Neues MusikfestivalMusik-Konkurrenz für die Leverkusener Jazztage aus Köln

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Der Veranstalter von nebenan: Janning Trumann.

Der Veranstalter von nebenan: Janning Trumann.

Leverkusen  – Kein Zweifel: Es ist nicht unbedeutend, was da zuletzt in Köln passierte und von manch einem bereits als „Signal zum Aufbruch“ bezeichnet wurde: Köln bekommt sein eigenes Jazzfestival. Zu dessen Premiere werden vom 28. August bis zum 4. September an mehreren Orten in der Domstadt Künstlerinnen und Künstler des Genres auftreten. Der Titel des Konzertreigens lautet „Cologne Jazzweek“. Und natürlich tangiert diese Sache auch die Nachbarstadt, sorgt sie in Leverkusen für geschärfte Sinne und gespitzte Ohren.

Jazztage seit 41 Jahren

Denn: Mit den Jazztagen findet hier schließlich schon seit 41 Jahren jeden Herbst ein Festival statt, das vom Namen her eigentlich genau das leistet, was die Cologne Jazzweek nun ein paar Kilometer entfernt und wenige Wochen zuvor leisten will: einen Überblick über das, was derzeit im Jazz klingt und wummert und relevant ist. Eine klassische Konkurrenzsituation vor der Haustüre also. Oder doch nicht?

Fabian Stiens, seit 2016 Veranstalter und Chef der Leverkusener Jazztage, gibt sich diplomatisch: Natürlich sei es nie optimal, wenn zeitlich nah am eigenen Festival plötzlich Konkurrenz da sei. Aber: „Ich sehe die Jazzweek gar nicht so sehr als Konkurrenz.“ Das Kölner Festival werde ja von Stadt und Land getragen und gefördert und habe somit eine strenge Vorgabe zu erfüllen: die, dem Kulturauftrag nachzukommen. Sprich: Es sei nur bedingt vergleichbar mit einem kommerziellen Festival wie den Jazztagen, das von Zuschauereinnahmen und Sponsoren lebe.

Jazzweek eher traditionalistisch

Die Konsequenz: „Die Veranstaltenden der Jazzweek würden Künstler und Künstlerinnen wie Gregory Porter, Candy Dulfer, Tower of Power oder Jamie Cullum, die bei uns auftreten, wohl eher nicht buchen.“ Die Namen des Jazz also, die international für Furore sorgen, größere Hallen bespielen und zudem Jazz mit anderen Spielarten mischen. „Die Jazzweek ist im Vergleich zu uns eher traditionalistisch und konservativ ausgerichtet.“

Wie auch immer: Fabian Stiens betont, er könne erstens verstehen, dass sich in Köln nun jemand wie Jazzmusiker Janning Trumann der Sache annehme und ein solches Festival organisiere. „Das gehört zum Selbstverständnis einer Großstadt wie Köln dazu.“ Das sehe man ja auch in Düsseldorf und Bonn, wo es ähnliche Veranstaltungen gebe. Und zweitens erkenne er durchaus einen Mehrwert für die Festivallandschaft, denn: „Vielleicht ergeben sich ja auch Synergien daraus. Wer weiß.“

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Janning Trumann stimmt Stiens’ Einschätzung zu: „Wir sind keine Konkurrenz zu den Jazztagen.“ Das liege zum einen eben an dem bereits erwähnten „kommerziellen Charakter“ des Leverkusener Festivals – auch wenn das Budget mit knapp 1,1 Millionen Euro ähnlich hoch wie in Leverkusen veranschlagt ist. Und zum anderen daran, dass bei den Jazztagen eben nicht nur klassischer Jazz gespielt werde, wie er bei der Jazzweek erklingen soll. „In Leverkusen wird ein Crossover geboten, bei dem auch Pop, Funk und Soul einfließen. Das ist bei uns nicht der Fall.“

Fokus auf Kölner Szene

Zudem soll der Fokus in Köln auch weniger auf internationalen Musikerinnen und Musikern liegen. „Die Idee, die der Jazzweek zugrunde liegt, ist die Präsentation der Kölner Szene. Die Idee kommt aus dieser Szene heraus.“ Köln sei nun einmal die Jazzstadt in Deutschland schlechthin mit gut 1100 professionellen Jazzkonzerten vor über 50 000 Zuschauern pro Jahr, habe bislang aber keine Möglichkeit gehabt, dieser Rolle auch nach außen hin Ausdruck zu verleihen.

Das solle sich nun ändern. Geplant sei eine Aufteilung nach der Maßgabe: ein Drittel lokale, ein Drittel deutsche, ein Drittel internationale Acts. Und: Es gebe eben nicht dieses eine Festival-Zentrum wie in Leverkusen das Forum, sondern eine dezentrale Struktur mit gut 40 Konzerten im Stadtgebiet – aufgrund der Pandemie wohl erst einmal vor allem im Livestream. Hinzu kommen Fotoausstellungen, Workshops sowie Familien- und Kinderkonzerte. Eher innerer Kreis anstatt große Musikwelt also.

Womit Janning Truman übrigens den Bogen zu den Jazztagen schlägt. Stichwort „Familie“: „Meine Eltern haben mich von klein auf zu den Jazztagen mitgenommen. Die Jazztage haben mich geprägt.“

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