Kommentar zur A1-RheinbrückeEin weiteres Bauprojekt droht an die Wand zu fahren

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Noch läuft der Baubetrieb an der Leverkusener Rheinbrücke. Doch es kündigen sich Verzögerungen und Mehrkosten an.

  • Die Pannen bei der Erneuerung der Leverkusener Brücke werfen Fragen auf.
  • Die Informationspolitik der Landesregierung in diesem Fall ist kritikwürdig.
  • Was lassen Leverkusener Bürger und Politiker noch mit sich machen?

Leverkusen – Irgendwann muss es ja ans Tageslicht, muss ja erklärt werden, warum eine Großbaustelle stillliegen wird, die ohnehin schon Pendler und Anlieger, Fernverkehr und regionale Wirtschaft belastet. Da ist es ja fast schon hilfreich, wenn die ganze Aufmerksamkeit der Menschen sich auf eine Seuche richtet, die unseren Alltag eh in einen Ausnahmezustand versetzt hat.

Ohne die Schuldfrage hier klären zu wollen, was beim heutigen Wissensstand auch gar nicht möglich wäre, kann doch festgestellt werden: Ein weiteres großes Bauprojekt in unserem Land droht gerade an die Wand zu fahren. Die Leverkusener Rheinbrücke, die 2023 in Betrieb gehen sollte, dann auf 2024 terminiert worden ist, wird gerade um womöglich vier weitere Jahre in die Zukunft verschoben.

Dass Stahl, der von deutschen Experten in China getestet und für gut befunden worden ist, nach der Schiffsreise als bescheiden verarbeitet bemängelt und nicht angenommen wird – sollen die Fachleute unter sich klären. Dass wir Journalisten auf die Nachfrage, wo die angekündigte Lieferung aus Rotterdam denn bleibe, zu hören bekamen, die Verzögerung liege am jüngsten Hochwasser des Rheins, und das dann glauben, ist vielleicht naiv. Warum soll man einer Landesbehörde, die sich für ihr Projekt „A bei LEV“ größtmögliche Transparenz auf die Fahne geschrieben hat, auch nicht glauben?

Alles zum Thema Hendrik Wüst

Dass aber in einer Brücke, an der seit Jahren rund um die Uhr geschweißt wird, damit eine Vollsperrung noch vermieden werden kann, völlig überraschend Asbest entdeckt wird, was den Abriss verzögert und verteuert – das muss doch aus einem Märchenbuch stammen.

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NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst

Wie Land und Bund mit Leverkusen umspringen, hat die Stadt gerade wieder erfahren. Es wird über die Köpfe der Bevölkerung hinweg entschieden und eher nicht miteinander geredet. Der Landesverkehrsminister an allererster Stelle ist gefordert, Licht in die Sache zu bringen und womöglich auch personelle Konsequenzen zu ziehen.

Und Leverkusens Stadtpolitiker sollten sich die im Kommunalwahlkampf bereits aufblitzenden parteipolitischen Reflexe verkneifen und gemeinsam für die Interessen ihrer Stadt eintreten. Das haben sie bisher nicht in einer Weise getan, die in Düsseldorf oder Berlin überzeugen konnte.

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Zurzeit verhindern die geltenden Kontaktverbote wegen der Corona-Pandemie, dass die Menschen auf die Straße gehen und protestieren. In der Vergangenheit geschah dies wohl aus Bequemlichkeit und Desinteresse nicht. Vielleicht dämmert es nun aber manchen, dass eine als hässliche Chemiestadt diffamierte Kommune, die sich auch nicht deutlich wehrt, kein Mitleid geschenkt bekommt.

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