Mit 70 ProzentUwe Richrath (SPD) bleibt Leverkusens Oberbürgermeister

Lesezeit 3 Minuten
Auch wer hoch verliert, kann fair bleiben: Frank Schönberger (rechts) mit Uwe Richrath und seiner Frau Anne.

Auch wer hoch verliert, kann fair bleiben: Frank Schönberger (rechts) mit Uwe Richrath und seiner Frau Anne.

  • Politik für Familien sei sein „nächstes großes Thema“, sagte der alte und neue Rathaus-Chef.
  • Mit großem Vorsprung gewann Uwe Richrath am Sonntagabend.

Leverkusen – Das erste Ergebnis des Abends kam aus der Fixheide, aus der Verwaltung der Technischen Betriebe Leverkusen. Da sah es für Frank Schönberger noch ganz passabel aus: 40, 3 Prozent der Stimmen konnte der Herausforderer von Uwe Richrath dort verbuchen.

Danach wurde es aber frustrierend für den CDU-Mann aus Schlebusch: Als die Hälfte der Wahllokale ausgezählt war, lag Schönberger nur noch bei 27,5 Prozent, der amtierende OB mithin bei 72,5. Am Ende ging die Stichwahl glatt 70 zu 30 aus, Uwe Richrath hat geschafft, was seit der Kommunalreform kein Oberbürgermeister hinbekam: wiedergewählt zu werden.

„Absoluter Wahnsinn“ – so wertete der Sozialdemokrat das Ergebnis. „Das ist ein totaler Vertrauensbeweis“, der aber auch eine große Verpflichtung mit sich bringe. „Ich werde liefern müssen.“ Politik für Familien sei sein „nächstes großes Thema“, sagte der Rathaus-Chef. Kitas, Schulen – das müsse auch unter Pandemie-Bedingungen „verlässlich organisiert werden“.

Person, nicht Partei

Ein Grund für den deutlichen Sieg sei die Abkopplung von der krisengeschüttelten SPD gewesen, glaubt Richrath: „Ich habe mich als Person in den Vordergrund gestellt“; er stehe für eine Politik des Zuhörens. Das habe er den Leverkusenern vermittelt und sei dafür belohnt worden. Natürlich habe seine Partei ihn sehr unterstützt, relativierte der alte und neue OB. Aber zum Schluss sei es eben eine Persönlichkeitswahl gewesen.

Lesen Sie hier den Kommentar zum Ergebnis.

Dass es für den SPD-Mann auch im neuen Stadtrat notwendig sein wird, Mehrheiten für sich zu organisieren, bereitet ihm kein allzu großes Kopfzerbrechen. „Thematische Mehrheiten – das ist die Kommunalpolitik der Zeit. Koalitionen oder feste Bündnisse müssen nicht sein“, so Richrath. „Wir haben im Rat meist gut zusammengearbeitet“ – dafür sehe er auch jetzt alle Voraussetzungen.

So klar, wie es die Monitore der Rathaus-Mitarbeiter zeigen, war es am Sonntagabend von Anfang an: In sämtlichen Stimmbezirken holte der amtierende Oberbürgermeister Uwe Richrath die Mehrheit.

So klar, wie es die Monitore der Rathaus-Mitarbeiter zeigen, war es am Sonntagabend von Anfang an: In sämtlichen Stimmbezirken holte der amtierende Oberbürgermeister Uwe Richrath die Mehrheit.

Dass mit der AfD eine neue rechte Kraft gleich in Fraktionsstärke da ist, beunruhigt Richrath nicht sehr. Mit Blick auf die Beisicht-Truppe, den heutigen „Aufbruch Leverkusen“, verwies er darauf, „dass wir schon lange extrem Rechte im Rat haben“. Deren Stimmen spielten für ihn keine Rolle. Der OB wird wieder auch auf die CDU setzen.

Die muss allerdings erst mal eine krachende Niederlage verarbeiten. Dass es an der Partei gelegen haben könnte, schloss Frank Schönberger kategorisch aus. „Wir haben mit einem tollen Team einen super Wahlkampf gemacht“, bilanzierte er im Rathaus, nachdem er seinem Kontrahenten mit einem großen Blumenstrauß zum Wahlsieg gratuliert hatte. „Wir hatten die richtigen Themen, die Ansprache war gut.“

Frank Schönberger rätselt über die Ursachen

Woran lag es also, dass Schönberger keinen einzigen Stimmbezirk gewinnen konnte? Der Christdemokrat war zunächst ratlos, machte allenfalls ein paar Störgeräusche in den vergangenen Wochen aus. Die „chaotisch organisierte Wahl“ habe viele Bürger stark beschäftigt, „an manchen Ständen drehte sich die Hälfte der Fragen darum. So etwas hat es noch nie gegeben.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Für Schönberger selbst sei die sehr klare Niederlage Anlass, „politisch kürzer zu treten“. Vor allem stelle sich die Frage, ob er noch ein Jahr CDU-Vorsitzender bleiben soll. „Das werden wir am Montagabend besprechen.“ Von sich aus anbieten werde er den Rücktritt nicht. „Aber wenn das anders gesehen wird . . .“ Sein Plan sei, einen Nachfolger an der CDU-Spitze einzuarbeiten. Ob er dazu Gelegenheit bekommt, ist seit Sonntagabend fraglich.

KStA abonnieren