ProzessErst die Trennung – dann brannte die Wohnung in Opladen

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Brand nach Explosion in Opladen

Bei der Explosion in Opladen in der Wohnung an der Augustastraße flog die Fassade runter, anschließend brannte es.

Im Mai 2022 explodierte eine Wohnung an der Augustastraße. Die Mieterin und Exfreundin des Angeklagten sagte vor Gericht aus.

Die Frau, die durch den Brand und die Explosion am 3. Mai 2022 in der Opladener Augustastraße ihr Zuhause verloren hat, wendet sich ab, als der Angeklagte von Justizangestellten in den Gerichtssaal geführt wird. Ihr tiefes Ausatmen ist deutlich zu hören.

Aus der Haft hineingeführt wird der Mann, der verdächtigt wird, ihre Wohnung in Brand gesetzt zu haben. An jenem Freitagvormittag waren sie und eine Freundin gerade auf Mallorca gelandet und sie hatten im Hotel gefrühstückt; der Urlaub sollte beginnen.

Aber es kam anders: Kurz nach der Explosion in ihrer Wohnung bekam sie Anrufe und Mitteilungen, dass ihre Wohnung brenne. Also ging es mit dem nächsten Flieger zurück, gegen 16 Uhr habe sie schon in Opladen auf der Straße vor ihrer ausgebrannten Wohnung gestanden.

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Gegen den Exfreund Mohammad N. liegen derart starke Indizien für seine Täterschaft vor, dass er einen Monat nach der Tat in Untersuchungshaft kam. Seither sitzt er im Gefängnis.

Sieben Jahre lief die Beziehung der beiden. Eine „On-Off-Beziehung“, charakterisiert die heute 35-jährige Frau die Verbindung der beiden. Am Schluss lief es immer schlechter, sagt sie in der Verhandlung.

Verdacht auf einen weiteren Straftatbestand

Entsetzlich fanatisch sei er manchmal gewesen, „ein Kontrollorgan“, übersetzt der Dolmetscher ihre Erklärung aus Farsi, dem Persischen. Er habe gefordert, dass sie ihren Handy-Standort mit ihm teile, drängend gefragt, wenn sie mal länger offline war.

Zudem wirft sie ihm vor, dass er sie auch mit angeblichen Videos und Nacktbildern erpresst haben soll. Und ja, Beischlaf habe er auch von ihr verlangt, dann würde er diese Videos nicht im Internet veröffentlichen oder an ihre Familie schicken. Nach dem Satz stoppt der Richter seine Befragung, das sei jetzt ein anderes Thema, jetzt müsse möglicherweise die Staatsanwaltschaft auch in dieser Sache aktiv werden.

Die Frau ist kein Mäuschen, sie spricht offen über diese Themen. Sie war 2013 aus dem Iran nach Deutschland ausgewandert, wirkt im Zeugenstand selbstbewusst, äußert ihre Wünsche nach etwas zu trinken und nach Pausen und sagt, wenn sie wirklich nicht mehr kann. Als der Verteidiger des Angeklagten, Horst Terjung, nach gut vier Stunden Befragung durch Richter und Staatsanwalt seine Fragen an die 35-Jährige eher bellt als stellt, antwortet auch sie lauter. Fast etwas ungehalten, macht bald darauf aber deutlich, dass sie so langsam nicht mehr könne.

Frühere Trennungen, habe Mohammad N. nie akzeptieren können, er habe wiederholt versucht, sie umzustimmen. Wochen vor dem Brand hatte sie dann aus Angst und Vorsicht das Türschloss austauschen lassen, denn sie hatte den Verdacht, dass er sich unerlaubt und mit einem Trick einen Nachschlüssel gemacht hatte. Jetzt war klar: Sie musste nun wirklich Schluss mit ihm machen.

Was sie bald tat: Am 13. Mai explodierte um 10.30 die Wohnung an der Augustastraße. Das Auto des Angeklagten brannte um 11.25 Uhr unter der Stelze – nur fünf Tage zuvor hatte die Frau ihrem Freund Mohammad N. die finale Trennungsabsicht ihrerseits per SMS mitgeteilt.

Ungewöhnliches geschah dann nach dem Brand zwischen den beiden, oder besser, es geschah nicht: Ganz entgegengesetzt zu den Erfahrungen, die die Frau mit ihrem Ex-Freund gemacht hatte, meldete er sich jetzt nicht mehr bei ihr. „Sonst immer, dann kein Mucks mehr!“, sagt sie.

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