Straßenkunst in LeverkusenWo grauer Beton regierte, will die Stadt jetzt ein Graffiti

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Der Street-Art-Küntsler Matthias Furch macht die Stadtteilbibliothek In Schlebusch bunter und schöner.

Leverkusen  – Wenn nicht Sommerferien wären, könnte sich Matthias Furch vor neugierigen Blicken wahrscheinlich nicht retten. Schließlich steht er vor der Fassade der Stadtteilbibliothek am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium und hantiert mit allerlei interessanten Dingen: Farbdosen, Airbrush-Geräten, Klebestreifen, einer großen Atemmaske.

So kommt nur ab und an jemand vorbei – der Hausmeister, Damen und Herren auf Gassirunde mit ihren Hunden, ein paar Spaziergänger – und wirft einen Blick darauf, wie der 33-Jährige die bislang graue Wand des Gebäudes bunt ansprüht. Wie Matthias Furch dort viele schöne Farbtupfer setzt, wo Farbtupfer bislang nicht existierten, weil der graue Beton regierte.

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Matthias Furch ohne Maske aber dafür mit Leiter und darauf dem Namen seiner seiner Internetseite „bombye.de“.

Kunst auf Wunsch der Stadt

Der Street-Art-Künstler verschönert die Stadtteilbibliothek Schlebusch auf Wunsch der Stadt. Zuvor wurden deren Wände immer mit sinn-, anstands- und witzlosen Graffitischmierereien verunstaltet: Unter einer grauen Deckschicht sind noch die mittlerweile überstrichenen Linien eine Pentagrammes, der Schriftzug „Satan“ und das ein oder andere unflätige, verbal unter die Gürtellinie zielende Wort zu lesen. Regelmäßig habe jemand vorbeikommen müssen, um solchen Schund zu entfernen. Nun soll Matthias Furch Abhilfe schaffen.

Denn erstens könnte es sein, dass seine Bilder nicht übermalt werden, weil unter vielen Sprayern die Maxime herrscht, dass wirkliche, echte Kunstwerke nicht angetastet werden. Außerdem und zweitens „werde ich meine Bilder hinterher mit einer speziellen Schicht zum Schutz überziehen.“ Sprich: Sollte sich doch jemand daran zu schaffen machen, ließe sich das Ergebnis schnell wieder abwischen. Das Werk an sich werde nicht beschädigt. Die Bibliothekswände blieben bunt.

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Papageien, Wolken - und Bücher

Matthias Furchs Vorschlag, ein paar Tiere wie etwa einen großen Papagei, Wolken und natürlich Bücher aufzubringen, fand bei den Verantwortlichen der Stadt und der Schule sofort Gefallen. Und dass das Gebäude aus den 60er Jahren unter Denkmalschutz steht, sei auch nicht schlimm: „Ich habe die Erlaubnis, da das Motiv etwas mit dem Sinn und Zweck des Gebäudes zu tun hat“, sagt er.

Seit Dienstag sprüht er nun also in Schlebusch. Bis zum Schulbeginn im August hat er noch Zeit. Und am Ende wird Matthias Furch knapp 50 Quadrameter schöner gemacht und einen mittleren vierstelligen Betrag als Lohn für seine Arbeit erhalten haben.

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Wichtiges Utensil eines Street-Art-Künstlers: der Korb mit Farbdosen.

Die Welt bunter machen

„Ich will als Künstler der Street Art die Welt bunter machen“, sagt er. Geboren im thüringischen Suhl lebte Matthias Furch schon in Thailand, Frankreich, Italien, Ungarn, in Solingen, in Berlin, seit fünf Jahren fest in Leverkusen. Seit 20 Jahren sprüht er. Früher „nur Graffiti, oftmals nachts, illegal“. Wie so viele junge Menschen das zu Beginn tun, ehe sie seriöser, nachdenklicher und verantwortungsbewusster, selbstbewusster werden. Beim Sprühen von Schriftzügen und Namen auf Wände oder Züge gehe es „nur um Egoismus“. Der künstlerische Anspruch fehle völlig.

Und es spiele dabei erst recht keine Rolle, die Menschen an etwas teilhaben zu lassen wie im Falle von wirklicher Street Art, der er sich seit nun gut zehn Jahren widmet. „Seitdem ich mein Leben und meinen Freundeskreis überdacht und geändert habe“.

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Meist widmet er sich der Street Art eben in Form genau jener Auftragsarbeiten wie der am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Das Prozedere: „Die Leute haben eine freie Wand, kommen auf mich zu, bitten mich, etwas zu tun.“

Und dann kommt Matthias Furch mit seinem ebenfalls bemalten Kleinbus vorbeigefahren und sprüht ein Motiv ihrer oder seiner Wahl darauf – und wieder ist die Stadt ein klein wenig bunter geworden.

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