enttäuscht. Er kämpft lange mit den Tränen, zieht sich nach kurzer Zeit aus dem Ratssaal zurück. Auf ein öffentliches Statement verzichtet der Verlierer der Stichwahl. Stefan Hebbel und dessen Parteifreund lassen dem Wahlverlierer ein paar Minuten, sich zu fassen. Erst dann schütteln sie Hände, sprechen dem SPD-Mann Anerkennung aus.

Uwe Richrath mit Darius Ganjani, Dirk Loeb und Heike Bunde

Der Verlierer braucht Trost: Uwe Richrath (Mitte) umringt von Parteichef Darius Ganjani, dem SPD-Spitzenkandidaten für den Rat, Dirk Loeb, und Bürgermeisterin Heike Bunde

Für den künftigen OB geht es am Donnerstag in einen Kurzurlaub, danach bereitet er sich auf das lang ersehnte Amt an der Stadtspitze vor. Dass er in dem künftig auf 72 Mandate vergrößerten Stadtrat auf stabile Mehrheiten bauen kann, ist allerdings nicht zu erwarten: Zwar geht der erste Blick der CDU in Richtung Sozialdemokratie. Hebbel lässt erkennen, dass ihm eine Zusammenarbeit, wie es sie in früheren Jahren lange gegeben hat, äußerst lieb wäre.

SPD sieht keine Zusammenarbeit mit der CDU

Aber die SPD will da nach eigener Aussage nicht mitspielen. Dirk Loeb, der designierte Fraktionschef, sieht keinen Grund, Hebbel die Arbeit zu erleichtern: „Warum sollten wir das tun, nach dem Wahlkampf?“ Auch Darius Ganjani, der junge Parteivorsitzende, ist der Auffassung, dass sich seine Partei stärker profilieren muss und nach links schauen. Erste Gespräche mit anderen Parteien habe es schon gegeben, mit der CDU nicht.

Wie schon vor zwei Wochen ist die Euphorie bei den Christdemokraten groß. Als knapp drei Viertel der Stimmbezirke ausgezählt sind, muss sich Stefan Hebbel schon in die jubelnden Reihen stellen. Er tut das vor dem Rathaus. In den Ratssaal zieht er erst ein, als sein Sieg fest steht. Um 18.55 Uhr verkündet Wahlleiter Alexander Lünenbach das „vorläufige amtliche Endergebnis“.

Hebbels Wahlsieg bringt es mit sich, dass auch Rüdiger Scholz noch in den Stadtrat einzieht. Der Parteichef und Landtagsabgeordnete war in seinem Rheindorfer Wahlkreis einem ziemlich unbekannten Sozialdemokraten unterlegen. Noch ein CDU-Mann, der sich freuen darf.