Leverkusener BandDream wurde 1969 gegründet – und die Schulfreunde spielen noch immer

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Die Gründungsbesetzung

Leverkusen – „Dream ist die größte Konstante in meinem Leben“, erzählt Manfred Gottschalk beim Blick zurück auf die über 50- jährige Geschichte der Leverkusener Band „Dream“. Mit seinem Bandkollegen Paul Brodkorb sitzt er im Probenraum. Ein eher kleiner Raum, ausgepolstert mit Material, das Geräusche dämmt. Schlagzeuge und andere Instrumente stehen an den Wänden. Gottschalk war 16, als sich die Band 1969 Leverkusen zusammenfand. „Da waren so ein paar Jungs, die Musik machten“, erzählte er. „Ich stieß dann irgendwann dazu.“

Fünf waren sie in den ersten Jahren. Ein Sänger, ein Bassist, ein Gitarrist, ein Drummer und ein Keyboarder. Eine Beatband sollte es sein, da war man sich sicher. Covern wollten sie, die bekannten Gruppen dieser Tage. So trafen sich dann Manfred Gottschalk, Lothar Fück, Peter Müller, Klaus Korte und Karl-Horst Kipp zu den regelmäßigen Proben im Gemeindesaal von St. Nikolaus, Neuboddenberg zusammen. Sie spielten unter anderem The Letter von The Box Tops, Apache von Shadows, Green River und „Proud Mary“ von Creedence Clearwater Revival. Den Namen fanden sie eher zufällig. Eines Tages war die Trennung der Gruppe „Cream“ das Gesprächsthema der Jungs. Wie genau dann aus Cream Dream wurde, hat die Zeit verweht, aber seitdem trägt die Band diesen Namen.

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Die Gründungsbesetzung

Was wären jedoch Musiker ohne Publikum? Sinnlos. So ergatterte man bereits im Gründungsjahr den ersten offiziellen Gig. Dafür mussten die Bands damals noch vorspielen. Die Feuertaufe fand in der „Almhütte“ in Fettehenne statt und wurde bestanden. So begann dann die Musikalische Reise von Dream 1969 im Lindenhof in Leverkusen und wurde zu einer Erfolgsgeschichte, die bis heute andauert. 1971 kam es dann zu einer ersten großen Veränderung. Der Sänger Lothar Fück verließ die Band – die vier Instrumentalisten blieben allein zurück. Sie entschieden sich, keinen neuen Solosänger mehr aufzunehmen, sondern selbst zu singen. So kam es, dass die Stücke der Coverband von allen gesungen werden, und zwar in Chorbesetzung.

Die Coverband legt es nicht darauf an, die Stücke unbedingt im Originalsound zu bringen, sondern will ihre eigene Handschrift hinterlassen. So kommt es, dass eher einfache Stücke ebenfalls im kompletten Chor erklingen. Auch auf eine Musikrichtung haben sie sich nie festgelegt. Rock und Rock’n Roll standen genauso auf dem Programm wie Songs der Bläck Fööss oder auch mal „Country Roads“. Selbst Jazz wurde gespielt und gepflegte Dinnermusik abgeliefert.

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Manfred Gottschalk, Paul Brodkorb auf dem Hoffest Neuboddenberg

Bis vor etwa 15 Jahren war Dream auch im Karneval aktiv, ohne jedoch eine typische Karnevalsband zu sein. Durch den Kontakt zur Ehrengarde der Stadt Köln ergatterten sie Auftritte in den Sartory Sälen. In den 70ern standen sie dann auch schonmal mit den Bläck Fööss auf einem Plakat, die damals selbst erst in ihren Anfängen steckten und noch ohne Schuhe auf der Bühne standen. 

Wandelbare Band

Die große Wandelbarkeit von Dream zeigt dann ein Auftritt im Grand Hotel in „Zell am See“. Da ging es nicht um Karneval, sondern um Dinnermusik. Das löste dann doch eine große Nervosität bei den Musikern aus, konnten sie doch nicht einschätzen, was da als Publikum auf sie zukommen würde. Die Bedenken waren umsonst. Der Auftritt wurde ein riesiger Erfolg, erzählen sie. Als das Programm am späten Abend beendet war, baute man um und legte noch einmal mit Rock nach. Als es dann doch irgendwann einmal zu Ende ging und die Veranstalter das Konzert beenden wollten, drohte ein Gast damit, eine große Magnumflasche fallen zu lassen, würde die Band nicht weiterspielen. Und er machte seine Drohung wahr.

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Und so sieht die Band heute aus!

Als dann 1980 der Keyboarder Peter Müller die Band verließ und Gerry Klein nachrückte, erweiterte sich das Repertoire nun auch um Jazznummern. 1983 stießen Paul Brodkorb am Bass und Matthias Gottschalk am Schlagzeug als Aushilfen zur Band. Irgendwann Ende der 80er, Anfang der 90er kam es dann zum endgültigen Wechsel von Bass und Schlagzeug. Bei einer Konzerttour nach Frankreich entschieden sich alle, diesen Schritt zu gehen. Es folgten Konzerte auf Hochzeiten, Polterabenden, Geburtstagen, Jubiläen. Die Band war gut im Geschäft ohne dass das Materielle je im Fokus gestanden hätte. Sie spielten, weil es ihre Leidenschaft war und bis heute geblieben ist, sagen sie.

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Silvester 1999 auf 2000, dem Millenniumereignis, das im Vorfeld so viel Sorgen bezüglich der Computer auslöste, wurde zum letzten Konzert in der damaligen Dream-Besetzung. Das Computerchaos blieb aus, die Band bildete sich noch einmal neu. Sie bestand nun aus Manfred Gottschalk an der Gitarre, Matthias Gottschalk am Schlagzeug, Paul Brodkorb am Bass und Jens Hartmann am Keyboard und Christoph Stupp als Vertretung.

Seit 2004 ist Dream nun auch regelmäßig im Topos in Wiesdorf zu finden. „Wir achten hier präzise darauf, Stücke nicht oder nur wenig zu wiederholen“, erklärt Brodkorb. „Es soll ja nicht langweilig werden.“ Bis 2003 spielte die Band übrigens ohne Setcards. Das Programm ergab sich aus der Stimmung des Publikums heraus. Manfred Gottschalk hat ein feines Gespür dafür, was die Leute hören wollen. So absolvierten die vier ihre Auftritte auf Zuruf. Das Repertoire musste sitzen und jederzeit abrufbar sein. Flexibilität war gefragt.

2012 hatte die Band eine ihrer größten Auftritte. Vor 10.000 Zuschauern im Essener Grugapark sorgten sie für Stimmung und gute Laune. Einen weiteren Höhepunkt erlebte die Band dann 2015 in Saint Tropez. Eingeflogen für eine private Geburtstagsfeier spielten sie vor der Kulisse von Swimmingpool, Lichtern und dem, was Saint Tropez ausstrahlt. „Dafür hat sich alles gelohnt“, sagt Gottschalk lächelnd. „Dafür machen wird Musik.“ Das 50-jährige Bestehen feierten sie im November 2019 vor 600 Gästen wieder auf der Bühne des Lindenhofes, um 50 Lebens und Musikjahre reicher. Inzwischen ist Christoph Stupp der Keyboarder der Gruppe. Jens Hartmann hat auf die Ersatzbank gewechselt.

Fast alle waren dort, die jemals für Dream gespielt haben. Es war ein nach Hause kommen nach einer langen Reise. Und dann kam Corona. In den Jahren 2020, 2021 gab es jeweils nur ein Konzert. Wie überall lag die Musik am Boden. Langsam findet wieder alles ins Leben zurück. Vor wenigen Wochen fand dann endlich eines der wenigen Konzerte nach den großen Lockdowns statt. Fast wäre es buchstäblich in Wasser gefallen, da ein Regenguss Dream zu einer längeren Pause zwang. Aber dann konnten sie doch das machen, was ihnen seit nun mehr 52 Jahren so sehr am Herzen liegt und was bei jedem Ton und bei jeder Geste zu spüren ist: nämlich Musik. 

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