Schwarz-rote StromkästenAus Fan-Vandalismus soll unter Anleitung Street Art werden

Lesezeit 3 Minuten
Street Art oder Vandalismus? Bemalte Stromkästen sorgen immer wieder für Unmut.

Street Art oder Vandalismus? Bemalte Stromkästen sorgen immer wieder für Unmut.

Leverkusen – Ist das Kunst oder kann das weg? In diesem Fall: Ist das Street Art oder Vandalismus? An den zahlreichen irgendwie rot-schwarz bemalten Versorgungskästen im Leverkusener Stadtgebiet und inzwischen auch darüber hinaus im Umland scheiden sich die Geister. Dass Fans mit den Vereinsfarben des Fußball-Bundesligisten Bayer 04 ihr Revier abstecken, hat sich in jüngster Zeit zu einem Ärgernis entwickelt.

„Leider wurde die »Verschönerungsaktion« als Ausdruck der Vereinsliebe nicht überall mit der nötigen Sorgfalt und angemessenen handwerklichen Kompetenz ausgeführt“, so umschreibt die Ratsgruppe Die Linke Leverkusen in einem Antrag ausgesprochen diplomatisch, was als wilde Schmiererei das Stadtbild verschandelt. Was ist dagegen zu tun?

In der Sitzung der Bezirksvertretung in Opladen bewegte das am Dienstag die Gemüter der Kommunalpolitiker, die aus den Medien und direkt von den Bürgern eine verbreitete Verärgerung wahrgenommen hatten. Schließlich beschränkten sich die überwiegend dilettantischen Farbattacken nicht allein auf die sonst unauffällig grauen Kästen, die per se keine Schönheiten sind. Auch Verkehrsschilder und ganze Schilderbrücken über Autobahnen sowie Mauern an privaten und städtischen Anlagen erhielten des Nachts eimerweise Rot und Schwarz ab.

leverkusen-stromkaesten_

Grell dokumentierte Vereinstreue in Stadionnähe

Markus Pott (Opladen plus) wusste von einer frisch bepflanzten neuen Lärmschutzwand zu berichten, an der die Pflanzen ausgerissen und daneben geworfen wurden, um die Wand dann mit Farbe zu beschmieren. „Es ufert aus. Das dürfen wir nicht akzeptieren, davor dürfen wir nicht kapitulieren“, erregte sich der Opladener. Da wollten ein paar Leute der ganzen Stadt ihren Willen aufzwingen. Außerdem sei es nun einmal Sachbeschädigung. „Es ist ein Machtspiel“, ergänzte Friedrich Busch (FDP). „Die tarieren aus: Wie weit kann man gehen?“

Optische Kontrolle angestrebt

Es gehe darum, „die optische Kontrolle zu behalten“ und „den Straßenraum schöner zu gestalten“, befand Alexander Finke (SPD). Seine Fraktion hatte, unterstützt von der Linken, einen Auftrag an die Stadtverwaltung formuliert, Gespräche zu führen, um eine künstlerische Gestaltung der Kästen zu organisiere. Dazu sollen in erster Linie die Jugendkunstgruppen und Schulen eingespannt werden. Aber auch gerade die Bayer-Fans könnten motiviert werden, Schmierereien zu beseitigen und durch ansprechende Bemalungen zu ersetzen. 

„Marc Adomat ist am Thema dran“, versicherte Michael Molitor vom städtischen Ratsbüro. Der Schul- und Sportdezernent sei im Gespräch mit dem Verein und den Fanorganisationen sowie Jugendgruppen. Die Energieversorgung Leverkusen (EVL), deren Kästen besonders von den bisherigen, illegalen Malaktionen betroffen sind, habe bereits ihre Unterstützung signalisiert.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bis auf einen Bezirksvertreter stimmten am Ende alle für den Versuch, mit dieser organisierten Streetart-Kampagne – auch zugunsten von Bayer 04 – die wilden Farborgien der Fans zu befrieden.

KStA abonnieren