Mutter kritisiert Corona-Tests scharf„Sind Kitakinder weniger wert als Schulkinder?“

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Lolli-Test Kita Symbolbild

Lolli-Corona-Test in einer Kita (Symbolbild)

Leverkusen – Sind kleine Kitakinder weniger Wert und weniger schutzbedürftig, als Schulkinder? Diese provokante Frage stellt eine Leverkusener Mutter in einem Brief, den sie sowohl an die Landesregierung, wie auch an Oberbürgermeister Uwe Richrath und an die Kita geschickt hat, die ihre zwei Kinder besuchen. Von letzterer hat die Mutter Antwort bekommen, von den beiden ersten nicht.

Freiwillige Teilnahme

Ihr Problem betrifft die Corona-Pool-Tests, die in den Kitas der Stadt zwei Mal wöchentlich gemacht werden. Allerdings im Gegensatz zur Schule auf freiwilliger Basis, Eltern müssen zustimmen, damit ihr Kind an dem Test teilnehmen darf. Dabei werden mit dem kinderfreundlichen Lolli-Test zwei Abstriche im Mund genommen, alle Stäbchen einer Gruppe werden gemeinsam ausgewertet und erst falls der Pool positiv ausfällt, wird das zweite Stäbchen zur Nachtestungen der einzelnen Kinder ausgewertet.

„Am Anfang haben wir immer eine Mail von der Kita erhalten, dass alle Kinder negativ sind“, erzählt die Mutter, deren Name der Redaktion bekannt ist. Sie möchte ihn allerdings nicht in der Zeitung lesen, weil sie sonst um die Kinderbetreuung fürchtet.

Aus Angst Kinder zu Hause gelassen

Bald stellte sich aber raus: Nicht alle Kinder sind nachweislich negativ – sondern natürlich nur die, die auch am Test teilgenommen haben. „Wie können mein Mann und ich unsere Kinder schützen, wenn wir nicht wissen, ob Kinder in der Kita möglicherweise infiziert sind?“, fragt die Mutter.

Sie habe ihre 14 Monate alte Tochter und den vier Jahre alten Sohn deswegen schon eine ganze Weile nicht zur Kita geschickt. Das könne aber ja auch nicht die Lösung sein, schließlich haben viele Eltern aus beruflichen Gründen nicht die Möglichkeit dazu und zudem brauchen die Kinder den Raum zum Spielen mit Altersgenossen.

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Sowohl das städtische Jugend- wie auch das Gesundheitsamt stimmen ihr zu. „Wir würden eine flächendeckende verbindliche Teilnahme an den Lolli-Testungen begrüßen“, heißt es aus beiden Dezernaten. Das sehe das Land aber aktuell nicht vor. „Es wurde beim Städtetag von unterschiedlichen Kommunen, auch von Leverkusen, angesprochen und angeregt“, erklärt die Stadtverwaltung. Rechtliche Problem seien etwa der Kita-Beitrag und der Anspruch auf Betreuung.

Die Option, selbst eine Testpflicht einzuführen, gebe es „aktuell definitiv nicht“. Rund 3400 Kinder sind aktuell in städtischen Kitas angemeldet, bis Anfang November lagen der Stadt 2300 Einwilligungserklärungen für die Pooltestung vor. Demnach nimmt jedes dritte Kind nicht an der Testung teil. Die Quote der Kinder, die an den Tests teilnimmt, sei aber sehr unterschiedlich und liege je nach Einrichtung zwischen  25 und 95 Prozent.

Land will niemanden Ausgrenzen

„Wir schützen unsere Alten und Kranken in Krankenhäusern und Heimen, was vollkommen richtig ist. Aber was ist mit unseren kleinen Kindern, die noch in die Kita gehen?“, klagt die Mutter in ihrem Brief. Da sie keine Reaktion von der Landesregierung bekommen hat, hat die Redaktion hier noch einmal nachgefragt.

Die Antwort des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration: „Uns war und ist vor allem immer wichtig, dass möglichst allen Kindern der Zugang zum Kindertagesbetreuungsangebot eröffnet bleibt.“ Soll heißen: Man möchte durch eine Testpflicht keine Kinder von der Betreuung ausschließen – ein durchaus verständlicher Ansatz, schließlich würden dann die Kinder leiden, die nichts für die Entscheidung ihrer Eltern können. 

Sorge vor Langzeitfolgen

So aber leiden die Eltern der getesteten Kinder unter der Unsicherheit, ob nicht längst doch ein Infektionsgeschehen schwelt, von dem sie nichts ahnen. Und die Kinder unter der Gefahr, sich anzustecken und dann mit möglichen Symptomen und sicherer, 14-tägiger Quarantäne leben zu müssen. „Und mögliche Langzeitschäden sind ja auch noch ein Thema“, gibt die besorgte Mutter zu bedenken.  

Fehlende Laborkapazitäten

Das Land sieht die Interessenkonflikte, zwischen denen es abzuwägen gelte. „Der Prozess der Entscheidungsfindung zu dieser Frage ist auch noch nicht abgeschlossen“, heißt es in der Antwort der Ministeriums.

Ohnehin können Leverkusener Kinder sich glücklich schätzen, dass hier die PCR-Pooltests überhaupt flächendeckend angeboten werden. Viele Kommunen in NRW können das wegen fehlender Laborkapazitäten überhaupt nicht anbieten und greifen auf die wesentlich unzuverlässigeren Selbsttests des Landes zurück.

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