Leverkusens Wirtschaft im Corona-JahrKurzarbeitergeld gehört zur Kalkulation

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Unternehmer und Arbeitnehmer brauchen eine längerfristige Perspektive. Das wünscht sich Andreas Tressin vom Arbeitgeberverband Rhein-Wupper.

Leverkusen – Mit dem „Auf Sicht fahren“ ist das so eine Sache. Der Lockdown wird noch einmal verlängert, aber was nächsten Monat geschieht, bleibt noch im Dunkeln. Für Andreas Tressin ist das recht unbefriedigend. „Die Bürger und die Wirtschaft brauchen nämlich eine Corona-Perspektive, die nicht nur bis Mitte Januar reicht, sondern ihnen zumindest für das nächste halbe Jahr einen Kompass gibt“, fordert der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Rhein-Wupper. Das sei schwer in der immer noch sehr unübersichtlichen Pandemie-Lage, räumt Tressin ein. Aber völlige Ungewissheit sei für alle ein Problem.

Die Unternehmen hätten im ersten Corona-Jahr vor „nie da gewesenen Herausforderungen“ gestanden. Jeden Tag waren Entscheidungen zu treffen, „um die eigenen Mitarbeiter zu schützen und zugleich die Geschäftstätigkeit möglichst aufrecht zu erhalten“, resümiert Tressin. Unter diesem Druck habe man die Folgen von Entscheidungen gar nicht komplett erörtern können. Die Arbeitsorganisation sei umgekrempelt worden – auch, um im Lockdown zum Beispiel die Betreuung der Kinder von Beschäftigten gewährleisten zu können. „Und schließlich mussten auch noch die zum Teil völlig unterschiedlichen Aussagen und Vorgaben der Gesundheitsämter gemanagt werden.“ Das sei zu Lasten der Produktivität und damit der Arbeitskosten gegangen. Aber: „Am wichtigsten im auslaufenden Jahr war die Erkenntnis, dass die Belegschaften im Krisenmanagement näher zusammengerückt sind.“

Andreas Tressin

Andreas Tressin, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Rhein-Wupper

Auch dieses Jahr werde es schwierig bleiben, den Betrieb unter den jeweiligen Hygienevorgaben überhaupt aufrecht zu erhalten. Das sei natürlich mit Kosten verbunden. Gleichzeitig müssten die Unternehmen ihre Liquidität im Auge behalten und die Arbeitsplätze sichern. Und das in einer Umbruchphase, in der speziell die Metall- und Elektroindustrie mit ihren vielen Autozulieferern stecke. Dafür muss viel Geld investiert werden. Und das sei nicht immer da.

Liquidität wird zum Problem

Oder die Unternehmen machten ungewöhnliche Kalkulationen auf: Mitunter tauche das Kurzarbeitergeld im Business-Plan für die nächsten Monate auf, sagt Tressin im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“. Dies und andere Hilfen der Bundesregierung seien in der Pandemie zweifellos wertvoll, räumt der Arbeitgeber-Vertreter ein. „Doch staatliche Fürsorge kann und darf marktwirtschaftliche Prozesse nicht außer Kraft setzen.“ Nach den Einzelhilfen müssten Strukturreformen her, „nur das ist nachhaltig“. Es sei jetzt entscheidend, die Erwartungen der Unternehmen und der Menschen zu stimulieren: „Denn welcher Unternehmer würde unter den aktuellen Bedingungen investieren, welcher Konsument bei der Sorge um den Arbeitsplatz shoppen gehen?“

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Die anstehenden „massiven Transformationen“ seien nur möglich unter „investitionsfreundlichen Rahmenbedingungen“, damit Unternehmen in neue Technologien und Arbeitsplätze investieren können. Denn auch wenn der Staat derzeit massiv eingreife. Für die Umsetzung des Wandels sorge am Ende doch der Unternehmer.

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